Kein Kopftuch: Sittenpolizei im Iran führt Nafas H. grob ab

    Minderjährige grob abgeführt:Empörung über Sittenpolizei im Iran

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    Die Sittenpolizei im Iran soll eine Minderjährige äußerst grob abgeführt haben - weil sie kein Kopftuch trug. Laut ihrer Mutter musste sie im Krankenhaus behandelt werden.

    Zu sehen ist eine Frau mit Kopftuch vor einer Mauer in Teheran, auf der die Iran-Flagge aufgemalt ist.
    Im Iran gilt eine Kopftuchpflicht. (Symbolbild)
    Quelle: WANA / Asgaripour, Majid/reuters

    Ein Video in den sozialen Medien führt im Iran zu Wut und Empörung. Darauf ist zu sehen, wie die Sittenpolizei die minderjährige Nafas H. auf offener Straße in der Hauptstadt Teheran äußerst grob in ein Polizeiauto zerrt und abführt. Die 14-Jährige und ihre gleichaltrige Freundin, die auch festgenommen wurde, trugen kein Kopftuch.
    Alltag im Iran
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    In der Islamischen Republik ist das Kopftuch per Gesetz vorgeschrieben, das teils gewaltsame Vorgehen der Sittenpolizei gegen Verstöße jedoch ein umstrittenes Thema. "Wie lange braucht ihr noch, um zu begreifen, dass diese Politik der islamischen Kleiderordnung gescheitert ist und nur zu noch mehr Unzufriedenheit in der Bevölkerung führt", schrieb Asar Mansuri, die Vorsitzende der Reformpartei Ettehad Mellat, auf der Plattform X mit Blick auf die Führung des Landes.

    Scharfe Kritik an Sittenpolizei auf Social Media

    In den sozialen Medien stellte das Video Nachrichten über die Kriegsgefahr und Konfrontation mit dem Erzfeind Israel in den Schatten. Das islamische System solle sich schämen, so mit einem Kind umzugehen, schrieben viele Nutzer.
    Auch der neue Präsident Massud Peseschkian wurde in die Pflicht genommen. Dieser hatte im Wahlkampf die Kontrollen der Sittenwächter kritisiert und versprochen, diese umgehend zu stoppen. Anstatt das Land wegen des vergangene Woche getöteten Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in einen Krieg zu führen, solle der Präsident die jungen Mädchen im eigenen Land beschützen, war vielfach zu lesen.

    Mutter: Nafas H. musste in Klinik behandelt werden

    Der Vorfall ereignete sich bereits im vergangenen Monat. Das Video, das von Kameras der Verkehrspolizei aufgezeichnet wurde, ging jedoch erst in der Nacht zum Mittwoch viral. Die Mutter des Mädchens will nun die Sittenpolizei verklagen.
    Ihre Tochter sei von den Sittenwächterinnen verletzt worden und habe im Krankenhaus behandelt werden müssen.

    Sie ist doch noch ein Kind, was soll diese Brutalität.

    Mutter von Nafas H.

    Frauen ziehen die 16-jährige Armita Geravand aus einem Waggon der Teheraner Metro.
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    Seit der Frauenbewegung im September 2022 haben das islamische System und seine Sittenwächter einen verschärften Kurs zur Kontrolle der islamischen Kleidungsregeln eingeschlagen. Frauen ohne Kopftuch werden zunächst verwarnt. Bei Nichtbeachtung der Warnungen werden sie festgenommen und auf die Polizeiwache gebracht.
    Auslöser der Proteste war damals der Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini. Weil unter ihrem Kopftuch ein paar Haarsträhnen zu sehen waren, wurde sie von der Sittenpolizei verhaftet. Sie starb in Polizeigewahrsam.

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    von Jörg Brase
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    Quelle: dpa
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