Irak: Neuer Gesetzentwurf erlaubt Kinderehen

    Gesetzentwurf im Irak:Kinderehen könnten bald erlaubt sein

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    Ein Gesetzentwurf im Irak kann dazu führen, dass Mädchen ab neun Jahren verheiratet werden. Aktivisten befürchten einen Anstieg von Kinderehen im Land.

    Irakische Schulmädchen springen über Pfützen.
    Das neue Gesetz im Irak würde es erlauben, sehr junge Mädchen zu verheiraten.
    Quelle: AP

    Schaimaa Saadun wurde gegen ihren Willen mit einem 39-jährigen Mann verheiratet, als sie gerade 13 Jahre geworden war. Bis heute leidet sie unter den Erinnerungen an das, was sie in der von Missbrauch geprägten Ehe erleben musste. Ihre verarmte Familie aus dem südirakischen Basra hatte gehofft, mithilfe der Brautgaben die eigenen Lebensumstände verbessern zu können.

    Es wurde von mir erwartet, dass ich eine Ehefrau und Mutter werde, obwohl ich selbst noch ein Kind war. Kein Kind und keine Jugendliche sollte gezwungen werden, das zu durchleben, was ich durchleben und erfahren musste.

    Schaima Saadun

    Saadun ist inzwischen 44 Jahre alt und ließ sich mit 30 von ihrem Mann scheiden. Ihre Vermählung war illegal - nach irakischem Recht hätte sie mindestens 18 Jahre alt sein müssen. Aber ein Richter, der mit dem Mann verwandt war, hatte die Ehe damals trotzdem genehmigt.
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    Irak: Gesetzentwurf soll Kinderehen ermöglichen

    Solche Fälle gibt es immer wieder. Bald könnten Kinderehen im Irak aber sogar ganz offiziell erlaubt sein. Denn das Parlament debattiert über einen Gesetzentwurf, der religiösen Instanzen weit mehr Einfluss auf familienrechtliche Angelegenheiten geben würde als bisher. Nach Einschätzung von Menschenrechtlern könnte dies dazu führen, dass künftig auch Mädchen, die gerade einmal neun Jahre alt sind, verheiratet werden dürften.
    Der Vorstoß geht auf schiitische Politiker zurück, die von geistlichen Anführern unterstützt werden. Argumentiert wird unter anderem damit, dass die überwiegend muslimische Gesellschaft des Iraks vor der zunehmenden Ausbreitung von kulturellen Normen des Westens geschützt werden müsse. Im April verabschiedete das Parlament bereits ein Gesetz, das gleichgeschlechtliche Ehen und auch das Eintreten für die Rechte von Homosexuellen verbietet.
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    Mehr Rechte für Geistliche - Frauen protestieren

    Gesetzentwurf sieht vor, dass die Menschen im Irak sich im Bereich des Familienrechts künftig auch an religiöse Gerichte wenden können. Damit läge die Entscheidung ganz bei Geistlichen und deren Interpretation des islamischen Rechts. Und einige Geistliche interpretieren die sogenannte Scharia so, dass Mädchen auch als Jugendliche oder sogar schon als Neunjährige verheiratet werden dürfen.
    Protest dagegen kommt vor allem von irakischen Frauen. Viele haben sich vor dem Parlament zu Demonstrationen versammelt oder das Vorhaben in Sozialen Medien kritisiert.

    Ein Gesetz zu erlassen, mit dem das Land 1.500 Jahre zurückgeworfen wird, ist eine skandalöse Sache. Die Aufgabe des irakischen Parlaments besteht darin, Gesetze zu verabschieden, mit denen die gesellschaftliche Entwicklung vorangebracht wird.

    Heba al-Dabbuni, Aktivistin

    Nach Darstellung von konservativen Abgeordneten bliebe es den Irakern durch die Neuregelung selbst überlassen, sich entweder an zivile oder an religiöse Gerichte zu wenden. Menschenrechtler betonen allerdings, dass in der Praxis vor allem die Männer mehr Entscheidungsmöglichkeiten bekämen.
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    Nicht alle Geistliche für Herabsetzung des Heiratsalters

    Auch unter irakischen Geistlichen ist das Vorhaben umstritten. Zuletzt sprach sich ein sunnitischer Prediger in einer Fernsehsendung gegen ein jüngeres Heiratsalter aus und sagte, dies wäre schädlich für die betroffenen Mädchen. Er betonte auch, dass die bestehenden Regelungen nicht im Konflikt zum Islam stünden. Der schiitische Prediger Raschid al-Husseini sagte in einem online verbreiteten Vortrag, die Scharia erlaube zwar die Vermählung von Neunjährigen. Aber in der Praxis komme das "zu null Prozent, oder in einem Prozent der Fälle" vor.
    Saadun, die heute in Erbil in der autonomen kurdischen Region im Norden des Landes lebt, sorgt sich aber vor allem um die jungen Frauen und Mädchen, die bald zu dem gezwungen werden könnten, was sie selbst einst erleiden musste. "Die neuen Änderungen im Personenstandsrecht werden die Zukunft vieler kleiner Mädchen und vieler Generationen zerstören", sagt sie.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: AP

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