Kachowka-Stausee: Natur am zerstörten Damm erholt sich

    Kachowka-See in der Ukraine:Natur am zerstörten Staudamm erholt sich

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    Vor einem Jahr zerstörten die Wassermassen des Kachowka-Stausees weite Teile der Region Cherson. Die Folgen für die Umwelt sind fatal, doch die Natur scheint sich zu erholen.

    Wasser fließt über den zerstörten Staudamm. Wenige Tage nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine ist Präsident Selenskyj in die Hochwasserregion gereist.
    Der durchbrochene Kachowka-Staudamm vor einem Jahr.
    Quelle: dpa

    Die Bilder haben sich neben anderen Gräueln bei den Ukrainern tief ins Gedächtnis eingebrannt: überflutete Häuser, massenhaftes Fischsterben. Ein Jahr nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind die Folgen der Katastrophe vom 6. Juni 2023 weithin sichtbar.
    Vorher-Nachher-Satellitenbild vom Kachowka-Staudamm in der Ukraine. Vorher sieht man ein normales Siedlungsgebiet, nachher überflutete Häuser.
    Satellitenaufnahmen vom 15. Mai 2023 (vor Dammbruch) und vom 7. Juni 2023 (danach) zeigen das Ausmaß der Zerstörung kurz nach der Katastrophe.
    Quelle: Maxar Technologies/AFP

    Cherson: Riesige Fläche durch Dammbruch überschwemmt worden

    Damals brach der Staudamm des Kachowka-Wasserkraftwerks am Unterlauf des Fluss Dnipro durch eine mutmaßlich von russischen Streiträften ausgelöste Detonation. Gut 18 Kubikkilometer Wasser flossen innerhalb von etwa vier Tagen ab.
    • Große Teile der Region wurden überschwemmt.
    • Mehr als 60 Menschen starben.
    • Zehntausende Tiere verendeten.
    Gut ein Jahr nach dem Dammbruch ist vom Stausee nichts mehr zu sehen. Die Ökosysteme erholten sich laut Biologe Iwan Mojsijenko. Es bildeten sich, anders als befürchtet, keine Wüsten, sondern wieder weitflächige Sumpfgebiete; Auenlandschaften wie vor dem Volllaufen des Reservoirs am Staudamm.
    Auch am Grund des früheren Stausees habe sich ein neues Ökosystem gebildet. Das Wasser bringe organisches Material, das die Böden anreichere - und spüle Pflanzensamen an. Das helfe der Vegetation, sich zu erholen. Dadurch entstehe ein wichtiger Lebensraum für Wasservögel und andere Tiere.

    Ehemaliger Stausee nun von Wald bedeckt

    "Ein endloses grünes Meer aus Weiden, das ist unglaublich", beschreibt auch der Ökologe Wadym Manjuk am Stauseeufer die Lage in einer Reportage des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens.
    Im Durchschnitt hat sich auf dem ehemaligen Seegrund ein Weidenwald von 2,5 bis 3,5 Metern Höhe entwickelt. Die Weide habe nach dem Weggang des Wassers ideale Bedingungen vorgefunden.
    Am Boden finden sich aber zudem auch Schilfrohr, und aus den Bodenrissen sprießt auch Wasser-Ampfer. Durch die zunehmende Trockenheit werden diese aber wohl mit der Zeit verschwinden, und es bleibe ein Wald aus Weiden. Die anfangs befürchtete großflächige Wüstenbildung ist ausgeblieben.
    Karte Nowa Kachowka Staudamm
    Karte Nowa Kachowka Staudamm
    Quelle: ZDF

    Die Gefahr am Kachowka-Stausee ist weiterhin groß

    Das Fachmagazin "Science" wies in einer großen Analyse Anfang des Jahres jedoch darauf hin, dass immer noch viel Biomaterial wie Muscheln am Boden verwese. Zudem gebe es die potenzielle Gefahr, dass sich durch die vielen kleineren Gewässer nun Mücken, die Krankheiten übertragen, und andere blutsaugende Insekten ausbreiten könnten.
    Schon im vergangenen Jahr beklagten die Umweltexperten verheerende Schäden für die Natur mit ihren einzigartigen Biotopen: seltene Ameisenpopulationen, Reptilien und Amphibien, Nistplätze für Vögel, aber auch Säugetiere seien vernichtet worden.
    Trockenheit oberhalb des Kachowka- Staudamms
    Wo früher Wasser war, gab es zuerst nur Wüste: Vor einem Jahr war der Kachowka-Stausee ausgetrocknet.17.07.2023 | 1:51 min

    Begutachtung der Schäden wegen Krieg kaum möglich

    Einen kompletten Überblick über die Umweltsituation und Schäden haben die Wissenschaftler bislang nicht. Erschwert wird die Lage dadurch, dass Russland weite Teile des Gebiets Cherson durch seinen Krieg gegen die Ukraine besetzt hält.
    Durch die Flut vor einem Jahr wurden auch gefährliche Sprengsätze aus den verminten Böden gespült und verteilt. Erst wenn der Krieg vorbei ist, heißt es auch bei der Umweltorganisation UNCG, könnten die kompletten Auswirkungen der Kämpfe untersucht werden.
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    Quelle: dpa
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