Interview
Kiews Bürgermeister an Deutsche:Klitschko: "Wir beschützen jeden von Euch"
von Katrin Eigendorf und Jenifer Girke
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Die Ukraine kämpft auch für Deutschland, sagt Vitali Klitschko. Dafür brauche sie mehr Waffen. Kiews Bürgermeister warnt im ZDF-Interview auch vor Machtkämpfen in der Ukraine.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warnt, Russland könne auch Nato-Länder angreifen. Und er gibt zu, seit Kriegsbeginn nicht mit Präsident Selenskyj gesprochen zu haben. 06.02.2024 | 22:50 min
Immer wieder betont Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew, wie wichtig die Unterstützung für die Ukraine sei. Wohl wissend, dass nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine nicht nur innerhalb der ukrainischen Armee Ermüdungserscheinungen auftreten. Dazu komme ein Machtkampf in den eigenen Führungsreihen der Ukraine, wie er im Interview mit der ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf erzählt.
Klitschko: Putin konnte Pläne nicht realisieren
Seit nun mehr zwei Jahren wiederholen sich die Bilder der Zerstörung ukrainischer Dörfer:
Aber man dürfe nie vergessen, dass hinter jedem verlassenen und zerstörten Dorf Tausende von Geschichten und Schicksalen stecken, so Klitschko.
Dennoch blickt der Bürgermeister mit Stolz und Bewunderung auf das, was das ukrainische Volk und die Armee bisher erreicht haben: "Wir kämpfen gegen eine der stärksten und mächtigsten Armeen der Welt, die russische Armee. Seit zwei Jahren verteidigen wir unser Land erfolgreich, weil Putin seine Pläne nicht realisiert hat."
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Klitschko: Ukraine kämpft für Europa und Deutschland
Wladimir Putin würde den Wunsch der Ukraine, ein Teil Europas zu werden, nicht akzeptieren. Genau darum kämpfe sein Land - für Europa und auch für Deutschland: "Jeder in Deutschland muss verstehen: Wir kämpfen nicht nur für unser Land und wir schützen nicht nur unsere Familien und Städte. Wir schützen jeden von Euch. In der kranken Vision von Putin gehört Polen auch in das russische Imperium sowie die baltischen Länder", so Klitschko.
Weiterkämpfen - das ist für den Ex-Profiboxer nach wie vor alternativlos. Mit Russland zu verhandeln, würde auf keine faire Lösung hinauslaufen: "Es ist nicht fair, einen Kompromiss zu finden und einen großen Teil der Ukraine an Russland abzugeben."
ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf hat Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko interviewt. Im Gespräch zeigt er sich kämpferisch.
Quelle: ZDF
Forderung nach mehr Waffen für die Ukraine
Seine Dankbarkeit gegenüber Waffenlieferungen und der Unterstützung drückt Klitschko mehrmals im Gespräch aus, sagt aber auch: "Wir brauchen mehr." Die Frage, wann es genug ist, beantwortet der 52-Jährige so: "Ob es reicht, können wir dann sagen, wenn der Frieden kommt in unserem Land. Das ist wichtig für uns und das ist wichtig für Europa."
Das Zögern einiger Politiker in Europa kritisiert Klitschko deutlich - viele seien "zuerst zu langsam" und "viel zu vorsichtig" in ihrer Bereitschaft, der Ukraine zu helfen. Dahinter stünde häufig das Anliegen, kein Teil des Krieges zu werden. Aber Europa sei bereits ein Teil des Krieges, entgegnet der Kiewer Bürgermeister. "Viele Menschen in Europa sind schon betroffen. Deswegen muss jeder alles machen, was er kann, um diesen Krieg zu stoppen."
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Innenpolitischer Machtkampf in der Ukraine
Doch auch im Inneren des Landes entstehen neue Konflikte. Seitdem sich Gerüchte mehren, dass Wolodymyr Selenskyj den beliebten Oberkommandierenden der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, absetzen will, herrscht vor allem unter den Soldaten Verunsicherung. Klitschko unterstützt Saluschnyj, er sei wichtig für die Motivation der Armee: "Er ist sehr beliebt. Und er ist Kommandeur einer neuen Generation."
Ein innenpolitischer Machtkampf - für Klitschko sei das "Gift" für das Land, was es "von innen zerstören" könne: "Solange der Krieg läuft, ist ein politischer Wettbewerb in der Ukraine ein riesiger Fehler." Er schwört auf Einigkeit - sie sei "der Schlüssel zum Erfolg". Gleichzeitig muss Klitschko eingestehen, dass er selbst nicht mit seinem Präsidenten spricht. Es herrscht offenbar Funkstille.
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Klitschko warnt vor einer Zentralisierung der Macht, auch einer Zentralisierung der Medien. Selenskyj abzusetzen, ist für ihn aber keine Lösung: "Selenskyj hat eine wichtige Funktion als Präsident. Den Präsidenten zu wechseln jetzt in der Kriegszeit, kann schädlich sein."
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