Nahost-Experte zu Libanon: Israel hat "Eskalations-Dominanz"

    Interview

    Angriffe auf die Hisbollah:Experte: Israel hat "Eskalations-Dominanz"

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    Israel setzt Angriffe gegen die Hisbollah im Libanon fort. Nahost-Experte Fabian Hinz sieht eine "neue strategische Phase". Eine Bodenoffensive könnte folgen - und neue Eskalation.

    TN Angriffe gegen Hisbollah
    Israel könne die Führungskräfte der Hisbollah verorten und gezielt angreifen, so Nahost-Experte Hinz. Eine weitere Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel sei zu befürchten.24.09.2024 | 13:03 min
    Trotz der vielen zivilen Opfer setzt Israel seine Luftangriffe auf die Hisbollah im Libanon fort. US-Präsident Joe Biden warnt vor einem "umfassenden Krieg". Fabian Hinz ist Experte für Militär und den Nahen Osten. Was die aktuelle israelische Militärtaktik besonders macht und wie wahrscheinlich eine Bodenoffensive ist und warum er mit einer weiteren Eskalation des Konflikts rechnet, erklärt er in der Sendung ZDFheute live.
    So sieht Hinz in den umfassenden Angriffen eine "neue strategische Phase" der israelischen Führung. Was die jüngsten Schläge Israels auszeichne, sei die Auswahl der Ziele: Es seien Hochwertsziele, "das heißt hochrangige Kommandeure der Hisbollah, über die die Israelis Geheimdienstinformationen hatten", erklärt Hinz.

    Nahost-Experte Fabian Hinz bei ZDfheute live.
    Quelle: ZDF

    ... ist Militär- und Waffenexperte und forscht momentan im Berliner Büro des Thinktanks International Institute for Strategic Studies (IISS) zu den Themen Verteidigung, Militäranalyse und Nahost.

    Experte: Israel nutzt die Schwäche der Hisbollah

    "Die Hisbollah hat direkt nach dem 7. Oktober angefangen, nordisraelische Siedlungen zu beschießen", erklärt der Nahost-Experte zum Ursprung der Eskalation. Israel habe daraufhin zurückgeschlagen und dabei bei der Hisbollah militärische Schwächen entdeckt - und diese "genutzt", so Hinz.
    Während der anhaltenden grenzüberschreitenden Feindseligkeiten zwischen der Hisbollah und israelischen Streitkräften steigt in Tyrus im Südlibanon am 23. September 2024 der Rauch auf.
    Die Zahl der Toten nach den israelischen Luftangriffen auf Hisbollah-Stellungen im Libanon ist auf knapp 500 angestiegen. Das teilte die Regierung in Beirut mit.24.09.2024 | 0:24 min
    Bei den aktuellen Luftschlägen sei "eine Sache ganz herausragend", so Hinz: Israels Aufklärungsfähigkeiten.

    Israel hat gezeigt, dass es in der Lage ist, die Waffenlager der Hisbollah zu verorten, die Führer der Hisbollah zu verorten und dementsprechend kann man auch sehr effiziente Luftschläge (…) starten.

    Fabian Hinz, Nahost-Experte

    Das werde das "strategische Potenzial der Hisbollah deutlich schwächen". So habe Israel bereits erklärt, einen substanziellen Teil der Hisbollah-Raketenbestände zerstört zu haben, mit denen etwa Tel Aviv oder Haifa angegriffen werden könne. Für den Norden Israels habe das allerdings keine Folgen - Angriffe nahe der libanesischen Grenze könnten nicht durch die aktuellen Luftschläge verhindert werden.
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    Hinz: Hisbollah versteckt Einrichtungen zwischen Zivilisten

    Dass bei den israelischen Luftangriffen auch eine hohe Zahl ziviler Opfer zu beklagen ist, erklärt Fabian Hinz mit dem "asymmetrischen Modell der Kriegsführung", die die Hisbollah-Miliz verfolge: "Die Hisbollah weiß, sie kann israelische Luftangriffe nicht abwehren. Das heißt, sie müssen ihre Einrichtungen verstecken."

    Das macht man auf unterschiedliche Arten und Weisen. Zum einen durch Untergrundanlagen (…). Zum anderen, dass man immer wieder militärische Anlagen in zivil-aussehenden Gebäuden versteckt.

    Fabian Hinz, Nahost-Experte

    Dementsprechend seien Angriffe gegen solche Anlagen immer mit zivilen Opfern verbunden.
    sgs libanon
    Weltweit gibt es Aufrufe zur Deeskalation wegen dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz. Dominik Lessmeister berichtet.24.09.2024 | 1:15 min

    Pufferzone könnte Distanz zum Feind bringen

    Das Ziel einer möglichen israelischen Bodenoffensive im Libanon könnte die Errichtung einer Pufferzone sein, so Hinz. In der Vergangenheit reichten diese etwa bis zum Litani-Fluss, der 30 Kilometer von der Grenze entfernt ist:

    Das heißt man bringt Abstand zwischen feindliche Kämpfer und die nordisraelische Grenze.

    Fabian Hinz, Nahost-Experte

    Eine Bodenoffensive wäre allerdings auch mit eigenen Verlusten auf israelischer Seite verbunden - anders als bei den Luftanschlägen. Zudem wären, wie bereits in der Vergangenheit beobachtet, ein jahrelanger Guerillakrieg sowie viele zivile Opfer nicht ausgeschlossen, so der Experte.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    Hinz rechnet mit Ausweitung des Konflikts

    Noch immer sei die Hisbollah allerdings so stark, dass sie "jeden Punkt in Israel" mit Raketen und Drohnen beschießen könne, so Hinz. Die Miliz könne immer noch gewisse Fähigkeiten in der Hinterhand haben, mit der man Israel bekämpfen könne: "Sollte es eine weitere Eskalation geben - und momentan sieht ja alles danach aus - dann könnte man auch erwarten, dass die Hisbollah neue Ziele in der israelischen Tiefe angreift."
    Aktuell sei zudem mit dem Eingreifen anderer Gruppierungen im Nahen Osten, etwa von irakischen Milizen, den Huthis oder des Iran zu rechnen, erklärt Hinz.
    Israel werde seine guten Aufklärungsmöglichkeiten nutzen, "um die militärischen Fähigkeiten der Hisbollah so stark zu schwächen, wie es nur möglich ist", so Hinz. Eine Deeskalation sei eher unwahrscheinlich. Eher intensiviere Israel seine Luftangriffe zeitnah.

    Die Israelis haben momentan Eskalations-Dominanz.

    Fabian Hinz, Nahost-Experte

    Das Interview führte ZDF-Moderator Philip Wortmann. Autor der Zusammenfassung ist ZDFheute-Redakteur Silas Thelen.

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