Kinderrechte: Kinderarbeit - bitterer Alltag in Bolivien

    Zum Tag der Kinderrechte:Kinderarbeit - bitterer Alltag in Bolivien

    Sherif Rizkallah
    von Sherif Rizkallah
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    Auch 2024 müssen Kinder in einigen Ländern der Welt noch arbeiten. Was dagegen getan wird: Zu wenig. Unter anderem in Bolivien gehört Arbeiten für viele Kinder zum bitteren Alltag.

    Sherif und ein Junge stehen vor einer Mine
    ZDFlogo-Reporter Sherif Rizkallah hat in Bolivien mit Kindern gesprochen, die arbeiten müssen.18.11.2024 | 24:06 min
    Kinderarbeit soll bis zum Jahr 2025 in all ihren Formen abgeschafft werden. Dieses Ziel hat sich die Staatengemeinschaft mit der "Agenda 2030“ gesetzt.
    Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt jedoch: Dieses Ziel wird deutlich verfehlt. Nach letzten Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF sind weltweit rund 160 Millionen Kinder unter 18 Jahren von Kinderarbeit betroffen.
    In Bolivien arbeiten rund eine Million Kinder. Auch diese Zahl beruht auf Schätzungen von Fachleuten. Die Kinder arbeiten in vielen Branchen, der 14-jährige Kevin beispielsweise gemeinsam mit seinem Vater in einer Silbermine in der Bergbaustadt Potosí. Seit seinem zwölften Lebensjahr unterstützt er so seine Familie.

    In meiner Familie gibt es vier Kinder. Meine drei Schwestern und mich. Ich bin der einzige Junge. Meine Schwestern können nicht mit meinem Vater in der Mine arbeiten. Also muss ich das machen. Wenn ich mit meinem Vater in der Mine nicht arbeiten würde, hätten wir ein echtes Problem.

    Kevin (14 Jahre alt) aus Bolivien

    Gesetz gegen Kinderarbeit erfolglos

    Anders als hier in Europa ist Kinderarbeit in Bolivien kein Tabu - ganz im Gegenteil: Sie ist in dem südamerikanischen Land tief in der Gesellschaft verwurzelt. Vor zehn Jahren hat die bolivianische Regierung versucht, diese gesellschaftliche Realität auch gesetzlich zu verankern. Sie hat ein Gesetz erlassen, das Kinderarbeit ab zehn Jahren unter bestimmten Bedingungen erlaubt und Schutzanforderungen definiert, die für diese arbeitenden Kinder erfüllt sein müssen.
    Die einen sahen in diesem Schritt einen großen Erfolg, die anderen einen Rückschlag im Kampf gegen Kinderarbeit. Nach internationalem Druck hat die bolivianische Regierung nach kurzer Zeit die Regelung zurückgenommen.
    Für viele der betroffenen Kinder, so wie die 14-jährige Wendy, die ebenfalls seit zwei Jahren arbeitet, war die Rücknahme der Regelung ein Schlag ins Gesicht. Ihre Kritik:

    Die, die dieses Verbot unterstützen, wissen nicht, unter welchen Bedingungen ich lebe. Sie wissen nicht, wie es bei mir zu Hause aussieht. Sie wissen nicht, was ich brauche.

    Wendy (14 Jahre alt) aus Bolivien

    Johannes B. Kerner im Gespräch mit dem Mädchen Maria vor Ort in Guatemala
    Kinderarbeit ist nicht bekämpft. Auch Maria, die Johannes B. Kerner in Guatemala besucht hat, ist davon betroffen.09.12.2023 | 4:32 min

    Zwischenlösung notwendig

    Und jetzt? Auch Jahre nachdem dieses Gesetz zurückgenommen wurde, ist die Situation in Bolivien unverändert. Nach wie vor arbeiten in dem Land hunderttausende Kinder. Zudem wird das Ziel, Kinderarbeit bis 2025 zu beenden, deutlich verfehlt werden.
    In Anbetracht dessen drängt sich die Frage auf, ob es nicht ein Zwischenziel braucht. Nämlich: Kinderarbeit gesetzlich zu regeln und so Bedingungen festzulegen, unter denen Kinder arbeiten können - zumindest ab einem gewissen Alter.
    Denn: "Nur weil man Kinderarbeit verbietet, heißt das nicht, dass es keine Kinderarbeit mehr geben wird. Es heißt nur, dass es mehr ausbeuterische Kinderarbeit geben wird", befürchtet auch die 14-jährige Wendy.

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    Quelle: ZDF

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