Um in Großbritanniens überfüllten Gefängnissen Platz zu schaffen, sollen einige Häftlinge vorzeitig entlassen werden. Die Regierung will auch Alternativen zu einer Haft überprüfen.
Die britische Regierung startet eine Untersuchung, um das Strafsystem zu überprüfen.
Quelle: dpa
Großbritannien entlässt erneut vorzeitig Häftlinge, um Platz in überfüllten Gefängnissen zu schaffen. Etwa 1.100 Gefangene sollen etwas früher als geplant freikommen, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Der ehemalige Justizminister David Gauke, der eine Untersuchung in das Strafsystem leiten soll, betonte:
Die Zahl der Gefangenen steige jedes Jahr um etwa 4.500, erklärte Gauke. Zudem seien fast 90 Prozent derjenigen, die zu Haftstrafen verurteilt werden, Wiederholungstäter.
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Britische Gefängnisse seit Langem am Anschlag
Justizministerin Shabana Mahmood hatte im Juli gewarnt, die Justizvollzugsanstalten stünden kurz vor dem Kollaps. Wenn man jetzt nicht handle, drohe ein Zusammenbruch von Recht und Ordnung. Bereits im September waren in England und Wales etwa 1.700 Häftlinge vorzeitig entlassen worden. Jetzt greift der nächste Schritt eines Notfallplans.
Um Platz zu schaffen, können einige Gefangene nun schon nach 40 Prozent ihrer verbüßten Strafe entlassen werden. Normalerweise müssen mindestens 50 Prozent abgesessen werden, bevor man gegen Auflagen auf freien Fuß kommt. Wer aber etwa wegen Terrorismus oder Sexualstraftaten einsitzt, kommt nicht früher frei.
Ein Stich in die Brust - mitten in einem Gefängnis: Ein Polizist wurde in England von einem Häftling schwer verletzt. Kann die neue Regierung die Überfüllung der Gefängnisse lösen?29.07.2024 | 2:10 min
Untersuchung soll Strafsystem überprüfen
Die Regierung will auch überprüfen, welche Haftalternativen stärker genutzt werden könnten - etwa Technologie, gemeinnützige Arbeit oder Geldstrafen. Ex-Minister Gauke sagte, es solle untersucht werden, wie Strafe und Rehabilitation im 21. Jahrhundert aussehen sollten und wie Großbritannien sein Justizsystem aus der Krise in eine langfristige, nachhaltige Zukunft führen könne.
Eine Idee wären nach Angaben der Nachrichtenagentur PA etwa Armbanduhren, die Menschen daran erinnern, dass sie einen Termin mit ihrem Bewährungshelfer oder bei der Therapie haben.
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Die neue Regierung von Premierminister Keir Starmer hat der konservativen Vorgängerregierung die Schuld daran gegeben, dass die Haftplätze knapp werden und etliche Gefängnisse in marodem Zustand sind.
Die Gefängnisse gerieten außerdem wegen der rechtsextremen Ausschreitungen im Sommer unter Druck. Gerichte gehen hart gegen Randalierer vor und verhängen teils mehrjährige Haftstrafen.
Quelle: ZDF
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