Hurrikan in Florida: Wie viel Klimakrise steckt in "Milton"?

    Hurrikan in Florida:Wie viel Klimakrise steckt in "Milton"?

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
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    Hurrikan "Milton" hinterlässt Verwüstung in Florida. Doch was hat zu seiner Entstehung geführt? Ein Blick auf die besonderen Bedingungen und den Einfluss der globalen Erderwärmung.

    SGS mit Sievers und Rahmstorf
    "Die Wassertemperaturen im Golf waren auf Rekordniveau", so Prof. Rahmstorf aus dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, weshalb "sich Milton so explosiv verstärkt hat".10.10.2024 | 4:07 min
    "Es fühlte sich an, als hätte eine Bombe eingeschlagen", berichtet Doug Anderson, ein Anwohner aus St. Lucie County, Florida. In seinem Verwaltungsbezirk verloren mindestens vier Menschen das Leben - darunter Bewohner einer Senioren-Wohnwagensiedlung.

    Die Nachbarschaft ist kaum wiederzuerkennen. Alles, was wir aufgebaut hatten, ist weg.

    Doug Anderson

    Hurrikan "Milton" und auch der vorangegangene Hurrikan "Helene" seien nicht normal gewesen, sagt Prof. Stefan Rahmstorf aus dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Beide hätten "nie dagewesene Rekorde" gesetzt. "Helene" brachte regional Regenmengen von 50 bis 75 Zentimetern - für Deutschland wären 50 Millimeter bereits Starkregen. Laut Nasa habe sich "Milton" so schnell von Unter-Hurrikan-Niveau auf die stärkste Stufe 5 verstärkt wie noch nie im Atlantik zuvor.

    Welchen Anteil hat die globale Erderwärmung am Hurrikan?

    Die globale Erderwärmung habe "eine ganze Menge" mit dem Ausmaß von Milton zu tun.
    Erstens: Die Wassertemperaturen im Golf von Mexiko seien auf Rekordniveau und dienten als Energiequelle für Tropenstürme, erklärt Prof. Rahmstorf.

    Ohne die hohen Wassertemperaturen hätte Hurrikan "Milton" auf dem kurzen Weg über den Golf von Mexiko nie diese große Intensität erreichen können.

    Prof. Stefan Rahmstorf, Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung

    Tropische Wirbelstürme entstehen über Wasser – über Atlantik und Nordostpazifik nennt man sie Hurrikans. Hurrikans haben eine Windgeschwindigkeit von mindestens 118 km/h. Zur höchsten Kategorie 5 gehören sie ab 252 km/h. Hurrikans entstehen ab einer Wassertemperatur von 27 °C, daher geht die Saison von Juni bis November. Die feucht-warme Luft steigt auf, es bildet sich ein Wolkenturm. In der Mitte befindet sich das wolkenfreie Zentrum des Sturms, das sogenannte "Auge". Durch die Erwärmung der Ozeane gibt es mehr starke Hurrikans.
    Zweitens: Warme Meeresoberflächen begünstigten eine stärkere Verdunstung und erzeugten damit die extremen Regenmengen, erklärt der Klima-Experte. Dies sei nicht nur für Hurrikans relevant, sondern auch für die Überflutungen, die in letzter Zeit in Europa zugenommen haben.
    Christian Sievers geht zu einer Erklärgrafik über
    Die Zahl der starken Wirbelstürme nimmt zu.10.10.2024 | 0:44 min

    Kann die US-Regierung das Wetter manipulieren?

    Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene aus dem Trump-Lager behauptete, die US-Regierung unter Präsident Joe Biden könne das Wetter kontrollieren, der Hurrikan sei manipuliert worden. Klima-Experte Rahmstorf bezeichnete diese Äußerungen als Ausdruck eines "völligen Realitätsverlusts".
    Trump wisse, dass er beim Thema Klimakrise schlecht dastehe, weil er das Problem verleugne. "Jetzt versucht er, mit solchen Lügen das Thema für sich als Gewinner-Thema umzudrehen", so Rahmstorf.
    Viele Trump-Anhänger seien ideologisch so gefestigt, dass sie rationalen Argumenten nicht zugänglich seien. Dagegen müsse man wissenschaftlich die Ideale der Aufklärung hochhalten: "Es gilt, kritisch die Evidenz zu betrachten und sich zu hinterfragen, ob das, was man glaubt, auch wirklich der Realität entspricht."
    CO₂-Ausstoß im Vergleich zu 1990
    ZDFheute Infografik
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    Was können wir tun, um die Intensität von Hurrikans zu reduzieren?

    "Wir können die Situation verbessern, indem wir weltweit Null-Emissionen von CO₂ erreichen", sagt Rahmstorf. Erst dann könne die globale Erwärmung gestoppt werden. Eine Rückkehr zu früheren Klimabedingungen sei jedoch nicht möglich, da CO₂ über Zehntausende von Jahren in der Atmosphäre verbleibe.
    Dennoch könnte man eine weitere Verschärfung der Krise mit einem Ausstieg aus fossilen Energien verhindern, so Rahmstorf.

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
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