Globaler Naturschutzvertrag: Das Kunming-Montreal-Abkommen
FAQ
Das Kunming-Montreal-Abkommen:Wie die Welt die Natur schützen will
von Caelan Novo Fernandez
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Das Kunming-Montreal-Abkommen ist ein Naturschutzvertrag, der das Artensterben beenden soll. Was sind die konkreten Ziele und Vereinbarungen, um das zu erreichen?
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Für die Biodiversität - also die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme - könnte das Kunming-Montreal-Abkommen einen historischen Umbruch im Naturschutz bedeuten.
Nach vier Jahren Verhandlung verpflichtet sich die internationale Staatengemeinschaft dazu, den Verlust biologischer Vielfalt bis 2050 zu beenden - mehr noch, es umzukehren. Ist das Abkommen die Reißleine vor dem Ökosystemkollaps?
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Was ist das Kunming-Montreal-Abkommen?
Das Kunming-Montreal-Abkommen ist ein internationaler Rahmenvertrag zum Schutz der Natur. 196 Staaten vereinbarten 2022 auf dem Biodiversitätsgipfel der UN in Montreal mehrere Ziele, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen.
Deutschland und die Europäische Union gehören zu den Vertragsstaaten des Übereinkommens - auch bekannt als das "Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework" (GBF).
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Was sind die Ziele des Kunming-Montreal-Abkommens?
Das Kunming-Montreal-Abkommen umfasst 23 Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität, die bis 2030 abgeschlossen sein sollen. Bedrohungen für die biologische Vielfalt sollen verringert und menschliche Nutzung der Natur auf Nachhaltigkeit umgebaut werden. Zudem sollen die Mitgliedsstaaten politische, wirtschaftliche, sowie finanzielle Entscheidungen auf die Vereinbarkeit mit dem Naturschutz überprüfen.
Bis 2030 sollen weltweit 30 Prozent der Land- und 30 Prozent der Meeresfläche geschützt sein. Im Fokus stehen dabei Gebiete mit besonderer Bedeutung für die biologische Vielfalt und Ökosystemfunktionen. Dabei sollen die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften gewahrt werden.
Landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Flächen, sowie Gebiete der Fischerei und Aquakultur sollen bis 2030 nachhaltig bewirtschaftet werden. Das bedeutet, dass die Nutzungsweise langfristig nicht zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt führt. Damit soll die Leistungsfähigkeit der Gebiete für künftige Generationen erhalten bleiben.
Bis 2025 sollen Subventionen identifiziert werden, die der biologischen Vielfalt schaden. Bis 2030 sollen diese dann jährlich um mindestens 500 Milliarden US-Dollar reduziert werden. Gleichzeitig sollen positive Anreize für den Erhalt und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt geschaffen werden.
Vier langfristige Ziele sollen die Vision eines Lebens im Einklang mit der Natur bis 2050 vorantreiben. So soll das Artensterben angehalten, Ökosystemfunktionen wiederhergestellt und Hilfsmittel zur Erreichung dieser Ziele gerecht verteilt werden.
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Welche Bedeutung hat das Kunming-Montreal-Abkommen?
Das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework gilt als Meilenstein für den weltweiten Naturschutz. Fast 200 Nationen haben sich dem Schutz und nachhaltiger Nutzung der Biodiversität verpflichtet.
Doch es gibt auch Kritik. Etwa an unpräzisen Formulierungen und Schlupflöchern. Der Erfolg hängt letztlich davon ab, wie ambitioniert das Abkommen von den Vertragsstaaten umgesetzt wird.
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Der Schutz der Vielfalt von Lebewesen und Ökosystemen ist für den Menschen essenziell. Die Natur erfüllt lebensnotwendige Funktionen: Versorgt uns mit Nahrung und Trinkwasser, bietet Schutz vor Überschwemmungen oder Dürren. Außerdem bildet eine starke Biodiversität die Grundlage für erfolgreichen Klimaschutz.
Gleichzeitig stehen viele Arten und Ökosysteme enorm unter Druck. Studien zufolge ist jede fünfte Pflanzen- oder Tierart in Europa gefährdet. 81 Prozent der Lebensräume sind laut EU in einem mangelhaften oder schlechten Zustand. Das Kunming-Montreal-Abkommen soll helfen diesen Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen und umzukehren.
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Wie wird das Kunming-Montreal-Abkommen realisiert?
Die Ziele des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework werden von den einzelnen Vertragsstaaten in nationale Biodiversitätsstrategien und -aktionspläne übersetzt. Wie Nationen die Maßnahmen umsetzen, bleibt ihnen überlassen.
Entwicklungen werden anhand nationaler Berichte diskutiert. Diese müssen die Vertragsstaaten mindestens alle fünf Jahre vorlegen. Vage Zielformulierungen und fehlende Umsetzungsmaßnahmen machen eine Bewertung der Fortschritte jedoch häufig nicht messbar.
Zudem gibt es keine Sanktionen, sollte ein Land Ziele verfehlen. Damit bleibt es die Aufgabe der Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen, die Einhaltung der Ziele einzufordern.
Wie setzt Deutschland das Kunming-Montreal-Abkommen um?
Auch Deutschland hat sich dazu verpflichtet, Biodiversität zu erhalten und zu fördern. Eine nationale Strategie zur Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt gibt es in Deutschland schon seit 2007.
Mit dem Kunming-Montreal-Abkommen soll diese jedoch auf die neuen globalen Ziele angepasst werden. Diese Fortentwicklung der nationalen Biodiversitätsstrategie ist derzeit noch in Arbeit.
Das Bundesumweltministerium fördert seit 2011 Projekte, die dem Schutz, der nachhaltigen Nutzung und der Entwicklung der biologischen Vielfalt in Deutschland dienen. Dazu zählen beispielsweise kommunale Biodiversitätsstrategien oder Projekte zur Wiederansiedlung bestimmter Tierarten.
Bis 2030 sollen mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU und bis 2050 alle geschädigten Ökosysteme wiederhergestellt werden. Schädliche Einflüsse sollen demnach reduziert und die Nutzung natürlicher Ressourcen nachhaltig gestaltet werden. Das hat die Europäische Union mit dem Renaturierungsgesetz auf den Weg gebracht.
Wie geht es mit dem Kunming-Montreal-Abkommen weiter?
Die nächste Biodiversitätskonferenz in Kolumbien (CBD COP 16) startet am Montag, 21. Oktober. Dann überprüfen Regierungsvertreter*innen aus der ganzen Welt ihre Fortschritte zum Schutz von Biodiversität.
Im Fokus steht die Entwicklung konkreter Handlungs- und Finanzierungsmechanismen. Diese sollen helfen, die Ziele des Kunming-Montreal-Abkommens zu erreichen.
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