Starmer: "Ich kandidiere nicht als Zirkusdirektor"
Labour-Chef Keir Starmer:"Ich kandidiere nicht als Zirkusdirektor"
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Er kommt aus einfachen Verhältnissen, startet dann eine beeindruckende Karriere als Jurist, wird Generalstaatsanwalt und sogar zum Ritter geschlagen: Labour-Chef Keir Starmer.
Labor Chef Keir Starmer liegt bei den Wahlumfragen weit vorne und könnte damit die Parlamentswahl gewinnen. Er verspricht Veränderung und will die Gesundheitsversorgung verbessen.03.07.2024 | 2:03 min
"Ich kandidiere als Premierminister, nicht als Zirkusdirektor", sagt Keir Starmer. Seine Wahlkampagne: bewusst unspektakulär. Sein Auftritt: nüchtern. Der Chef der Labour-Partei steht für die Rückkehr zur Seriosität in der britischen Politik. Und danach scheinen sich die Briten nach 14 Jahren teils chaotischer Regierung der Konservativen zu sehnen. Einer jüngsten Umfrage zufolge könnten die Sozialdemokraten nach der Parlamentswahl am Donnerstag mit einer Rekordzahl von 425 von 650 Mandaten rechnen.
Starmer ist auf dem besten Weg, in Downing Street Number 10 einzuziehen - was bis vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte. Der 61-Jährige ist ein Spätberufener der Politik. Seine Karriere startete er als Jurist, er widerspricht aber all seinen Gegnern, die ihn als Teil einer selbstgefälligen liberalen Londoner Elite darstellen.
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Vorname wie einer der Labour-Gründer
Starmer, Jahrgang 1962, wuchs mit drei Geschwistern in einem beengten Reihenhaus am Stadtrand von London auf. Der Vater Werkzeugmacher, die Mutter Krankenschwester und selbst schwer krank. Ihrem Sohn gaben sie den ungewöhnlichen Vornamen Keir - eine Hommage an Keir Hardie, einen der Labour-Gründer. Über seine Kindheit erzählt er:
Ich weiß, wie es ist, wenn man sich schämt, seine Freunde nach Hause zu bringen, weil der Teppich ausgetreten und die Fenster gesprungen sind.
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Keir Starmer
In der Schule lernte er zusammen mit Norman Cook - dem späteren DJ Fatboy Slim - Geige. Am Wochenende besuchte er eine renommierte Londoner Musikschule. Starmer studierte in Leeds und Oxford Jura und wurde Menschenrechtsanwalt. Er verteidigte Gewerkschaften, legte sich mit McDonald's an und setzte sich für zum Tode Verurteilte in der Karibik ein. Mit der prominenten Menschenrechtsanwältin Amal Clooney ist er seit ihrer gemeinsamen Zeit in einer Kanzlei befreundet.
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Von der Queen zum Ritter geschlagen
Kollegen und Freunde waren überrascht, als Starmer sich 2003 Richtung Establishment zu bewegen begann. In seinem neuen Job sollte er dafür sorgen, dass die Polizei in Nordirland die Menschenrechte einhielt. Fünf Jahre später ernannte die damalige Labour-Regierung ihn zum Generalstaatsanwalt für England und Wales. Bis 2013 sorgte er für die Strafverfolgung von Abgeordneten, die ihre Spesen missbrauchten, Journalisten, die Telefone abhörten, und der jungen Randalierer der Unruhen von 2011. Königin Elizabeth II. schlug Starmer zum Ritter, den Titel "Sir" verwendet er jedoch kaum.
2015 dann das erste politische Amt: Zwei Wochen nach dem Tod seiner Mutter wurde er in einem linken Wahlkreis im Norden Londons ins Parlament gewählt. Ein Jahr später beteiligte Starmer sich an der erfolglosen Rebellion gegen den linken Parteivorsitzenden Jeremy Corbyn.
Dennoch wurde er zum Labour-Sprecher zum Thema Brexit - gegen den er gestimmt hatte. Im April 2020 löste er Corbyn an der Parteispitze ab. Seitdem rückte Starmer Labour deutlich Richtung Mitte und kämpfte gegen den Antisemitismus in der Partei, was zum Ausschluss Corbyns führte.
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Seine Familie hält er aus dem Wahlkampf raus
Seine Kritiker halten den Oppositionsführer mit den grauen Haaren und der schwarzen Brille für einen farblosen Opportunisten. Seine Anhänger hingegen loben Starmer als pragmatischen Manager, der seine Arbeit als Premier genauso unermüdlich und gründlich angehen wird wie seine juristische Laufbahn. Im Rampenlicht scheint sich Starmer manchmal immer noch unwohl zu fühlen. Doch er bemüht sich, sein Image als steifer Langeweiler abzulegen. In einer Wahlkampfrede sagte er kürzlich:
In der Politik geht es ums Dienen.
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Keir Starmer
"Erst das Land, dann die Partei", lautet sein Mantra.
Als Regierungschef warten große Herausforderungen auf Starmer, die seine fünf konservativen Vorgängerinnen und Vorgänger nicht meistern konnten. Doch die größte Sorge des Labour-Politikers bei einem Einzug in die Downing Street gilt seinen beiden Teenagern, die er wie seine Frau Victoria aus dem Wahlkampf heraushält: "Sie sind in einem schwierigen Alter", sagte er. "Meine einzige Angst ist, wie sich das auf sie auswirken wird."
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