Musste russischer Pilot Überlaufen mit Leben bezahlen?

    Russe in Spanien erschossen:Zahlte Pilot fürs Überlaufen mit dem Leben?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Es klingt wie ein Thriller: Ein russischer Pilot fliegt mit seinem Armeehubschrauber in die Ukraine, erhält für den Frontwechsel von Kiew fast 500.000 Euro. Jetzt ist er tot.

    Maksim Kusminow, aufgenommen am 20.02.2024
    Maxim Kusminow bei einer Pressekonferenz in der Ukraine (Archivbild).
    Quelle: Imago

    Angst um seine Sicherheit habe er nicht, sagte der russische Soldat Maxim Kusminow noch im August bei einer Pressekonferenz. Er sei sehr gläubig. Da war er gerade erst mit einem Mi-8-Hubschrauber der russischen Armee in die Ukraine geflogen, um sich dort zu ergeben. Kiew zahlte für den Frontwechsel mit dem wertvollen militärischen Gerät angeblich rund 460.000 Euro.
    Nun soll Kusminow ermordet worden sein - mit mehreren Kugeln erschossen in einer Tiefgarage in der südspanischen Stadt Villajoyosa bei Alicante. Das berichten übereinstimmend der ukrainische öffentliche Rundfunk, aber auch staatliche russische Medien. "Wir können den Tod bestätigen", wird ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes zitiert. Einem Agenturbericht zufolge hatte Kusminow zuletzt in Spanien gelebt, mit ukrainischem Pass und unter falschem Namen.
    Im Osten hat sich die Armee aus Awdijiwka vorerst zurückgezogen, denn die Stadt ist von den russischen Soldaten umstellt.
    Im Osten hat sich die ukrainische Armee aus Awdijiwka vorerst zurückgezogen. Die Stadt ist von den russischen Soldaten eingekreist.17.02.2024 | 1:34 min

    Russland spricht von "Leiche der Moral"

    Auch spanische Medien berichten über einen mysteriösen Mord in einer Parkgarage: Bis zu zwölf Schüsse seien auf das Opfer abgegeben worden, heißt es in einem Lokalbericht. Ermittler hätten das ausgebrannte Fluchtauto der Täter in der Nähe entdeckt. Die Nachrichtenagentur EFE berichtet, aus Polizeikreisen sei bestätigt worden, dass es sich bei dem Opfer um Kusminow handele. 
    Der russische Auslandsgeheimdienst SWR bezeichnete den Piloten als "Leiche der Moral". Denn er habe ein Verbrechen begangen, sagte der Direktor Sergej Naryschkin laut russischen Nachrichtenagenturen. Eine weitere Äußerung zu dem Fall lehnt er ab. 

    Russischer Geheimdienst versprach: Kusminow wird vernichtet

    Dass Russland Kusminow nach dem Leben trachtete, wurde sogar ganz offiziell bekanntgegeben: Geheimdienst-Beamte des Verteidigungsministeriums hätten "versprochen, den Verräter und Mörder Maxim Kusminow zu finden und zu vernichten", berichtete beispielsweise das russische Newsportal Prawda bereits im vergangenen Herbst. Verräter hätten bereits in der UdSSR in den 30ern und 40ern "beseitigt" werden müssen, heißt es. "Die harten Zeiten sind zurück."
    Für Philipp Eder, Militärkommandant und Ukraine-Experte beim österreichischen Bundesheer, kommt Kusminows Tod daher auch nicht überraschend: "Sollte es sich tatsächlich um einen Mord handeln, der auf sein Desertieren zurückzuführen ist und keine andere Gründe hat, dann wirkt die Tat natürlich auf künftige Deserteure abschreckend", erklärt er auf Anfrage von ZDFheute.

    Ukraine feierte Überläufer Kusminow

    Die Ukraine feierte den Überläufer im vergangenen Spätsommer als Coup: "Das hat noch niemand zuvor gemacht, aber ich hoffe, dass wir das jetzt ausweiten können", sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow.

    Ukrainischer Geheimdienst
    :Hohe Prämie für russischen Überläufer-Piloten

    Ein übergelaufener russischer Pilot soll eine Prämie von einer halben Million Dollar erhalten. Laut ukrainischem Geheimdienst übergab er den Streitkräften einen Hubschrauber.
    Ein russischer Hubschrauber vom Typ Mi-8. Symbolbild
    Der Erfolg wurde medial ausgeschlachtet, der ukrainische Geheimdienst ließ Kusminow bei einer Pressekonferenz auftreten und produzierte einen Dokumentarfilm, der bei Youtube veröffentlicht wurde. Kusminow berichtet darin, wie er in wenigen Metern Höhe, mit ausgeschaltetem Transponder, über die Grenze flog. Er folgte dabei den Angaben zufolge einem monatelang mit dem ukrainischen Geheimdienst vorbereiteten Plan. Sein Motiv: Er habe die "Ungerechtigkeit des Angriffskrieges" seines Landes erkannt.

    Kiew zahlt für russische Militärtechnik

    Zwei weitere Soldaten an Bord des Hubschraubers waren zunächst ahnungslos. Als sie merkten, was los war, seien sie in Panik geraten - hätten aber nichts tun können, weil Kusminow der Einzige an Bord gewesen sei, der den Hubschrauber habe fliegen können. Er habe zwar noch versucht, seine Kameraden zu beruhigen, aber nach der Landung hätten sie versucht, zu fliehen. Sie seien dabei von ukrainischen Kämpfern getötet worden, wie Budanow sagte.
    Katrin Eigendorf
    Die ukrainische Armee sei an der Front in einer "verzweifelten Verteidigungshaltung". Den Krieg weiterzuführen sei trotz dieser Lage "alternativlos", so ZDF-Reporterin Eigendorf. 15.02.2024 | 4:12 min
    Kusminow rief andere russische Piloten dazu auf, seinem Beispiel zu folgen: "Sie werden es nicht bereuen", sagte er in der Dokumentation. Denn die Ukraine habe neben der "finanziellen Entschädigung" auch umfangreiche Sicherheitsgarantien abgegeben.
    Die Ukraine hat eine offizielle Liste an Prämien für Militärtechnik, die russische Soldaten übergeben können. Für einen Panzer etwa gibt es 100.000 US-Dollar. Das lohnt sich für die Ukraine gleich in mehrfacher Hinsicht, erklärt Militärkommandant Philipp Eder: Das Land bekomme so neben den Geräten selbst auch Munition, oft Geheimunterlagen wie Funkschlüssel oder Rückschlüsse auf wehrtechnische Entwicklungen. Und natürlich kommt dazu:

    Jedes Gerät, dass nicht mehr auf Seiten Russlands zum Einsatz kommt, hilft der Ukraine.

    Philipp Eder, Militärkommandant beim österreichischen Bundesheer

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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Liveblog
    Quelle: mit Material von Reuters und dpa

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