Schwerpunkt
Politologin schätzt TV-Duell ein:"Das wird bei Trump stark nachwirken"
von Fränzi Meyer
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Beim TV-Duell Harris gegen Trump wirkte die Vizepräsidentin stärker als der Ex-Präsident, meint Politologin Cathryn Clüver Ashbrook. Mit welchen Strategien gestritten wurde.
Harris habe gepunktet. Dennoch bleibt das Rennen denkbar eng, erklärt die Politologin Clüver-Ashbrook.11.09.2024 | 19:42 min
"Es waren unterschiedliche Bilder von der Zukunft Amerikas: Die rückwärtsgewandte dunkle Vision von Donald Trump (...) und die nach vorne gerichtete Vision von Kamala Harris." So beschreibt die deutsch-amerikanische Politologin Cathryn Clüver Ashbrook die erste TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten. Aber ob unentschlossene Wähler nach diesem Dienstagabend in Philadelphia Klarheit haben? Clüver Ashbrook ist sich nicht sicher.
Gewinnerin des Duells ist für sie dennoch die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris. In der Sendung ZDFheute live schätzt sie das Duell ein.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.
... ist eine deutsch-amerikanische Politologin USA-Expertin und Senior Advisor bei der Bertelsmann Stiftung. Zuvor leitete sie das Future of Diplomacy Project an der Harvard Kennedy School und war Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Die starke Rhetorik von Kamala Harris
Das herausragende Merkmal von Harris sei ihre Ausbildung als Anwältin, erklärt die Politikwissenschaftlerin. Das wäre auch bei diesem ersten Aufeinandertreffen der Präsidentschaftskandidaten deutlich geworden. Harris würde bestens beherrschen, die Schwachpunkte ihres Gegners zu identifizieren und so im Fall Trump "mit der Eitelkeit des Gegners zu spielen".
90 Minuten duellierten sich US-Vizepräsidentin Harris und Herausforderer Trump live im TV. Wie traten sie auf? Mit welchen Themen? Am Ende behielt Kamala Harris die Oberhand.11.09.2024 | 2:52 min
Gleichzeitig sei es der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten gelungen, ihre persönlichen Geschichten in den Vordergrund zu rücken und ihre Position klarzumachen - insbesondere in Bezug auf das Thema Abtreibung.
So habe Harris Trump verunsichert. "Und das ist etwas, was bei Donald Trump ganz, ganz stark nachwirkt", schätzt die Politologin im Interview ein.
"Trump wurde wütend und laut", so ZDF-Korrespondentin Bates zur TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten Harris und Trump. Harris ließ sich "nicht aus dem Konzept bringen".11.09.2024 | 2:54 min
Trumps Falschaussagen
In Bezug auf Trump analysiert Clüver Ashbrook, er habe im ersten TV-Duell gegen Harris immer wieder Unwahrheiten eingebaut. Als Beispiele dafür führt sie an, Trump habe gesagt, Joe Biden sei "von der Frau des Moskauer Bürgermeisters gekauft worden" oder aber "Transgender-Menschen müssen sich im Gefängnis wegen der Biden-Regierung einer Geschlechtsumwandlung unterziehen".
Clüver Ashbrook benennt diese Falschaussagen sogar als konkretes "Bindungselement" des Republikaners. Sie sagt: "Das Einspülen der Verschwörungstheorien, das Einspülen dieser Bilder, die keine Sinnhaftigkeit abgeben, ist inzwischen auch in dieser hochpolarisierten Situation in den USA Teil des politischen Diskurses geworden."
Die deutsch-amerikanische Politikwissenschaftlerin erklärt weiter, das habe sehr viel mit dem Nachrichtengeschehen in den USA zu tun, mit den sozialen Medien, "aber es hat auch sehr viel mit den wirtschaftlichen Veränderungen in den USA zu tun, die wir über die letzten 15 Jahre erlebt haben".
Kamala Harris ist seit 2021 Vizepräsidentin der USA. Sie bewarb sich 2020 bei den Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur, hat sich aber noch vor den Vorwahlen aus dem Rennen zurückgezogen. Gewinner Joe Biden nominierte sie dann aber als seine Stellvertreterin. In dieser Rolle konnte sie aber politisch kaum punkten. In den vergangenen Jahren war sie eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein.
Donald Trump war von 2017 bis 2021 bereits US-Präsident, verlor aber 2020 die Wahl gegen den jetzigen Amtsinhaber Joe Biden. Dieses Mal tritt der Republikaner gemeinsam mit dem Senator J.D. Vance an. Ende Mai sprach eine Jury Donald Trump in allen Anklagepunkten des Schweigegeld-Prozesses schuldig - es laufen weitere Strafverfahren, unter anderem wegen des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Bei einem Attentat Mitte Juli auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania wurde er am Ohr verletzt. Er tritt erneut mit dem Versprechen "America first" ("Amerika zuerst") an.
Wie geht das Rennen weiter?
Clüver Ashbrook zufolge hatte Kamala Harris im TV-Duell also klar die Nase vorne. Aber sie macht deutlich: "Es bleibt doch denkbar eng." Derzeitige Umfragen würden das Kopf-an-Kopf-Rennen abbilden. Über die nächsten zwei Monate müsse noch viel passieren, betont die Expertin.
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