Reaktionen auf Kreml-Leaks: "Zwingend aufklären"

    Russisches Rotes Kreuz:Kreml-Leaks "zwingend aufklären"

    von Jonas Halbe und Timo Schober
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    Nach ZDF-Enthüllungen über die Instrumentalisierung des Russischen Roten Kreuzes durch den Kreml fordern Politiker und Transparency International Konsequenzen.

    Putin
    Der estnischen Online-Plattform "Delfi" sind Dokumente aus der russischen Präsidialverwaltung zugespielt worden, ZDF und der Spiegel haben sie ausgewertet. 27.02.2024 | 1:38 min
    Ein Rotkreuz-Chef, der Rüstungsbetriebe auszeichnet, Rotkreuzler, die mit uniformierten Kämpfern Schulen besuchen - und ein geheimer Plan des Kreml für die besetzten Gebiete in der Ukraine: Nach Veröffentlichung der Recherchen von ZDF frontal und des "Spiegel" über das Russische Rote Kreuz fordern Vertreter von Regierungsparteien sowie der Opposition Konsequenzen.
    Deutschland müsse die russische Hilfsorganisation sanktionieren und das Deutsche Rote Kreuz "jegliche Kooperation unverzüglich einstellen", verlangt der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter. Das Rote Kreuz in Moskau sei nicht neutral, sondern trage zu Völkerrechtsbruch und Kriegsverbrechen bei.

    Strack-Zimmermann: "Zwingend aufklären"

    Das Internationale Rote Kreuz müsse die Vorwürfe "zwingend aufklären", sagte die Politikerin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dem ZDF. Schon das Belarussische Rote Kreuz habe bei der Verschleppung von ukrainischen Kindern eine erschreckende Rolle gespielt, so die Verteidigungspolitikerin. Ende 2023 wurde die belarussische Organisation deswegen aus dem Rotkreuz-Dachverband ausgeschlossen.

    Kreml-Leaks
    :Putins Macht über das Russische Rote Kreuz

    Das Rote Kreuz verspricht Neutralität. Doch den russischen Ableger leiten Kreml-Unterstützer. Er soll das Internationale Rote Kreuz in den besetzten Gebieten der Ukraine ersetzen.
    von J. Halbe, C. Huppertz, F. Obermaier, T. Schober
    Rotes Kreuz Russland
    Exklusiv
    Das Russische Rote Kreuz sowie dessen Vorsitzender wurden zwar vor einigen Monaten von der ukrainischen Regierung sanktioniert, durften aber Mitglied der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften (IFRC) bleiben. Die IFRC teilte am Dienstag mit, sie habe eine Untersuchung eingeleitet. "Wir setzen uns mit dem Russischen Roten Kreuz in dieser Angelegenheit in Verbindung", bestätigt es auf ZDF-Anfrage.
    Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, spricht während einer Pressekonferenz im Elysee-Palast
    Eine direkte Beteiligung von Nato-Soldaten im Ukraine-Krieg stand bisher nicht zur Debatte. Nun schließt Macron den Einsatz von Bodentruppen durch sein Land nicht mehr aus. 27.02.2024 | 1:14 min

    Von Notz warnt vor "Unterwanderung" von Institutionen

    Der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz sieht im Treiben des Russischen Roten Kreuzes ein weiteres Beispiel "für die potentielle und tatsächliche Unterwanderung öffentlicher und privater Institutionen durch Putins Russland". Verantwortliche in Politik und Wirtschaft müssten diesbezüglich viel sensibler, kritischer und wehrhafter werden.

    Die illegitime Einflussnahme, das Manipulieren von Diskursen, die Polarisierung und das Spalten demokratischer Gesellschaften stehen im außenpolitischen Playbook Putins ganz oben und sind eine relevante Gefahr für unseren Rechtsstaat.

    Konstantin von Notz, Grünen-Abgeordneter

    Mykolajiw: Leben ohne sauberes Trinkwasser
    In der ukrainischen Stadt gibt es seit Kriegsbeginn kein sauberes Trinkwasser mehr. Unter anderem das Rote Kreuz versorgt die verbliebenen Einwohner mit Trinkwasser-Stationen.02.02.2024 | 2:03 min

    Deutsches Rotes Kreuz: 100.000 Euro Unterstützung

    Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat noch nach Kriegsbeginn, im Frühjahr 2022, die russische Schwestergesellschaft mit 100.000 Euro unterstützt. Auch ein "Memorandum of Cooperation" sei im Rahmen dessen unterzeichnet worden. Dies sei "nichts Besonderes", heißt es beim DRK.
    Dort sei lediglich vereinbart, dass "sich beide Seiten an die Grundsätze der Rotkreuz-Bewegung halten". Außerdem werde festgehalten, "welche Projekte man zusammen angeht und wie viel Geld dafür ausgegeben wird". Offenlegen wollte das DRK das Dokument trotz mehrmaliger Nachfrage von ZDF frontal jedoch nicht.

