Italien: So diskriminiert Giorgia Meloni Regenbogenfamilien
Familienpolitik in Italien :Wie Regenbogenfamilien unter Meloni leiden
von Narîn Şevîn Doğan
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Giorgia Melonis ultrarechte Regierung schränkt die Rechte von queeren Paaren ein. Nun werden Geburtsurkunden von Kindern in Regenbogenfamilien angefochten - es gibt Proteste.
Die Regierung Meloni macht gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kindern das Leben schwer. Sie will nur den leiblichen Elternteil anerkennen.17.01.2024 | 6:34 min
Giorgia Meloni und ihre Regierung stehen für ein konservatives Familienbild mit Mutter, Vater und Kind. Regenbogenfamilien mit zwei Müttern oder zwei Vätern passen nicht in ihr ultrarechtes Konzept. Deshalb legt die Regierung diesen Familien Steine in den Weg und benachteiligt gleichgeschlechtliche Paare nun auch mit Hilfe der Justiz.
Aufgrund einer Verordnung des Innenministers hat die Staatsanwaltschaft Geburtsurkunden aller Kinder angefochten, die in Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern geboren wurden. Nur der leibliche Elternteil solle demnach anerkannt bleiben, dem/der Partner*in werde der Status entzogen.
Queeres Paar aus Padua wehrt sich
Sarah Quinto und Elisa Barbugian leben mit ihren Kindern im norditalienischen Padua. Die zwei Frauen haben sich für Nachwuchs durch eine künstliche Befruchtung entschieden und sind Eltern von Zwillingen geworden.
Der Druck auf queere Familien in Italien wächst. Ein Grund: Die Politik der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.28.01.2024 | 1:29 min
Gegen die Annullierung der standesamtlichen Eintragung in den Geburtsurkunden ihrer Kinder haben Elisa und Sarah geklagt. Denn die Aberkennung des Elternstatus hat für sie und ihre Kinder weitreichende Folgen: "Ich kann zum Beispiel meinen Sohn nicht mit in den Urlaub nehmen, wenn ich als Mutter nicht im Reisedokument eingetragen bin", erklärt Sarah Quinto.
Demo gegen ultrarechte Regierung und Diskriminierung
In ihrer Heimatstadt Padua demonstrieren die Menschen deshalb gegen die diskriminierende Politik der ultrarechten Regierung, so wie Iryna Shaparava.
Meloni positioniert sich gegen LGBTQIA+
Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften wurden 2016 in Italien legalisiert. Das Recht auf Adoption wurde den Paaren damals allerdings nicht gewährt. Stattdessen wurde bisher jede Entscheidung über eine offizielle Eintragung beider Elternteile gleichgeschlechtlicher Paare individuell von einem Gericht getroffen. Das ist in Zukunft aber nicht mehr möglich. Damit vertritt Italien eine restriktive Haltung, ähnlich wie in Ungarn.
Ungarns Ministerpräsident Orban will ein christlich-heterosexuelles Land - und forciert damit die Stimmung gegen die LGBTQ-Community. Und Ungarn ist nicht das einzige Land.16.05.2023 | 1:29 min
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verbreitet indes weiter plakative Parolen gegen die Community der LGBTQIA+: "Sie wollen, dass wir Elternteil 1 und Elternteil 2 sagen, statt Vater und Mutter. Das Geschlecht soll LGBT sein. Der Bürger X. Aber wir sind keine Codes. Wir sind Menschen, und wir werden unsere Identität verteidigen", so Meloni.
Vor einem Jahr holte das rechte Parteienbündnis um Georgia Meloni insgesamt 44 Prozent der Stimmen25.09.2023 | 3:44 min
Die italienische Regierungschefin setzt vehement auf ein traditionelles Familienbild und positioniert sich gegen eine von ihr beschriebene "Gender-Ideologie" und eine "LGBT-Lobby".
Dramatischer Geburtenrückgang in Italien
Dabei müsste die italienische Regierung dankbar sein für jedes geborene Kind. Um den dramatischen Geburtenrückgang in Italien umzukehren, seien die Maßnahmen gegen Regenbogenfamilien eher hinderlich, beschreibt der Professor für Demografie, Alessandro Rosina, aus Mailand.
"Kennzeichnend für Italien ist die Diskrepanz zwischen der Zahl der gewünschten Kinder und der Zahl der realisierten Kinder", meint Rosina. Statt eines ideologischen Ansatzes brauche man einen inklusiven Ansatz in der italienischen Familienpolitik, meint Rosina. Es brauche ein günstiges Umfeld, in dem Kinder in Italien aufwachsen können, unabhängig ihrer Ethnie, ihrer sozialen Schicht oder der sexuellen Orientierung.
Melonis ultrarechte Politik aber steht im Gegensatz dazu. Das bekommt die queere Community in Italien derzeit deutlich zu spüren.
Noch im Februar hatte der Vatikan einer Segnung von homosexuellen Paaren eine Absage erteilt. Jetzt veröffentlichte die katholische Kirche eine Grundsatzerklärung.