Neue Waffenlieferungen:Ukraine zwischen Angriffen und neuer Hoffnung
von Christian Mölling, András Rácz
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Während die Ukraine gezielt russische Militär- und Energieziele attackiert, wird sie selbst von verheerenden russischen Angriffen getroffen. Die Militäranalyse.
Zerstörtes Haus nach Raketenangriff in Odessa
Quelle: Reuters
Die Ukraine hat in der vergangenen Woche ihre geschickten Angriffe auf die militärische und energetische Infrastruktur Russlands fortgesetzt - und einige Erfolge für sich verbuchen können.
So traf am Morgen des 17. April eine ukrainische Langstreckendrohne ein russisches Ultra-Langstrecken-Frühwarnradar des Typs 29B6 "Konteyner" in der russischen Region Mordwinien, etwa 1.300 Kilometer von der Frontlinie entfernt. Höchstwahrscheinlich setzte die Ukraine erneut ein modifiziertes Leichtflugzeug vom Typ Aeroprakt A-22 ein, ähnlich dem, das Anfang April gegen die Drohnenfabrik in Tatarstan eingesetzt wurde.
Die Ukraine braucht weitere Waffen und Munition, um den russischen Angriffen Stand zu halten. Besonders umkämpft ist die Region um Charkiw.20.04.2024 | 1:28 min
Russischer Luftwaffenstützpunkt und Flugabwehr getroffen
Am 18. April gelang es der Ukraine, den russischen Luftwaffenstützpunkt in Dschankoj auf der besetzten Krim zu treffen. Der Stützpunkt wurde von mindestens einem Dutzend ATACMS MGM-140-Raketen getroffen, die die Anlage massiv beschädigten. Darüber hinaus wurde bei dem Angriff auch ein großes Munitionsdepot zerstört. Die Schäden an den Start- und Landebahnen scheinen sich jedoch in Grenzen zu halten, so dass der Luftwaffenstützpunkt weiterhin in Betrieb ist.
Ukrainische Drohnen trafen am Morgen des 20. April zudem mehrere Ziele der russischen Ölindustrie, darunter sowohl Depots als auch Raffinerien.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Ukraine schießt russischen Bomber ab
Der Ukraine gelingt es immer noch, ihre alten, ehemals sowjetischen Luftabwehrsysteme mit erstaunlicher Effizienz einzusetzen. Am 19. April gelang es der ukrainischen Luftabwehr offensichtlich, eine Tupolev Tu-22M3 abzuschießen. Der Bomber wurde in der Region Mosdok getroffen, mehr als 200 Kilometer tief hinter der Frontlinie.
Dringend benötigte Waffenlieferungen für die Ukraine: Nach monatelanger Blockade beschließt das US-Repräsentantenhaus neue Militärhilfen – in Höhe von rund 61 Milliarden Dollar.20.04.2024 | 1:30 min
Besonders verheerende Angriffe auf ukrainische Städte
Doch auch Russland hat in dieser Woche zwei außergewöhnlich verheerende Angriffe auf ukrainische Städte durchgeführt. In Tschernihiw wurden 18 Menschen getötet und weitere 78 in den getroffenen zivilen Gebäuden verwundet. Bei einem weiteren Angriff auf Dnipro wurden acht Menschen, darunter Kinder, getötet und 35 verwundet.
Vor dem Hintergrund eines russischen Raketenangriffs auf Tschernihiw mit Toten und Verletzten hat Präsident Selenskyj mehr Flugabwehr von den westlichen Partnern eingefordert.17.04.2024 | 1:42 min
Die erschöpfte ukrainische Luftverteidigung war nicht in der Lage, die ankommenden Raketen abzufangen, funktionierte aber noch erfolgreich gegen die langsameren, russischen Drohnen iranischer Bauart. Es ist durchaus möglich, dass der Angriff auf Dnipro eine unmittelbare Rache für den ukrainischen Angriff auf Dschankoj war.
Russland hat außerdem zum ersten Mal seit mehreren Monaten wieder Ziele im Bereich der Landwirtschaft in der Ukraine getroffen: In einer Salve von Luftangriffen wurden zwei große Getreidelager in der Region Odessa zerstört.
Es ist noch unklar, wie viele Waffen die Ukraine bekommen wird und wann sie geliefert werden können. Die ZDF-Korrespondenten Florian Neuhann und Luc Walpot berichten. 19.04.2024 | 2:34 min
Westen sagt mehr Flugabwehr zu
Als Reaktion auf den kritischen Mangel der Ukraine an modernen Luftabwehrwaffen hat die deutsche Regierung zugesagt, unverzüglich eine neue Patriot-Batterie zur Verfügung zu stellen, zusätzlich zu einem Iris-T-System, das in wenigen Wochen an die Ukraine übergeben werden soll.
Die niederländische Regierung erklärte, dass die niederländischen Streitkräfte zwar alle Patriots, über die sie verfügen, für internationale Verpflichtungen benötigen, dass Den Haag aber bereit ist, für alle Patriot-Systeme im Ausland zu zahlen, falls ihr Betreiber bereit ist, sie an die Ukraine zu verkaufen.
Die ersten US-Waffen könnten in weniger als einer Woche zum Einsatz kommen, sagt ZDF-Korrespondentin Bates. Laut ZDF-Reporter Walpot seien die Hilfen auch psychologisch wichtig.20.04.2024 | 2:46 min
"Jetzt gibt es eine Lücke, diese Lücke ist aber endlich", sagt Vizekanzler Habeck über die Waffenlieferungen für die Ukraine. Im letzten Jahr habe es "Fehleinschätzungen" gegeben.19.04.2024 | 7:35 min
Westliche Jets früher in der Ukraine?
Laut einer Erklärung der belgischen Regierung könnte die Ukraine noch vor dem Sommer die ersten F-16-Kampfjets erhalten. Es bleibt jedoch fraglich, ob die Ukraine bis dahin bereit und in der Lage sein wird, diese Flugzeuge zu beherbergen und effizient zu betreiben, insbesondere in Anbetracht der Fähigkeit Russlands, fast alle Ziele in der gesamten Ukraine anzugreifen. Jeder Stützpunkt, der die F-16 beherbergt, wird sicherlich ein Hauptziel für das russische Militär sein.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.