USA und Iran: Trump will "außenpolitischen Triumph"
Interview
Treffen zu Irans Atomprogramm:Trump will einen "außenpolitischen Triumph"
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Im Oman haben die USA und der Iran Gespräche über ein Atomabkommen gestartet. Was dahintersteckt und welche Rolle Israel dabei spielt, erklärt Nahost-Experte Daniel Gerlach.
Innenpolitisch stehe US-Präsident Trump unter Druck, sagt Nahost-Experte Gerlach. Für einen außenpolitischen Erfolg dränge er deshalb auf einen Atom-Deal der USA mit Iran. 12.04.2025 | 15:27 min
Es könnte der Durchbruch sein - nach jahrelanger diplomatischer Eiszeit haben sich heute Vertreter der USA und der Iran zu Gesprächen getroffen. Im Zentrum steht ein mögliches, neues Atomabkommen. Nächste Woche sollen die Gespräche weitergeführt werden.
Seit Jahren wirft der Westen dem Iran vor, Atomwaffen bauen zu wollen. Teheran bestreitet das, reichert gleichzeitig aber zunehmend Uran an. 2018 waren die USA unter Präsident Donald Trump einseitig aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen. Die Folge: Teheran hielt sich nicht mehr an die Auflagen des Abkommens und überschritt Grenzwerte zur Uran-Anreicherung.
Nun drängt Trump auf ein neues Abkommen und droht mit militärischen Konsequenzen, sollte Teheran einer Begrenzung seines umstrittenen Atomprogramms nicht zustimmen. Es ist ein Treffen mit Konfliktpotential - nicht nur, weil die iranische Regierung am Atomprogramm festhält, sondern auch wegen ihrer Anti-Israel-Haltung.
Sehen Sie das gesamte Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge.
Das sagt Nahost-Experte Gerlach bei ZDFheute live zur Frage ...
... wieso Trump auf einen Deal mit Teheran drängt:
Die Trump-Regierung vertrete bei den Verhandlungen im Oman vor allem eigene Interessen. Trump wolle einen außenpolitischen Triumph hinlegen, sagt Nahost-Experte Daniel Gerlach.
Er steht aufgrund der Wirtschaftspolitik innenpolitisch unter Druck und da sind auch spektakuläre außenpolitische Erfolge immer wichtig.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Das Ziel, den Iran am Bau von Atomwaffen zu hindern, ist nicht neu. Dafür hätten sich die internationale Gemeinschaft und insbesondere die USA schon in der Vergangenheit eingesetzt, erklärt Gerlach. 2015 hatte sich der Iran bereiterklärt, sein Atomprogramm einzuschränken - nach langen Verhandlungen mit Vertragspartnern, darunter die USA, Deutschland, Frankreich, Russland und China. Das sogenannte Wiener Abkommen läuft formal im Oktober 2025 aus.
Und das bedeutet, man hätte in diesem Jahr noch die Chance, wenn die Iraner sich nicht an die Bestimmungen halten, einen Mechanismus zu aktivieren, der dann wieder automatisch zu Sanktionen der Vereinten Nationen führt.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Die USA drängen auf ein neues Nuklearabkommen mit dem Iran, dazu haben Gespräche im Oman begonnen. Der Iran hält sich seit dem Ausstieg der USA nicht mehr an seine Auflagen.12.04.2025 | 1:52 min
... warum sich der Iran kompromissbereit zeigt
Im Vorfeld der Gespräche zeigte sich der Iran kompromissbereit. Dabei gehe es dem iranischen Regime vor allem darum, den eigenen Status zu sichern, sagt der Nahost-Experte. In den vergangenen zehn Jahren habe Teheran an Einfluss in der Region verloren. Zudem ist die iranische Wirtschaft in einem schlechten Zustand. Der Grund: vor allem die Sanktionen wegen seines umstrittenen Atomprogramms.
Das bedeutet, dass es eine ganz andere Situation ist, wo das iranische Regime wirklich an seine eigene Existenz und ans eigene Überleben denken muss.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Die Gespräche mit den USA seien demnach zunächst ein großer Prestige-Erfolg für den Iran. Die Staaten verhandelten jetzt auf Augenhöhe - ungeachtet ihrer ideologischen Differenzen.
Solange solche Verhandlungen stattfinden und man guten Willen zeigen kann, kann man sie auch strategisch nutzen.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Im Oman haben zwischen den USA und dem Iran Gespräche zu einem neuen Nuklearabkommen begonnen. Über die Interessen des Irans berichtet ZDF-Reporterin Anne Brühl.12.04.2025 | 1:19 min
Für die USA seien jetzt schnelle Erfolge wichtig. Gerlach geht davon aus, dass der Iran versuchen könnte, das auszunutzen: Indem die iranische Regierung den Amerikanern symbolische Erfolge präsentiert und dann darauf hofft, dass sie "nicht zu sehr im Klein-Klein landen und kontrolliert werden".
... welche Rolle Israel bei den Verhandlungen spielt
Israel gilt als der Erzfeind des Iran. Seit Jahrzehnten ruft die iranische Führung immer wieder zur Vernichtung des jüdischen Staats auf. Für Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sei es wichtig, auf der einen Seite gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen - und die Amerikaner davon zu überzeugen, das auch zu tun, sagt Gerlach.
Die USA und Iran verhandeln wieder über Teherans Nuklearprogramm - vorsichtig und erstmal nur indirekt. Präsident Trump macht derweil Druck: er will eine schnelle Einigung.12.04.2025 | 2:27 min
Auf der anderen Seite sei die Feindschaft mit dem Iran auch für ihn "ein strategisches Gut, mit dem er immer wieder auf den großen Feind im Osten verweisen kann, der verhindert, dass man im Nahost-Konflikt zu Kompromissen kommt".
Netanjahu habe die USA immer wieder versucht zu pushen, stärker aktiv zu werden. Möglicherweise wäre er auch bereit gewesen, gemeinsam mit ihnen militärisch im Iran aktiv zu werden, so Gerlach. Das hätten die Amerikaner aber bisher abgelehnt.
Das Interview führte Marc Burgemeister bei ZDFheute live, zusammengefasst haben es Laura Rosinus und Merit Tschurer.
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