Auschwitz: Was berichten Überlebende des Holocaust?

    Grauen im Konzentrationslager:Überlebende erzählen von Auschwitz

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    Ihre Geschichten berühren. Ihre Worte beeindrucken. Ihre Gesichter zeigen, was kein Buch erklären kann. Menschen, die Auschwitz überlebten sind wichtige Stimmen der Erinnerung.

    Rechts ein KZ-Insasse in Nahaufnahme, Blick in die Kamera; links Beschriftung Jude 67253 und Auschwitz
    1940 errichtet die SS das erste KZ im besetzten Polen: Auschwitz. Wilhelm Brasse ist einer der ersten Gefangenen. Er muss Häftlinge fotografieren und erlebt von Anfang an Gewalt.27.01.2025 | 45:44 min
    Fünf Jahre hat das Trauma von Auschwitz gedauert. Über 1,1 Millionen Menschen haben ihr Leben in dem größten deutschen Vernichtungslager im NS-Staat verloren. Über eine Million davon waren Juden und Jüdinnen. Gaskammer, Hunger und Angst - das gehörte zum Alltag. Wie erinnern sich die polnischen Häftlinge an die Zeit im Konzentrationslager Auschwitz? Das ZDF-Studio Warschau hat immer wieder mit Zeitzeugen gesprochen.

    Barbara Doniecka, 1934 geboren, 1944 nach Auschwitz deportiert

    Barbara Doniecka (damals Racka) wurde 1934 geboren. Aus dem aufständischen Warschau wurde sie im August 1944 nach Auschwitz deportiert.
    Auschwitz-Zeitzeugin Barbara Doniecka an der Gedenkstätte
    Barbara Diecka ist eine der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Sie kann von den Gräueltaten der NS-Regierung berichten.
    Quelle: ZDF

    "Als wir ankamen, rief ein Mann: 'Mensch, das ist ja Auschwitz!’ Wir wussten, dass es eine Tragödie für uns war. Sie warfen uns auf die Rampe hinaus: 'Schneller, schneller, polnische Schweine.’ Sie haben uns gejagt, mit diesen Gewehren. Ich dachte: Gott, ist das eine Art Zoo oder was? So viele gleiche Baracken. So fühlte ich mich. Ich wusste nicht, ob es für Tiere oder Vieh ist."

    Dann habe ich erst herausgefunden, dass hier so viele gefangenen Menschen waren. Es gab Hunger, Dreck, Einsamkeit.

    Barbara Doniecka, Auschwitz-Überlebende

    Marian Turski, 1926 geboren, 1944 nach Auschwitz deportiert

    Marian Turski wurde 1926 geboren. 1944 deportierten ihn die Nazis aus dem Ghetto in Lodz nach Auschwitz. In einer Gaskammer in Auschwitz starben sein Vater und sein sechs Jahre jüngerer Bruder.
    Auschwitz-Zeitzeuge Marian Turski
    Auch Marian Turski erlebte die Gräueltaten in Auschwitz.
    Quelle: ZDF

    Ein deutscher Kapo gab mir eine Aufgabe. Als ich das nicht verstanden habe, hat er mich geschlagen. Das war ein Knock-out, ich bin runtergefallen und ohnmächtig geworden.

    Marian Turski, Auschwitz-Überlebender

    "Die Brille war zerbrochen. Für einen Kurzsichtigen in Auschwitz ohne Brille zu sein, hieß es: In drei Tage ist er tot. Für drei Portionen Brot konnte man eine neue Brille kriegen. Die Brille eines Toten. Falls ich drei Portionen Brot abgegeben hätte, wäre ich gestorben. Meine Freunde haben sich aber entschieden, dass sie an einem Tag auf ein Drittel des Brotes verzichten und mir eine Brille 'kaufen'. Das höchste Zeichen der Freundschaft, Loyalität, Solidarität."

    Urszula Koperska, 1936 geboren, 1944 nach Auschwitz deportiert

    Urszula Koperska, (damals Kublik), geboren 1936, wurde im August 1944 nach Auschwitz aus dem aufständischen Warschau deportiert. Im KZ Auschwitz hat sie zum letzten Mal ihren Vater gesehen.

    Meine Nummer war die 84457 und die war mein Name und Vorname.

    Urszula Koperska, Auschwitz-Überlebende

    Auschwitz-Zeitzeugin Urszula Koperska
    Urszula Koperska trägt die traumatischen Erlebnisse von Auschwitz noch immer mit sich.
    Quelle: ZDF

    Obwohl es schon so lange her ist, und ich war erst acht, als ich in Auschwitz ankam, und neun, als ich das Lager verlassen habe, falls jemand mich in der Nacht aufwecken würde, würde ich bis heute diese Auschwitz-Nummer sofort rezitieren.

    Bogdan Bartnikowski, 1932 geboren, 1944 nach Auschwitz deportiert

    Auschwitz-Zeitzeuge Bogdan Bartnikowski
    Bogdan Bartnikowski wurde anfangs direkt mit der hoffnungslosen Situation in Auschwitz konfrontiert.
    Quelle: ZDF

    "’Herr Kapo, warum sind wir hier in der Baracke?’, fragten wir am Anfang. 'Wir haben doch nichts verbrochen. Wir wollen nach Hause, in die Freiheit.’ Er hat freudig gekichert und sagte: 'In die Freiheit. Seht ihr diese Schornsteine hier? Nur hier kommt man zur Freiheit - durch diesen Kamin, es gibt keinen anderen Weg in die Freiheit.’"

    Man sah vom ersten Tag an Leichenberge, die noch unaufgeräumt an den Wänden lagen, weil die Krematorien mit der Verbrennung all dieser Ermordeten nicht nachkamen.

    Bogdan Bartnikowski, Auschwitz-Überlebender

    Zofia Posmysz, 1923 geboren, 1942 nach Auschwitz deportiert

    Zofia Posmysz (1923-2022), wurde 1942 in Krakau bei den geheimen polnischen Unterrichten von der Gestapo festgenommen und nach Auschwitz deportiert.
    Auschwitz-Zeitzeugin Barbara Doniecka
    Zofia Posmysz verlor sehr schnell ihre Zuversicht.
    Quelle: ZDF

    "Als ich über dem Tor in Auschwitz den Schriftzug 'Arbeit macht frei’ sah, habe ich mich gefreut. Ich habe mich schließlich vor Arbeit nicht gefürchtet. Wenn ich gut arbeiten werde, dann werde ich freikommen, dachte ich."

    Ich war naiv, sehr naiv. Diese Naivität habe ich aber sehr schnell verloren.

    Zofia Posmysz, Auschwitz-Überlebende

    Icon von whatsapp
    Quelle: dpa

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