Von Hongkong nach Großbritannien:Flucht vor dem langen Arm Chinas
von Britta Jäger
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Rund 200.000 Menschen aus Hongkong sind ins Vereinigte Königreich ausgewandert. Einige kämpfen aus der Ferne weiter für Demokratie und Redefreiheit in der alten Heimat.
Die Repressionen durch China nehmen in der ehemaligen britischen Kolonie Hongkong zu. Viele Menschen sind deshalb mit speziellem Visum nach Großbritannien ausgewandert.
Quelle: AP
Die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien fühlt sich historisch verantwortlich, Menschen in Hongkong zu helfen und ihnen eine sichere Zuflucht zu ermöglichen - vor dem Repressionssystem Chinas.
Per Sonderstatus von Hongkong nach Großbritannien
Rund 200.000 Menschen aus Hongkong sind bisher über den sogenannten "British National Overseas"-Pass (BNO) in das Vereinigte Königreich gekommen - ein Sonderstatus, den die britische Regierung Hongkongern seit den 1980er Jahren gewährte und zunächst bürokratisch unkomplizierte Kurzaufenthalte ermöglichte.
Nachdem sich die Lage in Hongkong seit den niedergeschlagenen Protesten 2019 zunehmend verschlechterte und China mit dem Nationalen Sicherheitsgesetz 2021 den Sonderstatus Hongkongs weiter aushöhlte, beschlossen die Briten, Inhabern des BNO-Status und deren Angehörigen nun auch den Weg zu einem permanenten Aufenthaltsrecht zu erleichtern.
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Auswandern oder Haft in China
Auch das junge Künstlerpaar Lumli und Lumlong ist im Juni 2021 über diesen Weg nach Großbritannien gekommen. Kosten für Visa und Gesundheitsversorgung, dazu der Nachweis eines finanziellen Polsters bei Ankunft: Die neue Heimat können sich in der Regel nur gut ausgebildete Hongkonger mit Geld leisten.
In Hongkong hatten Lumlong und seine Frau Lumli in ihren Bildern regelmäßig ausgedrückt, was dort aus ihrer Sicht schiefläuft: Mal ging es um Gehirnwäsche, mal um die Proteste 2019 - für die Ordnungshüter war eine "rote Linie" überschritten, sie bedrohten die Künstler in ihrem Atelier.
"Wenn wir Hongkong zu dieser Zeit nicht verlassen hätten, wären wir garantiert verhaftet worden, früher oder später", sagt Lumlong.
Wir wollen gar nicht unbedingt als politische Künstler wahrgenommen werden. Wir machen uns nur Sorgen um die Menschen und um die Wahrheit. Denn die Kommunistische Partei in China will nicht, dass jemand die Wahrheit ausspricht.
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Lumlong, Künstler aus Hongkong
Großbritannien bietet Freiheit für nächste Generation
Anders war es bei Jane. Im Gemeindezentrum in Sutton südlich von London ist die Rentnerin regelmäßiger Gast. Gemeinsam mit anderen Hongkongern lernt sie hier in Sprachkursen Englisch, nimmt an Spiele-Nachmittagen oder Kulturveranstaltungen teil. "Ich bin im August 2021 wegen meines Sohnes nach Großbritannien gekommen", erzählt Jane, "Er wollte hier studieren, hat Interesse an Politikwissenschaften."
"Die meisten Älteren haben ihre Kinder und Enkelkinder nach Großbritannien begleitet. Es geht ihnen dabei nur um die nächsten Generationen", erklärt Richard Choi, der das Programm für die Hongkonger im Suttoner Gemeindezentrum ehrenamtlich organisiert.
Sie wollen nicht, dass die Nachkommen im Hongkonger Bildungssystem erzogen werden und innerhalb dieses politischen Systems aufwachsen, in dem es keine Redefreiheit mehr gibt.
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Richard Choi, Programm-Leiter im Suttoner Gemeindezentrum
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Reicht Chinas Verfolgung bis nach Großbritannien?
Das Künstlerpaar Lumlong und Lumli malt jetzt in Großbritannien weiter, sind mit anderen Kunstschaffenden international im Austausch. Den langen Arm Chinas glauben sie aber bis auf die Insel zu spüren. Die Künstler berichten, wie nach ihrer Ankunft ihre E-Mail- und Social Media-Accounts sowie Mobiltelefone gehackt wurden, wie sie auf Veranstaltungen immer wieder beobachtet und auf Demonstrationen verfolgt werden.
Sie sind skeptisch, dass die britische Regierung ihnen dauerhaft und effektiv Schutz bieten wird.
Die Kommunistische Partei in China steckt einiges an Geld in die britische Gesellschaft, vor allem auch in Universitäten. Sie versucht, sich überall Einfluss zu erkaufen.
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Lumlong, Künstler aus Hongkong
Lumlong fährt fort: "Wir befürchten also, dass die Briten nicht stark genug sind, um uns wirklich zu beschützen".
Gemeinsam mit seiner Frau will er trotzdem weiter mit dem Pinsel ausdrücken, was man in ihrem Heimatland schon lange nicht mehr sagen darf. Wenn China versuche, die Wahrheit über die Geschichte Hongkongs für künftige Generationen zu seinen Gunsten zu verdrehen, seien ihre Bilder da, um zu zeigen, wie es wirklich war. Das festzuhalten, sei nun schließlich ihre Pflicht.
In Hongkong hat der Prozess gegen den Demokratieaktivisten Jimmy Lai begonnen. Lai wird "Kollaboration mit ausländischen Kräften" vorgeworfen - ihm droht eine lebenslange Haft.
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