Iowa - Vorwahlen im Wintersturm:Trump ist Favorit - spannend ist Platz zwei
von Anna Kleiser, Des Moines, Iowa
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Ex-Präsident Trump führt in Umfragen das parteiinterne Rennen um die Präsidentschaft an. Ist er noch zu stoppen? Dafür ist der zweite Platz bei den Vorwahlen in Iowa entscheidend.
Wen werden die Republikaner bei der Präsidentschaftswahl ins Rennen schicken? Bei den Caucuses im ländlichen Iowa ist aber eher der Kampf um Platz zwei spannend.15.01.2024 | 1:40 min
Auch ein Wintersturm mit minus 22 Grad Celsius hält einige Menschen in Iowa nicht davon ab, zu Wahlkampfveranstaltungen zu gehen. "Es steht buchstäblich die Zukunft unseres Landes auf dem Spiel", sagt die 38-jährige Maggie Loften mit Tränen in den Augen.
Maggie Loften ist mit ihren drei Kindern und ihrem Mann zu einem DeSantis-Event gekommen. "Das Engagement ist unsere Bürgerpflicht, die wir unseren Kindern beibringen müssen."
Maggie Loften erwartet von Trump nur Chaos.
Quelle: ZDF
Sie sorgt sich um Religionsfreiheit und den Stellenwert der Familie, fordert strikte Abtreibungsgesetze. Deshalb will sie für Ron DeSantis stimmen. Von Donald Trump sei außer Chaos nicht mehr viel zu erwarten.
DeSantis hat alles auf Iowa gesetzt. Er war in jedem der 99 Landkreise. Sein Ziel war der Sieg, doch der ist aktuell unerreichbar.
Zehn Monate vor den Präsidentschaftswahlen starten die US-Republikaner ihre Vorwahlen. Mima-Reporter Elmar Theveßen hat sich im Bundesstaat Iowa umgeschaut.15.01.2024 | 4:42 min
Trump ist Favorit, Haley erstmals Zweite
Am späten Samstagabend veröffentlichte NBC News die letzten Umfragen vor dem Caucus an diesem Montag. Wenig überraschend liegt Donald Trump mit großem Abstand vorne: 48 Prozent. Überraschender ist der zweite Platz: Nikki Haley (20 Prozent) überholt erstmals in Iowa Ron DeSantis (16 Prozent).
Trump liegt schon immer glasklar vorne, allen Anklagen zum Trotz. Das nimmt Spannung und sorgt für weniger Interesse bei diesen Vorwahlen. Entscheidend ist vielmehr: Wie groß ist der Abstand und wer holt den zweiten Platz?
"Ron DeSantis und Nikki Haley haben noch Chancen" im Vorwahlkampf der US-Republikaner, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Erstmals gehe es in Iowa darum, "wer den zweiten Platz belegt hinter Donald Trump".11.01.2024 | 2:45 min
Nikki Haley gewinnt gerade an Momentum. Ein zweiter Platz würde ihr den Rücken stärken für die folgenden Vorwahlen in New Hampshire. Dort liegt sie laut CNN-Umfrage klar auf Platz zwei, nur einstellig hinter Trump.
Doch Ron DeSantis ist hier in Iowa unter Druck. Sollte er Dritter werden, ist sein Aus wahrscheinlich. Und nur ein kleineres Feld an Konkurrenten eröffnet die Chance, den Favoriten Trump zu schlagen.
Welche Auswirkungen das Extremwetter hat
Die Tatsache, dass Iowa von einem heftigen Wintersturm heimgesucht wird, bringt dabei eine neue Unbekannte ins Spiel. Wie viele Menschen werden sich bei teilweise minus 30 Grad, vereisten Straßen und Sturm zu den Abstimmungen in den Turnhallen und Schulen kämpfen?
Ein Wintersturm tobt in weiten Teilen der USA. Aufgrund des extremen Wetters mussten die Kandidaten ihre Wahlkampftermine in Iowa vor der ersten Vorwahl der Republikaner absagen.13.01.2024 | 0:38 min
Trump ist sich sicher, dass sich seine Anhänger nicht davon abschrecken lassen. Die beißende Kälte sei gut für ihn, "weil die andere Seite nicht wählen wird, da ihnen der Enthusiasmus fehlt". Auch DeSantis und Haley geben sich naturgemäß kämpferisch. Haley betonte am Samstag:
Wie es am Ende ausgeht, ist offen. Doch die Wahlbeteiligung dürfte darunter leiden. Selbst in Iowa, wo man gerne betont, dass das Wetter einen von nichts abhält.
Was an Iowa besonders ist
Ob mit oder ohne Eis, nur wenige Wählerinnen und Wähler machen in Iowa einen Unterschied. Daran gibt es auch Kritik. Iowa ist überdurchschnittlich ländlich, weiß, religiös. Es bildet die USA mit über 330 Millionen Bürgerinnen und Bürgern nicht ab. Doch was voraussichtlich mehr als 100.000 Republikaner im Caucus entscheiden, hat große Symbolkraft im Rennen ums Weiße Haus.
Die Demokraten starten auch aus diesem Grund nicht in Iowa. Die Parteiführung will erst Anfang Februar in South Carolina einsteigen. Noch 2008 und 2012 gewann Ex-Präsident Obama Iowa, 2016 wurde es Trump-Land.
Vor der US-Wahl in diesem Jahr wird der Ton zwischen Präsident Biden und Donald Trump deutlich schärfer. Was ist vom Wahljahr 2024 zu erwarten?10.01.2024 | 10:05 min
Im Souvenirladen von Mike Draper ist schnell klar, dass er kein Republikaner ist. Auf einem seiner T-Shirts steht: "Man könnte meinen, der Kampf gegen eine faschistische Machtübernahme in Amerika würde bei mehr Menschen Interesse wecken."
Viele demokratische Präsidentschaftskandidaten haben seinen Laden schon besucht, von Obama bis Hillary Clinton. In diesem Jahr ist weniger los, auch aus Politikverdrossenheit, meint Mike Draper.
Quelle: ZDF
Auch Draper sorgt sich um die Zukunft seines Landes. Das eint dieser Tage viele Amerikanerinnen und Amerikaner - auch wenn sie es ganz anders meinen.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
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