Julian Assange: Wie es für den Wikileaks-Gründer weitergeht
Zukunft des Wikileaks-Gründers:Wie es mit Julian Assange weitergeht
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Auszeit, Familie, Politik? Seit wenigen Tagen ist Julian Assange ein freier Mann und in seine Heimat Australien zurückgekehrt. Was plant der Wikileaks-Gründer für die Zukunft?
Nach mehrjähriger Haft in Großbritannien ist Julian Assange in seiner Heimat Australien angekommen. Für den Wikileaks-Gründer beginnt ein neues Leben in Freiheit.
Quelle: AP
Er zählt zu den umstrittensten und zugleich einflussreichsten Persönlichkeiten des Informationszeitalters. Und seit wenigen Tagen ist Assange wieder auf freiem Fuß. Nach fünf Jahren in einem britischen Gefängnis und zuvor sieben Jahren im selbstgewählten Exil in einer Botschaft in London wurde Julian Assange in seiner Heimat Australien wie ein Held empfangen.
Weil er Hunderttausende Geheimdienstdokumente im Internet veröffentlicht hatte, stand er in den USA ganz weit oben auf der Fahndungsliste. Wäre er ausgeliefert worden, hätte ihm dort eine lange Haftstrafe gedroht.
Heute kehrt Julian Assange nach Australien zurück. Nach einer Vereinbarung mit den US Justizbehörden sich schuldig zu bekennen, kommt er frei.26.06.2024 | 2:23 min
Assanges Familie atmet auf
Dank eines Deals mit der US-Justiz muss der Wikileaks-Gründer das nun wohl nicht mehr fürchten. Für seine Familie ist das wie eine Erlösung.
Alle Freunde und Mitstreiter, mit denen die Nachrichtenagentur AP im Laufe der Woche sprechen konnte, betonen aber auch, dass der 52-Jährige zunächst wohl einige Zeit brauchen werde, um sich von den Strapazen der vergangenen Jahre zu erholen. Im Gefängnis verbrachte er zuletzt 23 Stunden pro Tag in Einzelhaft. Dass sich Assange ewig ausruhen wird, glaubt jedoch keiner.
2010 veröffentlichte Wikileaks brisantes Material zu US-Militäreinsätzen in Irak und Afghanistan. Seitdem gilt Julian Assange als Staatsfeind - nun gibt es einen Deal mit den USA.25.06.2024 | 1:13 min
Kritiker: Assange hat mit Wikileaks Menschenleben gefährdet
Ob Assange sich noch einmal ganz dem Betrieb von Wikileaks zuwenden wird, ist jedoch fraglich. Die 2006 von ihm gegründete Plattform, die mit der Veröffentlichung von Geheimdokumenten zu Fällen von Korruption und heiklen Details im Zusammenhang mit US-Militäroperationen für Aufsehen sorgte, ist zwar noch online, aber schon lange nicht mehr sehr aktiv.
Kritiker werfen Assange vor, mit seinem Vorgehen Menschenleben gefährdet und die Grenzen des traditionellen Journalismus weit überschritten zu haben. Teil seines Deals mit der US-Justiz war nun auch eine Zusicherung, alle noch nicht veröffentlichten US-Dokumente zu vernichten.
Die wichtigste Voraussetzung für eine Rückkehr von Assange nach Australien war aber das Eingeständnis seiner Schuld. Medien-Experten fürchten, dass dies eine abschreckende Wirkung auf viele Journalisten in aller Welt haben und der Fall nun zur Verfolgung von anderen Reportern führen könne.
Die Enthüllungen des Wikileaks-Gründers Julian Assange seien im Rahmen der Pressefreiheit im höchsten Maße peinlich für die Weltmacht USA, so ZDF-Korrespondentin Heike Slansky. 25.06.2024 | 6:11 min
Politisches Engagement von Assange möglich
Denkbar wäre auch, dass sich Assange in Zukunft auf ganz anderer Ebene politisch engagiert. Bereits im Jahr 2013 hatte er sich in Australien um einen Sitz im Senat beworben - erfolglos.
"Wenn man das Licht anschaltet, laufen die Kakerlaken weg. Das ist es, was wir in Canberra tun müssen", antwortete er damals in der TV-Sendung "60 Minutes" auf die Frage, warum er in die Politik wolle.
Umgang mit Informationen in Australien weiter Thema
Das Thema Informationen und ihre Weitergabe ist gerade in Australien im Moment wieder aktuell. In einem viel beachteten Fall hat ein Richter einen ehemaligen Juristen der Streitkräfte zu fast sechs Jahren Gefängnis verurteilt, weil er als geheim eingestufte Informationen weitergegeben hatte, die Vorwürfe im Hinblick auf mögliche Kriegsverbrechen von australischer Seite in Afghanistan betrafen. Das Juristen-Team von Assange erwähnte diesen Fall bei der Pressekonferenz am Donnerstag explizit.
Der Deal zwischen Assange und den USA sei ein Kompromiss, den beide Seiten faul finden können, so Menschenrechtsanwalt Kaleck. Assange habe Freiheit, die USA Ansehen verloren. 25.06.2024 | 20:37 min
Aktivisten hoffen, dass dieser und ähnliche Fälle in Kombination mit der erneuten Aufmerksamkeit für Assange eine Debatte über den Umgang mit Informationen in Australien auslösen wird.
Assange selbst hat sich bislang nicht zu seiner Zukunft geäußert. Und das entspricht ganz seinem Stil. In einem Interview für das World Ethical Digital Forum im Jahr 2018, dem letzten vor seiner Inhaftierung, antwortete er auf die Frage, was er als Nächstes vorhabe, gewohnt geheimnisvoll. "Ich weiß es nicht. Nein, ich meine, ich weiß es. Aber ich weiß nicht, was ich auf diese Frage antworten sollte."
Von Schweden nach London ins Hochsicherheitsgefängnis: Wikileaks-Gründer Assange veröffentlichte geheime US-Dokumente. Nun drohen ihm 175 Jahre Haft. Die wichtigsten Ereignisse: