Atomkraft in Europa: Diskussionen bei der IAEA in Wien

    Kontroverse um Kernkraft:Wie halten es Europäer mit der Atomenergie?

    von Michael Sommer, Wien
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    Bei der Jahrestagung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien wurde erneut um den Einsatz von Atomkraft in Europa diskutiert. Wie ist die Lage in den einzelnen Ländern?

    Generalkonferenz der IAEA in Wien mit Vertretern verschiedener europäischer Länder
    Bei der Generalkonferenz der IAEA in Wien diskutieren Vertreter verschiedener europäischer Länder über den Einsatz von Atomkraft.
    Quelle: AFP

    Diese Woche tagt die Generalversammlung der Behörde in Wien zum 68. Mal, immerhin 177 Länder sind Mitglied der IAEA. Die Organisation fördert und kontrolliert die friedliche Nutzung der Kernenergie und sieht diese als wichtigen Pfeiler für die weltweite Energieversorgung, insbesondere in Zeiten der Dekarbonisierung.

    In Krisenzeiten flammt Atomkraft-Diskussion auf

    Europa ist in Bezug auf die Nutzung der Kernenergie stark gespalten. Die Diskussion, diese zu nutzen, flammt in Energiekrisen immer wieder auf, etwa zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Nutzung der Kernkraft innerhalb der EU ist eine nationale Angelegenheit, was zu einer Vielzahl von nationalen Ansätzen führt. Während Länder wie Frankreich, Finnland und Polen auf die Atomenergie setzten, haben Deutschland, Österreich und Spanien den Atomausstieg beschlossen oder lehnen den Ausbau neuer Reaktoren ab.
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    Europa: Gegner der Atomenergie

    Deutschland: Kurz nach der AKW-Katastrophe im japanischen Fukushima im März 2011 verkündete die damalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel das Aus der Atomkraft in Deutschland. Im April 2023 wurden die letzten drei Reaktoren endgültig vom Netz genommen und damit der Atomausstieg endgültig vollzogen. Die deutsche Energiewende konzentriert sich stattdessen auf den Ausbau erneuerbarer Energien.
    Österreich ist ein weiteres Land, das sich vehement gegen die Nutzung von Atomkraft ausspricht. Das Land betreibt keine eigenen Atomkraftwerke - man baute zwar in den 70er Jahren das AKW Zwentendorf in Niederösterreich, eine Volksabstimmung 1978 verhinderte aber die Inbetriebnahme. Österreich hat wiederholt betont, dass die Risiken der Atomkraft, insbesondere im Hinblick auf nukleare Unfälle und die Entsorgung radioaktiver Abfälle, unvertretbar hoch seien.
    Spanien betreibt zwar noch sieben Atomreaktoren, hat aber beschlossen, keine neuen zu bauen und die bestehenden nach und nach stillzulegen. Die letzte Stilllegung ist für 2035 geplant. Spanien setzt auf einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem Wind- und Solarenergie, um die Lücke zu füllen, die durch den Ausstieg aus der Atomkraft entsteht, und will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden.
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    Befürworter der Atomenergie in Europa

    Frankreich ist der größte Produzent von Atomstrom in Europa und weltweit eines der führenden Länder im Bereich der Atomkraft. Mit 56 Reaktoren deckt Frankreich rund 70 Prozent seines Strombedarfs durch Atomkraft, was es zu einem der am stärksten von Kernenergie abhängigen Länder macht. Präsident Macron hat angekündigt, den Ausbau fortzusetzen, um die Klimaziele zu erreichen und die Energiesouveränität zu sichern.
    Frankreich investiert auch in die Entwicklung von Small Modular Reactors (SMRs), flexiblere und sicherere Reaktoren, die sich leichter an den steigenden Energiebedarf anpassen lassen.
    Finnland setzt ebenfalls stark auf Atomkraft. Nach der Inbetriebnahme des "Olkiluoto 3"-Reaktors 2023, der allein 14 Prozent des finnischen Strombedarfes deckt, plant das Land, seine Atomkraftkapazitäten weiter auszubauen. Atomkraft wird in Finnland als stabiler, verlässlicher Energieträger gesehen. Zudem wird in Finnland das weltweit erste genehmigte Endlager für hochradioaktiven Abfall im Onkalo-Projekt gebaut, das als Vorbild für viele andere Länder dient. Finnland möchte bis 2035 klimaneutral werden.
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    Polen plant, bis 2033 sein erstes Atomkraftwerk in Betrieb zu nehmen, um die Abhängigkeit von Kohle zu verringern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Man arbeitet eng mit den USA und anderen internationalen Partnern zusammen, um moderne Kernreaktoren und SMRs zu entwickeln. In einem Land, das bisher stark auf fossile Brennstoffe (Kohleanteil 2024: fast 70 Prozent) angewiesen war, wird Atomkraft als Schlüsseltechnologie für den Übergang zu sauberer Energie gesehen.

    Atomkraft nach wie vor in Europa heiß diskutiert

    Atomkraft ist und bleibt in Europa ein heiß diskutiertes Thema - insbesondere in geopolitischen Krisen, wie dem Krieg in der Ukraine, stehen auch Fragen der nuklearen Sicherheit und der Schutz von Atomkraftwerken im Kriegsgebiet im Mittelpunkt - Themen, die die Diskussionen bei der jährlichen Generalversammlung der IAEA prägen.

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