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"Kamalanomics":Das steckt hinter Harris' Wirtschaftspolitik
von Dennis Berger
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Wäre Kamala Harris als US-Präsidentin ein Gewinn für die deutsche Wirtschaft? Worauf sollte sich Deutschland einstellen?
US-Vizepräsidentin Kamala Harris verfolgt eine andere Wirtschaftspolitik als Donald Trump.
Quelle: AP
Trump oder Harris? Diese Entscheidung im US-Präsidentschaftswahlkampf ist für die exportorientierte deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung. Die USA sind einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Was wissen wir über "Kamalanomics"?
Fortsetzung von "Bidenomics"?
Nicht nur die deutsche Exportindustrie interessiert sich für den nächsten US-Präsidenten oder die nächste Präsidentin. Kamala Harris könnte die Wirtschaftspolitik neu ausrichten: Schon während Donald Trumps Präsidentschaft sprach sie sich für höhere Steuern für Reiche und stärkere Konzernregulierung aus. Doch Ökonomen wie Tom Bauermann vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sehen noch kein klares Bild.
Bisher spricht vieles dafür, dass sie den Kurs von Joe Biden fortsetzt, vielleicht sogar ausbaut.
Tom Bauermann, IMK-Ökonom
Die "Bidenomics" zielen auf staatliche Investitionen, Stärkung der Arbeitnehmer und eine wachsende Mittelschicht. Kamala Harris hat diese Politik unterstützt. Sie befürwortet die Milliarden-Subventionen aus dem klimafreundlichen "Inflation Reduction Act" und die Staatshilfen nach der Corona-Pandemie.
- Der Inflation Reduction Act ist ein milliardenschweres Klimaschutz- und Sozialpaket.
- Es sieht u.a. 369 Milliarden Dollar (rund 340 Milliarden Euro) für Klimaschutz und Energiesicherheit vor - die größte Investition in den Kampf gegen die Erderwärmung in der US-Geschichte.
- Vorgesehen sind unter anderem Subventionen für Elektroautos, Batterien und Projekte zu erneuerbaren Energien "Made in USA".
Quelle: AFP
Beobachter sagen, Harris sei politisch "linker" als Biden und ebenso gewerkschaftsnah.
Klimaschutz als Motor
Harris setzt sich nicht nur für Arbeitnehmerrechte ein, sondern unterstützt auch den umweltfreundlichen Umbau der Wirtschaft. Als Präsidentin würde sie die Produktion von grünen Technologien wie Batterien und Solarmodulen weiter vorantreiben. Zusätzliche Subventionen für grüne Energie könnten die Energiepreise senken, so IMK-Ökonom Bauermann.
Im globalen Wettbewerb um den besten Industriestandort und Arbeitsplätze sind Technologie und Strompreise entscheidend.
Das heißt, von dieser Seite herrscht Druck auf deutsche und europäische Hersteller und Produktionsstandorte, wenn sie ohne vergleichbare Subventionen auskommen müssen.
Tom Bauermann, IMK-Ökonom
Harris sieht in umweltfreundlichen Technologien nicht nur einen Weg, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern auch einen Motor für wirtschaftliches Wachstum und Jobs. Höhere Klimaschutzstandards könnten Europa und Deutschland entgegenkommen, sagt Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Deutsche Unternehmen wie Siemens profitieren bereits von der US-Nachfrage nach grüner Technologie.
Silicon Valley-Präsidentin?
Wäre Kamala Harris eine gute Partnerin für das datenschutzaffine Deutschland im digitalen Bereich? Die Kalifornierin wuchs in der Nähe des Tech-Mekkas Silicon Valley auf. Vor ihrer Zeit in Washington pflegte sie gute Beziehungen zu Tech-Unternehmen, etwa zu Sheryl Sandberg von Meta. Gegen die Marktdominanz der großen Tech-Konzerne unternahm sie wenig.
Im Bereich Künstliche Intelligenz ist sie als US-Vizepräsidentin eng eingebunden. Sie trifft sich mit Firmen wie OpenAI und spricht moderat über KI: Es gebe Chancen und Risiken. Während Tech-Größen wie Elon Musk Trump unterstützen, wollen andere Vertreter der Tech-Szene Millionen für Harris’ Wahlkampf spenden.
Trumps Preisschild
Unumstritten ist, dass Donald Trump als Präsident für Deutschland teuer wäre. Seine zweite Amtszeit könnte die deutsche Wirtschaft bis zu 150 Milliarden Euro kosten, berechnete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). IW-Geschäftsführer Bardt dämpft jedoch die Erwartungen an einen Harris-Sieg.
Eine demokratische Administration hätte selbstverständlich auch weiterhin die US-Interessen im Blick. Europa kann keine Geschenke erwarten.
Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
Handelskonflikte mit China könnten nur gemeinsam gelöst werden. Dies sei im europäischen Interesse - und die Chancen darauf dürften mit Harris größer sein als mit Trump, erläutert Bardt. "Trumps Wirtschaftsprogramm sieht nicht nur höhere Zölle gegenüber China, sondern auch auf alle US-Importe, also auch jene aus Deutschland, vor", warnt IMK-Ökonom Bauermann.
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