Ukraine-Krieg: Wie der ukrainische Rückzug aus Kursk läuft
Analyse
Russland erobert Gebiete zurück:Wie der ukrainische Rückzug aus Kursk läuft
von Christian Mölling, András Rácz
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Die Ukraine zieht sich aus Kursk zurück - und erleidet dabei erhebliche Ausrüstungsverluste. Putin spricht von eingeschlossenen Truppen, doch dafür gibt es keine Beweise.
Das ukrainische Militär verliert weiter Gelände, besonders auf russischem Territorium in der Region Kursk. So meldete Russland die Rückeroberung der Kleinstadt Sudscha. 15.03.2025 | 0:24 min
Die russischen Streitkräfte haben die Region Kursk fast vollständig zurückerobert. Sie haben Sudscha sowie die meisten zuvor von ukrainischen Streitkräften gehaltenen Siedlungen eingenommen.
Sporadische Kämpfe finden immer noch im Grenzgebiet statt, wo ukrainische Truppen die Dörfer Gogolewka, Oleschnja, Guevo und Gornal halten.
Die Kämpfe sind zwar noch nicht beendet, aber es ist klar, dass die ukrainische Präsenz in der Region Kursk in den kommenden Tagen beendet sein wird. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete bereits - im Einklang mit der offiziellen Kommunikation der Regierung - dass die Operation in Kursk ihre Aufgabe erfüllt habe.
Zur Unterstützung der Ukraine versucht London, eine Koalition der Willigen zu schmieden. Derweil gehen die Kämpfe an der Front mit unverminderter Härte weiter.15.03.2025 | 2:40 min
Keine Hinweise auf eingeschlossene Truppen
Trotz der Behauptungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass Tausende von ukrainischen Soldaten eingekesselt seien, gibt es keine Beweise aus offenen Quellen, die das Vorhandensein einer größeren Einkesselung belegen würden.
Zwar gab es während des Rückzugs durchaus Fälle, in denen verwundete oder abgeschnittene ukrainische Soldaten gefangen genommen wurden, doch die von Putin und Trump behaupteten "Tausende" können nicht belegt werden. Auch die ukrainische Regierung bestreitet, dass es eine solche Einkreisung gegeben habe.
Quelle: ZDF
Inzwischen ist klar, dass die sich zurückziehenden ukrainischen Streitkräfte schwere Verluste an schwerem Gerät und Fahrzeugen erlitten haben, die hauptsächlich auf russische Drohnenangriffe zurückzuführen sind.
USA liefern wieder Waffen und Informationen
Am 11. März erklärten sich die USA bei den Gesprächen in Dschidda bereit, die nachrichtendienstliche Unterstützung für die Ukraine wieder aufzunehmen, die eine Woche zuvor ausgesetzt worden war. Auch die Lieferung von Militärhilfe wurde wieder aufgenommen.
Die EU berät über finanzielle Hilfe für die Ukraine und über die Perspektive einer Waffenruhe. Europa präsentiert sich "geschlossen an der Seite der Ukraine", so Isabelle Schäfers.17.03.2025 | 1:25 min
Wahrscheinlich im Rahmen einer Informationskampagne, mit der Russland unter Druck gesetzt werden soll, teilten die USA mit, dass sie die Lieferungen von GLSDB (Ground-launched Small Diameter Bombs) wieder aufgenommen haben.
Dabei handelt es sich um bereits modernisierte Versionen der Waffe, die weniger empfindlich auf russische Störsender reagieren sollen als die früheren Varianten.
"Bei dem Treffen ging es um die militärische Unterstützung der Ukraine, die militärische Absicherung eines möglichen Waffenstillstands und auch darum, weiter Druck auf Russland auszuüben."15.03.2025 | 1:22 min
Wenige Veränderungen an den Fronten
Die ukrainischen Streitkräfte haben ihre lokalen Gegenangriffe in der Region Pokrowsk südlich der Stadt fortgesetzt. Dabei kam es zu keinen nennenswerten territorialen Veränderungen, die Kämpfe beschränkten sich hauptsächlich auf Stellungskämpfe.
Unterdessen wurde die russische Offensive, die darauf abzielt, Pokrowsk von Süden her einzuschließen, zumindest vorübergehend gestoppt. Schwere Kämpfe wurden in Richtung Kupjansk fortgesetzt. Den ukrainischen Streitkräften gelang es, die russischen Truppen bei Synkiwka zurückzudrängen.
Im Süden stießen die Russen nördlich von Welyka Nowosilka sowie nördlich des Flusses Wowtscha bei Sribne und Jasenow geringfügig vor.
Eine Waffenruhe könnte der Ukraine helfen oder Russland in die Hände spielen. Warum Moskau nur taktisch agiert und wie Trump in Putins Kalkül passt, erklärt Militärexperte Gressel.15.03.2025 | 29:26 min
Neuer Lenkflugkörpertyp für Ukraine
Am 15. März gab Selenskyj bekannt, dass die Ukraine die Entwicklung der "Long Neptune" abgeschlossen hat, einer Version der Neptune-Anti-Schiffs-Rakete mit größerer Reichweite, die auch Bodenziele treffen kann. Die angebliche Reichweite der Waffe beträgt etwa 1.000 Kilometer.
Selenskyj behauptete, das System sei bereits kampferprobt; es ist jedoch nicht klar, auf welchen jüngsten ukrainischen Angriff er sich bezog.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Ukrainische Drohnen- und Marschflugkörperangriffe immer erfolgreicher
Dank der konsequenten Bemühungen der Ukraine, die russischen Flugabwehrsysteme zu zerstören und zu schwächen, hat auch die Effizienz der Drohnen- und Marschflugkörperangriffe zugenommen.
In der Nacht vom 10. auf den 11. März führte die Ukraine eine größere Serie von Drohnenangriffen auf die Region Moskau und die Stadt Moskau selbst durch. Dabei wurde nicht nur die Moskauer Ölraffinerie getroffen, sondern auch einige Wohngebiete beschädigt.
Während in Saudi-Arabien über einen Weg in Richtung Frieden gesprochen wird, zeigt die Ukraine Muskeln. Sie greifen Russland massiv mit Drohnen an. Wie reagiert der Kreml? 11.03.2025 | 2:53 min
Der Luftwaffenstützpunkt Djagilewo in Rjasan wurde ebenfalls getroffen, ebenso wie eine Anlage in Stalnoi Kon, Region Orjol, die den Ölfluss durch die Druschba-Pipeline kontrolliert.
Am 14. März wurde die Ölraffinerie Tuapse in der russischen Region Krasnodar getroffen. Ukrainischen Medien zufolge wurde die "Lange Neptun" gegen Tuapse, eine der größten russischen Ölraffinerien, eingesetzt.
Bei einem Raketenangriff wurden in Odessa vier Menschen getötet und Dutzende verwundet; am 15. März wurde die Stadt Krywyj Rih nach dem verheerenden Raketenangriff der letzten Woche erneut getroffen. Diesmal wurden zwölf Menschen verwundet, einige von ihnen schwer.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.