ZDF-Interview: Tritt die Ukraine Gebiete ab, Herr Makeiev?

    Interview

    Ukrainischer Botschafter im ZDF:Tritt die Ukraine Gebiete ab, Herr Makeiev?

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    Der Ukraine fehlen Waffen, gleichzeitig verstärkt Russland seine Angriffe. Botschafter Makeiev über die mögliche Abgabe von Gebieten, eine Nato-Perspektive - und schlaflose Nächte.

    TN: Gebt uns die Waffen, wir erledigen den Job"
    Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Makeiew, fordert vor einem Nato-Sondertreffen neue Militärhilfe. Russland sei mit seinen Vorräten weit überlegen, sagte er ZDFheute.17.04.2024 | 13:22 min
    Die Ukraine erlebt eine neue, heftige Angriffswelle. In der Stadt Tschernihiw wurden mehrere Menschen durch russische Raketen getötet, es gibt Dutzende Verletzte - Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagt fehlende Luftabwehr-Lieferungen des Westens. Die Bundesregierung bemüht sich derweil bei den Partnern um schnelle Hilfen.
    Bei ZDFheute live spricht der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, über den dringenden Bedarf an Waffen, die Möglichkeit einer Übergabe ukrainischer Gebiete, einer Spaltung des Landes als Nato-Perspektive und die ständige Angst um seine eigene Familie in dem Land.
    Das sagt Ukraines Botschafter Makeiev zu …

    … Deutschlands Initiative für mehr Ukraine-Hilfen:

    Es tut sich was.

    Oleksii Makeiev

    "Und die ganze Arbeit, die wir Ukrainer auf außenpolitischer Ebene geführt haben in den letzten Tagen und Wochen (…) hat auch dazu geführt, dass die Kollegen in Deutschland hier das gut verstanden haben und darauf reagiert haben.
    Ukraine: Lage dramatisch verschlechtert
    Nach dem Raketenangriff auf Tschernihiw hat Selenskyj mehr Flugabwehr vom Westen gefordert. Die könnte jedoch zu spät kommen.17.04.2024 | 1:42 min
    Annalena Baerbock und Boris Pistorius haben jetzt einen Brief verfasst an die Verbündeten. Der Bundeskanzler hat meinen Präsidenten am Samstag angerufen und noch ein weiteres Patriot-Flugabwehrsystem zugesagt."

    Ich hoffe, dass hier in Deutschland und überall auf der Welt jetzt begriffen wird, dass die Ukraine Waffen braucht, um sich vor Russland zu schützen.

    Oleksii Makeiev

    Gefechtsbereite Flugabwehrraketensysteme vom Typ Patriot des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr stehen auf dem Flugfeld des Militärflughafens Schwesing.
    Wegen verstärkter Luftangriffe wird Deutschland der Ukraine ein weiteres Flugabwehrsystem vom Typ Patriot liefern.13.04.2024 | 0:19 min

    … fehlender Munition in der Ukraine:

    "Wissen Sie, wenn sie an der Frontlinie an einem komplett zerstörten Gebäude eine Aufschrift finden von unseren Soldatinnen und Soldaten 'Gebt uns die Waffen, wir erledigen den Job', das ist eine klare Nachricht an die ganze Welt und an die Regierungen.

    Das ist, was wir brauchen: Waffen, Munition.

    Oleksii Makeiev

    Russland ist uns heute mit seinen Vorräten und unendlichen Drohnen- und Raketenbeschüssen weit voraus. (…) In zwei Jahren verbrachten wir in Kiew - wir haben das ausgerechnet, wir hatten 1.000 Luftalarmsirenen - insgesamt zwei Monate im Schutzbunker. Das ist die heutige Realität. Deswegen: Wir brauchen diese Waffen, das ist keine diplomatische Floskel."
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    … der Möglichkeit, Gebiete an Russland abzutreten:

    "Auf solche Vorschläge kommen auch einige meiner Gesprächspartner. Und meine Antwort in diesem Fall wäre: Welche Gebiete wären Sie bereit, abzugeben? Aber bitte nicht irgendjemandes Gebiete, sondern Ihre eigenen. Um das in normale, menschliche Sprache zu übersetzen:

    Wenn jemand bei Ihnen eingedrungen ist, wären Sie bereit, Ihre Familienmitglieder zu opfern? Oder Ihr Wohnzimmer dem Eindringling zu übergeben, damit im ganzen Haus oder Wohnblock dann Frieden herrscht?

    Oleksii Makeiev

    Und sind Sie sicher, dass dann der Angreifer nicht weitergeht, morgen oder übermorgen? (…) Millionen von Ukrainern leben heute unter russischer Besatzung - mit Folter, Vergewaltigungen und Vertreibungen nach Russland. Es geht um uns, es geht uns um Territorien, aber vor allem um Menschen."
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    … dem Vorstoß, nur Teile der Ukraine in die Nato aufzunehmen:

    "Nein, das wird so nicht funktionieren. Und wir hoffen, dass auch die Lösungen während des Nato-Gipfels in Washington in diesem Jahr uns erlauben werden, schnell an die Nato-Mitgliedschaft zu kommen."
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    … der Angst um seine Familie in der Ukraine:

    "Das Erste, was ich nach dem Aufwachen mache, ist, ich schaue wo gerade Luftalarm ausgelöst wurde und wo gerade Debris [Trümmer, Anm. d. Red.] gefallen sind und möglicherweise auch Treffer gekommen sind. Und das machen Millionen Ukrainer im Ausland und auch Dutzende Millionen Ukrainer in der Heimat."

    Es ist sehr belastend. Man schläft sehr wenig.

    Oleksii Makeiev

    Das Interview führte Christina von Ungern-Sternberg. Autor der Zusammenfassung ist Silas Thelen.
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