Lage im Libanon:Helfer: Eine Million Menschen auf der Flucht
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Israels Militär greift die Hisbollah im Libanon an, viele Menschen versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Etwa eine Million seien auf der Flucht, schätzt eine Hilfsorganisation.
Flüchtlinge laden ihre Habseligkeiten auf einen Lastwagen (Archivfoto)
Quelle: epa
Im Libanon sind nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Die Not sei jetzt schon groß, sagte Lara Dovifat von Ärzte ohne Grenzen Deutschland dem WDR. Das libanesische Gesundheitssystem sei schon vorher an seine Grenzen gekommen.
Wegen der prekären Lage werde die Hilfsorganisation ihre Arbeit vor Ort wahrscheinlich weiter ausbauen. Besonders stark nachgefragt seien grundlegende Artikel wie Matratzen, Decken, Trinkwasser und Hygienekits.
Dovifat bezieht sich bei den Zahlen auf einen Bericht der BBC von Sonntag, der wiederum auf Angaben des libanesischen Premierministers beruht, wie ein Sprecher der Hilfsorganisation mitteilte.
Evakuierungsaufruf im Süden, Luftangriffe in der Nähe von Beirut, Tausende auf der Flucht – der Angriff der israelischen Armee hinterlässt seine Spuren im Libanon. 01.10.2024 | 2:22 min
Zypern: Evakuierung von EU-Bürgern
Die Republik Zypern setzte derweil einen detaillierten Plan in Kraft, um mögliche Evakuierungen von Bürgern aus der EU und anderen Staaten im Falle einer weiteren militärischen Eskalation im Libanon zu unterstützen. Das teilte der zyprische Regierungssprecher Konstantinos Letybiotis auf X mit.
Zypern liegt gut 250 Kilometer vom Norden Israels entfernt. Es ist das EU-Land, das geografisch am nächsten liegt. Schon Ende September hatte es aus Regierungskreisen geheißen, es könnten Fähren eingesetzt werden, falls der Flughafen von Beirut schließen müsse.
Aus Sorge vor einer weiteren Eskalation sind nach UN-Angaben bereits 100.000 Libanesen ins Nachbarland Syrien geflohen. Die Bundeswehr fliegt erste Botschaftsangehörige aus.30.09.2024 | 1:30 min
Unterbringung in Zelten und Schulen geplant
Die Ausreisewilligen würden dann aus dem Libanon in die Hafenstädte Limassol oder Larnaka auf Zypern gebracht. Auf diesen Routen konnten seit Beginn des Gaza-Kriegs bereits mehrmals Menschen in Sicherheit gebracht werden.
Der Evakuierungsplan mit dem Namen "Hestia" sieht vor, dass Flüchtende vorübergehend in Zelten, Schulen und Hotels untergebracht werden, bis sie in ihre Heimatländer weiterfliegen.
Während des einmonatigen Kriegs zwischen Israel und der Hisbollah im Sommer 2006 wurden fast 60.000 Menschen aus dem Libanon über Zypern in Sicherheit gebracht.
Bei israelischen Angriffen auf die Hisbollah soll es 1.745 Tote gegeben haben, viele Menschen sind auf der Flucht. Die Stimmung im Land schwankt zwischen Wut und Hoffnung.