Nachdem gestern bei einem Anschlag 84 Menschen getötet wurden, hat sich heute die Terrormiliz IS dazu bekannt. Das Regime versucht nun, die Anschläge zu instrumentalisieren. 04.01.2024 | 1:48 min
Nach den verheerenden Explosionen im
Iran mit etwa 100 Toten steht nun die Suche nach den Hintergründen und Verantwortlichen für den Anschlag im Fokus. Die iranische Regierung sprach von einer Terrorattacke.
Was ist passiert?
Es war der Anschlag mit den meisten Opfern in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.
Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani waren am Mittwoch in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen etwa 100 Menschen in den Tod gerissen und mehr als 200 verletzt worden.
Der Zustand von rund 30 Verletzten war in der Nacht noch kritisch und die Sorge groß, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen könnte. Derweil ließ Irans Regierung eine landesweite Staatstrauer ausrufen.
In Iran trauern die Menschen nach der Terrorattacke am Mittwoch, die Tätersuche läuft. Mehr als 80 Menschen sind bei den Explosionen ums Leben gekommen.04.01.2024 | 1:34 min
Wie reagiert die Ampel-Regierung?
Die
Bundesregierung und der Europäische Auswärtige Dienst verurteilten den Anschlag ebenfalls als Terrorakt. Zunächst reklamierte allerdings keine Gruppe die Tat für sich. Die US-Regierung wies Behauptungen zurück, in die Attacke verwickelt gewesen zu sein.
Man habe auch keinen Grund zu der Annahme, dass Israel an den Explosionen beteiligt gewesen sei.
Nach dem Anschlag in Iran ist weiterhin unklar, wer für die Explosionen verantwortlich ist. ZDF-Korrespondentin Anna Feist berichtet aus Istanbul. 04.01.2024 | 1:00 min
Wie reagiert Irans Regierung?
Irans Staatsführung verurteilte die Attacke aufs Schärfste. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Ebrahim Raisi kündigten eine entschiedene Reaktion an.
"Mit Gottes Erlaubnis wird die Hand der göttlichen Rache zur rechten Zeit und am rechten Ort erscheinen", schrieb Raisi auf X, ehemals Twitter.
Innenminister Ahmad Wahidi veröffentlichte Erkenntnisse der ersten Ermittlungen, nachdem er die Anschlagsorte besucht hatte. Unter anderem seien die Überreste der beiden Sprengsätze untersucht worden, die im Abstand von nur wenigen Minuten detoniert waren.
Nach dem Anschlag mit rund 100 Toten ist im Iran ein nationaler Trauertag ausgerufen worden. Noch immer ist unklar, wer für die Explosionen verantwortlich ist. 04.01.2024 | 0:24 min
Wer ist Soleimani?
Kerman ist die Heimat von Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die
USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird er als Märtyrer verehrt.
Die Explosionen ereigneten sich, als Menschenmassen durch die Straßen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstätte pilgerten.
Plakat des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani. (Archivbild)
Quelle: Ameer Al Mohammedaw/dpa
Wie reagieren die USA?
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, sagte am Mittwoch in Washington, die Vereinigten Staaten seien in keiner Weise an den Explosionen beteiligt gewesen.
Angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten wächst die Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs, in den auch der Iran und die USA mit hineingezogen werden könnten.
Miller sagte, man habe außerdem keinen Grund zu der Annahme, dass Israel an den Explosionen beteiligt gewesen sei. "Zumindest für uns ist es noch zu früh, um sagen zu können, was die Ursache sein könnte", sagte Miller.
Wer ist verantwortlich?
Nahost-Experte David Gerlach glaubt, dass der Anschlag womöglich nichts mit der aktuellen Lage in Nahost zu tun hat, sondern eher auf inner-iranischen Spannungen fußt. Man wisse noch wenig darüber, was genau passiert sei,
so Gerlach bei ZDFheute live.
Nahost-Experte David Gerlach hat nicht den Eindruck, dass eine ausländische Macht ihre Hand im Spiel hatte. Dennoch steigert der Anschlag die Eskalationsbereitschaft in der Region.03.01.2024 | 3:35 min
Kerman ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Vermutlich seien viele Bekannte und hochrangige Offiziere der Revolutionsgarde anwesend gewesen. Für eine solche Attacke, in einer Provinzstadt wie Kerman, benötige man gute Kontakte.
Es gebe verschiedene iranische Untergrundorganisationen, die in der Lage seien, einen solchen Anschlag zu begehen. Dazu gehört die Volksmudschahedin oder eine sunnitische Organisation, die sich heute "Die Armee der Gerechtigkeit" nennt, erklärt Gerlach. Diese Organisation nehme für sich in Anspruch, die sunnitische Minderheit im Südosten des Irans zu vertreten. Während der
Proteste im vergangenen Jahr hatte es dort besonders viele Todesopfer gegeben.
Auch anderen sunnitischen Gruppierungen sei ein solcher Anschlag zuzutrauen - ein Beweis ist das aber natürlich nicht.
Ein Sprecher der Volksmudschahedin, Shahin Gobadi, wies unterdessen gegenüber ZDFheute jegliche Verantwortung für die Tat in Kerman entschieden zurück.
Quelle: AFP, dpa