    Das Kreml-Leak stammt aus der russischen Präsidialverwaltung. Es umfasst etwa 30 Unterlagen und Papiere, die von 2020 bis Dezember 2023 datiert sind. Sie wurden dem estnischen Medium "Delfi" zugespielt, welches sie mit dem ZDF, dem "Spiegel", dem österreichischen "Standard" und der Schweizer Tamedia-Gruppe, den russischen Exilmedien "Meduza" und "iStories" sowie "Expressen" aus Schweden, "Frontstory.pl" aus Polen und der Osteuropa-Plattform "VSquare.org" geteilt und ausgewertet hat.  

    Amnesty International pocht auf Unabhängigkeit

    "Das Rote Kreuz muss unabhängig arbeiten", betonte Christian Mihr, stellvertretender Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. "Die Präsidentin des DRK, Gerda Hasselfeldt, sollte aktiv werden und Aufklärung einfordern", sagte Margarete Bause, stellvertretende Vorsitzende von Transparency International Deutschland, gegenüber ZDF frontal.

    Bis zum Vorliegen eines Untersuchungsberichtes muss die Mitgliedschaft des Russischen Roten Kreuzes auf Eis gelegt werden.

    Margarete Bause, Transparency International Deutschland

    Das DRK verwies indes auf die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften. Diese sei für die Aufklärung zuständig, man stehe in Kontakt. Zuständig für eine Suspendierung wäre das Governing Board der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften. In diesem sitzt seit Juni 2022 ausgerechnet der Chef des Russischen Roten Kreuzes, Pawel Sawtschuk.
    Ukraine: Reha-Klinik für Soldaten
    Zwei Jahre Krieg in der Ukraine - wie geht es den verwundeten Soldaten? In Odessa ist ein ehemaliges Krankenhaus zu einer Reha-Einrichtung für Soldaten geworden. 19.02.2024 | 1:43 min

    Auch Schwedisches Rotes Kreuz reagiert

    Auch andere nationale Rot-Kreuz-Organisationen äußerten sich zu den sogenannten "Kreml Leaks"-Enthüllungen. "Wir sind uns bewusst, dass die Recherchen das Vertrauen in die gesamte Bewegung und damit auch die Fähigkeit, Menschen in Not zu helfen, beeinträchtigen können", erklärte das Schwedische Rote Kreuz. Man erwarte von allen Mitgliedern der Bewegung, dass sie sich an die Satzung und die Grundprinzipien halten würden. "Für Fälle, in denen unsere Grundprinzipien nicht eingehalten werden, haben wir klare Verfahren, um damit umzugehen", sagt ein Sprecher.

    Neues Leak aus dem Kreml
    :"Informationskrieg" für Putins Wiederwahl

    Interne Dokumente zeigen, wie der Kreml Wladimir Putins Wiederwahl sicherstellen will. Im Fokus: ein "Informationskrieg" und die "patriotische Erziehung" in den besetzten Gebieten.
    von C. Huppertz, J. Halbe, E. Simantke und J. Bartz
    Putin, Überwachungsstaat
    Exklusiv
    Das Auswärtige Amt finanziert das Russische Rote Kreuz offenbar indirekt mit. Das Ministerium überwies allein 2023 rund 270 Millionen Euro an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das wiederum das Russische Rote Kreuz finanziell unterstützt. "Bei Zuwendungen an humanitäre Organisationen überprüft das Auswärtige Amt stets sehr sorgfältig die Einhaltung der Zweckbestimmung des Haushaltstitels, die Erreichung der Projektziele und die ordnungsgemäße Verwendung der Mittel und wird dies auch bei zukünftigen Zuwendungen tun", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

    frontal
    Quelle: ZDF

    Mehr zu dem Thema sehen Sie am Dienstag bei frontal. Am 27. Februar um 21 Uhr im ZDF und in der ZDF-Mediathek.

    Aufgedeckt: Putin will Rotes Kreuz "ersetzen"

    Am Dienstag hatte ZDF frontal zusammen mit dem "Spiegel" sowie einem internationalen Journalistenkonsortium enthüllt, wie der russische Präsident Wladimir Putin das Internationale Komitee vom Roten Kreuz aus den besetzten Gebieten in der Ukraine verdrängen will. Den Plänen zufolge soll es durch den russischen Ableger "ersetzt" werden.
    Mehrere führende Mitglieder des Russischen Roten Kreuzes (RRK) unterstützen zudem offen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Der Vorsitzende der vermeintlich neutralen Organisation engagiert sich offenbar in Gruppierungen, die Geld und Material für Soldaten an der Front sammeln und russische Propaganda verbreiten.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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