Kein Einzelfall: Berühmter TikTok-Star im Irak erschossen
Influencerin erschossen:Warum der Irak Frauen wie Om Fahad fürchtet
von Ninve Ermagan
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Im Irak wurde die Influencerin Fahad erschossen - es ist nicht der erste Influencer-Mord. Warum Frauen wie Fahad zur Zielscheibe werden - und der konservative Irak sie fürchtet.
Die irakische Influencerin Om Fahad wurde erschossen.
Quelle: Getty Images
Sie war eine der bekanntesten TikTok-Influencerinnen im Irak und erreichte mit ihren Beiträgen Hunderttausende: Nun wurde der Social-Media-Star Om Fahad in der Nacht zu Samstag vor ihrem Haus in Bagdad erschossen.
Laut "New York Times" dauerte ihre Tötung weniger als 46 Sekunden. Eine Überwachungskamera zeichnete auf, wie ein Motorradfahrer in dunkler Kleidung neben ihrem Wagen hält, die Fahrertür aufreißt, und viermal auf die junge Frau schießt. Sie hinterlässt einen sechsjährigen Sohn.
Auf TikTok folgen dem Social-Media-Star Zehntausende Accounts. Einige ihrer Videos wurden mehr als eine Million Mal aufgerufen. Für die einen harmloser Influencer-Content - für die anderen galt das Auftreten der 30-Jährigen als Provokation. Denn Om Fahad, die mit bürgerlichem Namen Ghufran Mahdi Sawadi heißt, posierte in figurbetonter, freizügiger Kleidung, trug einige Schichten Make-up auf und scheute sich in ihren Tanzvideos auch nicht, ihre Kurven stolz in Szene zu setzen.
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Regierung geht gegen "obszöne Inhalte" vor
Solche Videos ins Netz zu stellen, gilt im Irak als "unsittlich" und "unanständig", so die Vorsitzende des Vereins "Frauen für Freiheit", Rebecca Schönenbach, im Gespräch mit ZDFheute. Aus diesem Grund tobten Teile der konservativen irakischen Gesellschaft - und die Influencerin war immer wieder Anfeindungen und Hasskommentaren ausgesetzt.
Schönenbach erklärt, dass die irakische Regierung "gegen alles vorgeht, was die öffentliche Sittsamkeit gefährdet". Um "Moral und Familientraditionen" in der irakischen Gesellschaft zu schützen, hatte das irakische Innenministerium im Januar 2023 einen Ausschuss eingesetzt, der "obszöne und entwürdigende Inhalte" aufspüren sollte, die von Influencern wie Om Fahad ins Netz gestellt wurden.
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Influencerin zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt
Daraufhin wurde die Influencerin im Februar 2023 von einem Gericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der Vorwurf: Ihre Videos enthalten "unanständige Äußerungen, die die Schamhaftigkeit und die öffentliche Moral untergraben". Neben Om Fahad wurden weitere Influencer zu Haftstrafen verurteilt. Andere seien gezwungen worden, ihre Posts aus dem Netz zu nehmen, wie "Al Jazeera" berichtet.
Diese Kampagnen werden laut Schönenbach durch "Gruppen befeuert, die mit dem islamistischen iranischen Regime zusammenarbeiten".
Warum Influencer zur Zielscheibe werden
Warum werden Frauen wie Om Fahad immer wieder zur Zielscheibe? "In tradierten Gesellschaften herrschen sehr restriktive Vorstellungen hinsichtlich Geschlechterrollen. Frauen müssen bescheiden und zurückhaltend sein, sie sollen Männern dienen und ihren Körper nicht zur Schau stellen", erklärt Dorothee Dienstbühl, Professorin für Kriminalistik an der Hochschule der Polizei Brandenburg gegenüber ZDFheute.
Im Irak häufen sich die Morde an Influencern und Aktivisten: Im September 2023 wurde Noor Alsaffar, ein 23-jähriger TikToker mit Hunderttausenden Followern, erschossen. Er hatte Videos von sich in Frauenkleidung geteilt.
Berühmtes Model Tara Fares erschossen
Tara Fares, ein 22-jähriges Model und Influencerin, wurde im Jahr 2018 erschossen. Fares' Ermordung am helllichten Tag hatte großes Aufsehen erregt. Das Model war nicht nur für ihre freizügigen, sexy Fotos bekannt, sondern auch für ihre offene Lebensweise.
Auch Tara Fares wurde erschossen.
Quelle: pa/AP
"In patriarchalisch geprägten Kulturkreisen wie im Irak wird das Thema Sexualität unterdrückt und tabuisiert", so Dorothee Dienstbühl. "Auch außerehelicher Geschlechtsverkehr ist verpönt."
Demnach habe eine Frau wie Fares Dinge getan, die eine "anständige" Frau im Irak nicht tut. Im Netz wurde der Täter gefeiert, und der Mord an der jungen Frau verharmlost - so twitterte ein Journalist des irakischen Staatsfernsehens, eine "Schlampe" sei erschossen worden.