Olena Selenska: Psychisch sind Ukrainer ausgelaugt

    Markus Lanz - Das Jahr 2023 :Selenska: Krieg reißt Familien auseinander

    von Pierre Winkler
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    Der Krieg in der Ukraine ist für Familien eine Tragödie. Das beschreibt Olena Selenska, die Gattin des ukrainischen Präsidenten, mit eindringlichen Worten im ZDF-Jahresrückblick.

    Gerade an Weihnachten kommen Familien zusammen. "Diese Tradition ist nicht fortführbar", sagt Olena Selenska über die aktuelle Lage in ihrem Land.
    Die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj berichtet am Mittwochabend bei "Markus Lanz - Das Jahr 2023":

    Dieser Krieg verändert alles. Er verändert Familien, teilt sie auf.

    Olena Selenska, Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj

    Das gelte auch für die Präsidentenfamilie in Kiew. "Wir können nicht zusammenleben, können nicht als Familie zusammen sein", sagt Selenska. "Mein Mann ist die ganze Zeit bei der Arbeit. Wir sehen uns sporadisch, jedoch nicht regelmäßig. Er fehlt den Kindern." Selenska und ihr Mann haben eine Tochter und einen Sohn.

    Selenska: Kinder verstehen, wofür ihr Vater kämpft

    Ihre Kinder verstünden aber ganz genau, warum ihr Vater so selten zu Hause sein könne: "Zum Glück wissen wir, wofür wir alle kämpfen. Wofür er kämpft. Warum wir nicht zusammen sein können. Er hat keine Schuld daran."
    Ähnlich gehe es zahlreichen anderen Menschen im Land. "Psychisch gesehen sind die Ukrainer ausgelaugt", sagt Selenska. "Wir haben keine andere Wahl, wir müssen stark bleiben und warten, bis wir uns wieder mit unseren Familienmitgliedern vereinen."

    Warum warten wir auf den Sieg? Weil wir uns dann wiedersehen. Weil wir wieder als Familie zusammenkommen.

    Olena Selenska, Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj

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    Selenska: Verschleppte ukrainische Kinder ein "riesengroßes Verbrechen"

    Selenska spricht auch über die massenhaft von russischer Seite verschleppten ukrainischen Kinder. Auch das sei für die Familien der Ukraine furchtbar.
    Laut Selenska gehen ukrainische Fachleute von 19.500 Kindern aus, "die gesetzwidrig zwangsweise in die nicht kontrollierten ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk, die Krim und in die Russische Föderation verschleppt worden sind".
    Das sei "ein riesengroßes Verbrechen" und zeige, "was für Werte sie verteidigen hinter dieser Grenze" in Russland. Es gebe von ukrainischer Seite einen Plan, "wie man auf Russland Druck ausübt, um die Kinder zurückzubekommen".
    Bislang sei es aber erst gelungen, 387 verschleppte Kinder wieder in die Ukraine zu bringen. Das seien vor allem ältere Kinder, die von sich aus mit ihren Familien oder Hilfsorganisationen in Kontakt getreten seien.
    "Was aber geschieht mit den kleineren Kindern, die noch nicht über sich selbst informieren können, vor allem mit den Babys, die noch nicht sprechen?", fragt Selenska. "Man kann es sich nur vorstellen."



    Selenskas Dank an Deutschland

    In vielen ukrainischen Familien seien zudem die Frauen zu Beginn des Kriegs ins Ausland geflüchtet. "Viele leben in Deutschland. Wir sind Ihnen dafür dankbar, dass Sie sie aufgenommen haben", sagt Selenska. "Sie haben wunderbare, komfortable Bedingungen."
    Ihr Dank gilt auch deutschen Waffenlieferungen für die ukrainische Luftabwehr, mit denen Städte und Siedlungen geschützt seien. Gleichzeitig warnt Selenska: "Die Vorstellung alleine, dass die Verteidigungsmittel ausgehen, wenn die Unterstützung nicht mehr da ist, ist furchtbar. Das bedeutet für uns einen Niedergang."
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