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Gewalt der Huthi-Miliz:Wie Frauen im Jemen mundtot gemacht werden
von Golineh Atai, Kairo
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Sittenpolizei, Geschlechtertrennung, Reiseverbote: Im Herrschaftsgebiet von Jemens Huthi-Milizen schreitet die Entrechtung der Frauen voran.
Die Huthis haben im Nord-Jemen eine totalitäre Herrschaft errichtet. Wer sind die Milizen, die mit Angriffen auf dem Roten Meer den Welthandel lahmlegen?29.02.2024 | 29:30 min
Die Entscheidung, zum ersten Mal öffentlich ihre Haare zu zeigen, sei ihr nicht leichtgefallen, sagt Yusra Al-Nasheri, eine junge Frau aus dem Jemen. Aber sie wagte es - nur bekleidet in einem prächtigen, goldbestickten Kleid mit jemenitischen Mustern. "Ich liebte es, Jemens Kulturerbe an mir selbst zu zeigen. Und ich liebte Makeup und Mode. Etwas Angst war da. Aber nie hatte ich das erwartet, was dann folgte", sagt sie.
Junge Frauen werden von den Huthis erpresst
Sobald das Fotoshooting vorbei war, gingen die Bilder in Jemens Hauptstadt Sanaa viral. Dann kamen die Drohungen: Wie sie es hätte wagen können, sich ohne Kopftuch zu zeigen. Schließlich nahmen die Huthis Al-Nasheri und ihre Freundin, die Schauspielerin Entisar Al-Hammadi, auf offener Straße fest. Der erste Vorwurf: Die beiden seien ausländische Agentinnen, deren Auftrag es sei, Jemens Frauen kulturell zu schädigen.
"Als sie merkten, dass wir nur einfache junge Frauen waren, machten sie uns ein Angebot", schildert Al-Nasheri.
Und weiter: "Die Huthis versuchten uns zu überzeugen: Diese unsittlichen Akte seien ja im Dienst des Landes." Sie blieben bei ihrem Nein. Mit Folgen: In einem Schauprozess wurden Yusra Al-Nasheri und ihre Freundin zu fünf Jahren Haft verurteilt, wegen angeblichen Drogenbesitzes und Prostitution. Sie erlebten psychische und körperliche Folter, und versuchten im Gefängnis sich umzubringen.
"Dieser Huthi-Staat lebt von Propaganda, von Indoktrination, von Krieg, von Hass", berichtet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai aus Aden im Jemen. "Seit Monaten ist hier keine Hilfe angekommen."25.01.2024 | 3:21 min
Behandlung von Frauen "besonders schockierend"
Dreizehn Jahre rangierte der Jemen auf dem Globalen Index zur Geschlechterungleichheit des Weltwirtschaftsforums an letzter Stelle. Auf der Rangliste der amerikanischen Georgetown-University folgt das Land gleich auf Afghanistan, wenn es um den Mangel an Frauenrechten geht. Unter beiden Kriegsparteien Jemens gebe es Missstände - doch "besonders schockierend" und "beispiellos in Jemens moderner Geschichte" sei die Behandlung von Frauen im Herrschaftsgebiet der Huthi-Milizen. Als diese 2014 die Hauptstadt eroberten, die Regierung stürzten und die Macht über den Nordwesten Jemens an sich rissen, waren Frauen eine ihrer ersten Opfer.
Entzug von Frauenrechten gegen Tradition
Bunte traditionelle Kleidung wurde verboten, stattdessen lange und lose schwarze Umhänge angeordnet. Dazu kamen: der Gesichtsschleier für achtjährige Schulmädchen, das Verbot empfängnisverhütender Mittel, die Geschlechtertrennung an Schulen und Universitäten - und grobe Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Frauen dürfen nun nicht ohne einen männlichen Begleiter aus ihrer Familie reisen. Mit oft verheerenden Folgen: Sie verlieren ihre Arbeit, können kein geeignetes Krankenhaus aufsuchen, keine humanitäre Hilfe abholen - und auch nicht mehr als humanitäre Helferinnen arbeiten.
"Natürlich ist unsere Gesellschaft konservativ. Aber die meisten Frauen Jemens leben auf dem Land - und waren schon immer sichtbar auf dem Feld, sichtbar bei der Arbeit - sie waren nie versteckt. Sie demonstrierten für ihre Rechte, sie nahmen aktiv an der Politik teil - bis die Huthis kamen."
Im Nahost-Konflikt ist die Miliz aus dem Jemen zur neuen Bedrohung geworden. Unsere Korrespondentin hat sich vor Ort zu den Huthi-Rebellen gewagt31.01.2024 | 6:47 min
Sexuelle Gewalt in Frauengefängnissen
Dem ZDF liegen mehrere Zeugenaussagen vor über Geheimgefängnisse für Frauen in Huthi-Gebieten. "Es gibt Tausende von weiblichen Insassen, deren Familien nichts über ihren Verbleib wissen", berichtet eine ehemalige Gefängniswärterin. Und weiter:
Dabei nutzen die Huthis die gesellschaftliche Stigmatisierung inhaftierter Frauen für ihre eigenen politischen Zwecke aus.
Das belegt der Fall einer Teenagerin, die erzählt, dass sie im Gefängnis sexuelle Gewalt erleben musste. Die Huthis zwangen sie zu einem Nacktfoto und schickten es einem Verwandten - um ihn damit politisch zu erpressen. Das Mädchen, das nun im Exil leben muss, wurde von ihrer Familie verstoßen und konnte ihre Schulbildung nicht mehr fortsetzen.
Bereits vor dem Krieg in Gaza und den Huthi-Angriffen auf westliche Schiffe im Roten Meer tobte im Jemen ein Bürgerkrieg. Jetzt setzen einige Hilfsorganisationen ihre Arbeit aus. 05.02.2024 | 1:33 min
Jemeniterin: Huthis seien "geistig zurückgebliebene Extremisten"
Als Yusra Al-Nasheri an den Folgen einer vor der Haft erfolgten Operation erkrankte, konnte sie unter strengen Auflagen vorübergehend das Gefängnis verlassen - und floh in den Südjemen, der von der Regierung kontrolliert wird.
"Während die meisten Jemeniten nichts zu essen finden können und das Volk leidet, leben die Huthis ein gutes Leben - sie fahren die neuesten Autos, haben neue Handys, ihre Kinder studieren in berühmten Universitäten." Vor kurzem hat die 21-Jährige humanitäres Asyl in Europa erhalten.
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