Pakistan-Indien-Konflikt lodert nach Kaschmir-Anschlag neu auf

Nach Anschlag in Kaschmir:Pakistan-Indien-Konflikt lodert neu auf

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Aufenthaltsgenehmigungen werden gegenseitig aufgehoben, der Luftraum gesperrt, es gab einen Schusswechsel: Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan ist wieder ausgebrochen.

 Menschen nehmen an einem Kerzenmarsch gegen die Tötung von Touristen durch Militante in der Nähe von Pahalgam im indisch kontrollierten Kaschmir teil.
Nach einem tödlichen Angriff auf Touristen eskaliert die Situation in der Region Kaschmir weiter. Indische und pakistanische Soldaten haben sich einen Schusswechsel geliefert. 25.04.2025 | 0:19 min
Nach dem Anschlag auf Touristen in der indischen Kaschmir-Region ist der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan wieder offen ausgebrochen. Am Donnerstagabend kam es zu einem Schusswechsel zwischen pakistanischen und indischen Soldaten. Das berichten sowohl pakistanische als auch indische Regierungsvertreter.
Die Schüsse seien im Leepa-Tal an der durch Kaschmir verlaufenden Kontrolllinie gefallen, erklärte ein Regierungsvertreter im pakistanisch kontrollierten Teil der Region. Verletzt oder getötet worden sei demnach bei dem Vorfall am Donnerstagabend niemand.

Abkommen über Indus-Wasser aufgekündigt

Pakistan hatte am Donnerstag bereits seinen Luftraum für indische Fluglinien und reagierte damit auf die Kündigung eines Wasser-Abkommens durch Indien.
Dabei geht es um die Nutzung des Indus und seiner Nebenflüsse, auf die beide Länder - besonders aber Pakistan - angewiesen sind. Das Abkommen war 1960 geschlossen worden und hatte zwei Kriege zwischen den Nachbarstaaten überstanden.
Die pakistanische Regierung erklärte nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats:

Jede Bedrohung der Souveränität Pakistans und seiner Menschen wird mit scharfen Gegenmaßnahmen auf allen Gebieten beantwortet.

Pakistanische Regierung

Ein indischer Sicherheitsbeamter patrouilliert in einem Einkaufsviertel in Pahalgam, einen Tag nachdem Militante wahllos das Feuer auf Touristen in der Nähe der Stadt im indisch kontrollierten Kaschmir eröffnet haben
In Indien wurden bei einem Angriff bewaffneter Kämpfer auf Touristen mindestens 26 Menschen getötet. Sicherheitskräfte gehen von einem gezielten Überfall aus.23.04.2025 | 0:23 min
Zuvor hatte Indien die Ausreise pakistanischer Bürger aus seinem Staatsgebiet angeordnet. Alle gültigen Aufenthaltsgenehmigungen für Pakistaner würden widerrufen, teilte das Außenministerium in Neu-Delhi mit. Betroffene in Indien müssten das Land verlassen, noch bevor ihr Visum ablaufe. Die Maßnahme trete vom Sonntag an in Kraft.
Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan schaukelt sich erneut hoch
Im beliebten Urlaubsort Pahalgam im Kaschmir-Tal im Norden Indiens waren am Dienstag 26 Touristen, darunter 25 Inder, von Angreifern gezielt getötet worden.
Quelle: ZDF

Pakistan weist indische Diplomaten aus

Zudem empfahl das Ministerium Landsleuten, die sich derzeit in Pakistan aufhalten, das Land so früh wie möglich zu verlassen. Von Reisen nach Pakistan werde dringend abgeraten.
Auswirkung von Lieferkettengesetz in Pakistan
Entwicklungsministerin Schulze hat sich im Januar in Pakistan darüber informiert, wie das deutsche Lieferkettengesetz bei der Herstellung von Textilien eingehalten wird.22.08.2024 | 1:41 min
Pakistan weist unterdessen indische Diplomaten aus und hat weitere Strafmaßnahmen gegen Neu-Delhi angekündigt. Die Regierung in Islamabad erklärte mehrere indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land "sofort" verlassen müssten. Das teilte das Büro des pakistanischen Regierungschefs Shehbaz Sharif mit.
Außerdem sollen alle Visa für indische Staatsbürger mit Ausnahme von Sikh-Pilgern annulliert werden, die Grenze soll geschlossen und der Handel ausgesetzt werden.
22.04.2025, Indien, Pahalgam: Indische Sicherheitsbeamte stehen in der Nähe von Pahalgam im Süden Kaschmirs Wache, nachdem Angreifer wahllos das Feuer auf Touristen im indisch kontrollierten Kaschmir eröffnet haben.
Nach dem tödlichen Anschlag in der Kaschmir-Region wachsen die Spannungen zwischen den Atommächten. Beide Länder beanspruchen die Region vollständig für sich.24.04.2025 | 1:27 min

UN fordern Zurückhaltung von Pakistan und Indien

Die Vereinten Nationen riefen Indien und Pakistan unterdessen zu "maximaler Zurückhaltung" auf. UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte am Donnerstag vor Journalisten in New York:

Wir appellieren an beide Regierungen, größtmögliche Zurückhaltung zu üben und sicherzustellen, dass sich die Situation und die Entwicklungen, die wir gesehen haben, nicht weiter verschlechtern.

Stéphane Dujarric, UN

Alle Probleme zwischen Pakistan und Indien sollten "friedlich" gelöst werden.

Bisher keine Angreifer des Anschlags gefasst

Im beliebten Urlaubsort Pahalgam im Kaschmir-Tal im Norden Indiens waren am Dienstag 26 Touristen, darunter 25 Inder, von Angreifern gezielt getötet worden. Zumindest einige der Angreifer sollen indischen Behörden zufolge Pakistanis gewesen sein.
Landkarte mit Markierung Pakistan, Moschee und Grafik
Pakistan kämpft immer wieder mit schweren politischen und wirtschaftlichen Krisen. Ein kurzer Überblick zur Situation der Menschen und zur Rolle des Militärs.07.02.2024 | 0:59 min
Zu dem Angriff bekannte sich zunächst keine Gruppe. In der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Region Kaschmir sorgen Aufständische seit Jahrzehnten für Unruhen. Sie fordern die Unabhängigkeit Kaschmirs oder einen Anschluss an Pakistan, das ebenfalls einen Teil des Gebiets kontrolliert.
Indiens Ministerpräsident Narendra Modi sagte über die Angreifer:

Wir werden sie bis ans Ende der Welt jagen.

Narendra Modi, indischer Ministerpräsident

Bisher konnte keiner der Angreifer gefasst werden.

Grenze zwischen den Atommächten umstritten

Indien wirft seinem Nachbarland seit langem vor, islamische Extremisten zu unterstützen. Das Kaschmir-Gebiet ist für den Tourismus bedeutsam, zugleich ist hier aber die Grenzziehung zwischen den beiden Atommächten umstritten. Zudem ist Kaschmir überwiegend von Muslimen bewohnt, während in Indien insgesamt die Hindus die Mehrheit stellen.

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Quelle: dpa

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Quelle: Reuters, dpa, AFP, AP
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