Pistorius auf Hawaii: Der chinesische Elefant im Raum
Pistorius auf Hawaii:Der chinesische Elefant im Raum
von Mathis Feldhoff, Hawaii
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Am ersten Tag seiner Pazifikreise positioniert sich Boris Pistorius klar: Ja zu mehr Engagement in der Region und zur Stationierung von US-Langstreckenraketen in Deutschland.
Bundesverteidigungsminister Pistorius ist für einen Truppenbesuch im US-Bundesstaat Hawaii eingetroffen.30.07.2024 | 0:18 min
Es ist ein bewegender Moment, als der deutsche Verteidigungsminister beim Besuch der USS Arizona, die 1941 im Hafen von Pearl Harbor beim Angriff der Japaner versenkt wurde, symbolisch Blumen in Wasser regnen lässt. Eine Geste der Anteilnahme, aber auch ein Zeichen der Wehrhaftigkeit.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte, die er zusammen mit dem US-Kommandeur der Pazifikregion, Admiral Samuel Paparo, absolviert, macht Boris Pistorius deutlich, dass für ihn diese Niederlage der Amerikaner gleichzeitig die Geburtsstunde des westlichen Bündnisses sei.
Pearl Harbor sei nicht nur ein Zeichen "dass so etwas nicht wieder passieren darf auf amerikanischem Boden", sondern auch, dass daraus Freundschaften und Allianzen entstanden sind, so Pistorius. Allianzen, die gezeigt hätten, "welche wichtige Rolle sie spielen, ohne jemals aggressiv zu sein."
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Pistorius: "Den Blick für die Region nicht verlieren"
Dieser Gedanke der Allianzen, die gemeinsam um die Aufrechterhaltung der Freiheit der Seewege ringen, führt Pistorius zunächst nach Pearl Harbor. Hier im Hafen haben auch die Fregatte "Baden-Württemberg" und das Versorgungsschiff "Frankfurt am Main" in den letzten Wochen ihre Homebase gefunden. Gemeinsam nehmen sie am weltweit größten Seemanöver RIMPAC teil. Für Pistorius ein Signal, dass Deutschland und die Europäer, trotz der Herausforderung des Angriffskriegs Putins auf die Ukraine, "den Blick eben auch für diese Region" nicht verlieren.
Und auch wenn es im offiziellen Szenario von RIMPAC keine Rolle spielt, scheut sich der deutsche Verteidigungsminister nicht, den Elefanten im Raum zu benennen:
Es geht darum, uns der Herausforderung zu stellen, vor der wir stehen, denn China verfolgt hier in der Region seine Politik.
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Boris Pistorius
"Und wir müssen zeigen, dass wir zusammenstehen, alle Partner, die die regelbasierte internationale Ordnung verteidigen", so Boris Pistorius.
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Wie kommuniziert man mit Südkoreanern?
Für die deutsche Marine ist diese Übung vor allem eine große Chance, Manöver und Verfahren zu trainieren, für die ihr in der Ost- oder Nordsee oft die Partner fehlen. Wie kommuniziert man mit Südkoreanern, die kaum Englisch sprechen? Eine ganz neue Erfahrung für Fregattenkapitän Dirk Matheis, der als einziger Deutscher im Operationsstab von RIMPAC 2024 sitzt. "Die hatten einfach eine Handvoll Dolmetscher mitgebracht", berichtet er und merkt an, dass die deutsche Marine wahrscheinlich eher nach einer perfekt englischsprechenden Besatzung gesucht hätte.
Eines war in den letzten Wochen aber für die deutschen Soldaten nicht neu - die Beobachtung durch den potenziellen Gegner - auch wenn er nicht Gegner genannt werden darf. Wie oft bei Manövern in der Ostsee, bei denen russischen Beobachter oft in Sichtweite präsent sind, hatte auch China ein Schiff zur Lagebeurteilung vor Ort. Jedenfalls war es auf dem Radar zu sehen, berichten die deutschen Offiziere.
Boris Pistorius hat sich, auch mit dieser Reise, in seiner Rolle als konsequentester Vertreter der Zeitenwende gefunden - auch bei der Verteidigung des Regierungsplanes, neue US-Langstreckenwaffen in Deutschland zu stationieren. Sogar im Parlament würde er darüber diskutieren lassen: "Weil nichts dagegenspricht, das offen zu diskutieren", so der Minister.
Das Kanzleramt hatte die offene Debatte darüber bisher gescheut und Parlament und Öffentlichkeit eher spärlich unterrichtet. Pistorius dagegen ist für Offensive bei dem Thema, weil es auch darum ginge "eine echte Fähigkeitslücke, die wir seit mindestens zehn Jahren haben" zu schließen.
Diese Stationierung, die für 2026 geplant ist, solle Wladimir Putin deutlich machen: "Ein eventueller Angriff auf Nato-Gebiet hätte für Russland einen so hohen Preis, dass das Risiko nicht mehr kalkulierbar wäre", so der Verteidigungsminister. Da schließt sich für ihn offenbar ein Kreis - von Pearl Harbor 1941 bis zum realen Bedrohungsszenario in Europa 2024.
Mathis Feldhoff ist Korrespondent im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin - aktuell begleitet er die Reise von Boris Pistorius.
Quelle: dpa
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