Großbritannien: So startete der Trend "Dry January"
"Dry January":Wie ein britischer Vorsatz um die Welt geht
von Marlene Jacobsen, London
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Im Januar keinen Alkohol trinken - in Großbritannien ist der "Dry January" weitverbreitet. Mittlerweile machen Menschen auf der ganzen Welt mit. Was steckt hinter dem Trend?
Nach Weihnachten und Silvester ist der Januar für viele auf der Insel ein guter Zeitpunkt für einen Alkoholverzicht auf Zeit. Doch woher kommt der Trend? Welche Vorteile bietet er?14.01.2025 | 1:54 min
Millionen von Britinnen und Briten haben sich vorgenommen, den ganzen Januar über keinen Alkohol zu trinken. Die gemeinnützige Organisation Alcohol Change UK hat die Aktion "Dry January" vor zwölf Jahren ins Leben gerufen. Die Idee ist simpel: frisch und gesund ins neue Jahr starten und das eigene Trinkverhalten überdenken - vor allem, nachdem über Weihnachten und Silvester in der Regel viel Alkohol geflossen ist. Laut einer repräsentativen Umfrage, die Alcohol Change UK in Auftrag gegeben hat, wollen in diesem Monat 15 Millionen Menschen in Großbritannien nüchtern bleiben.
Der "Dry January" ist weltweit beliebt
Die Britin Emily Robinson hat sich den "Dry January" ausgedacht. Für den Januar 2011 nahm sie sich vor, keinen Alkohol zu trinken, um für einen Halbmarathon zu trainieren. Ein Jahr später fing sie an, bei Alcohol Change UK zu arbeiten.
Pubs sind fester Bestandteil der britischen Kultur. Aber im Januar verzichten immer mehr Menschen auf das Feierabendbier.
Quelle: epa
Letztes Jahr sollen Menschen aus 180 Ländern mitgemacht haben. Mit täglichen Motivations-E-Mails und einer App, in der man seine Fortschritte verfolgen kann, will Alcohol Change UK die Menschen bei der Umstellung unterstützen.
Die britische Organisation will mehr Wissen über Alkohol vermitteln und für eine bewusstere Trinkkultur werben.
Außerdem setzt sich "Alcohol Change UK" mit seinen 40 Mitarbeitern für eine strengere Regulierung von Alkohol und bessere Beratungsangebote für Alkoholkranke ein.
Für den "Dry January" 2024 haben sich über 100.000 Menschen in Großbritannien und insgesamt 196.000 Menschen weltweit die App von Alcohol Change UK heruntergeladen.
Lucy Barrett will dieses Jahr zum ersten Mal den Januar über keinen Alkohol trinken. Die Londonerin arbeitet ganz in der Nähe eines Pubs, geht dort mehrmals die Woche nach der Arbeit hin. Heute nippt sie an einem alkoholfreien Bier. "Ich habe an Weihnachten viel getrunken und wollte das Jahr mit einem Detox anfangen", erzählt Barrett.
Auf alkoholfreie Alternativen umzusteigen, fällt ihr leichter als gedacht. "Aber als meine Freunde schon ein Glas Wein für mich bestellt hatten und ich das ablehnen musste, hat das viel Willenskraft gekostet."
Nullprozentiger Wein, alkoholfreier Gin? Da hört der Spaß für viele auf. Ein Bier am Abend, ein Sekt zum Anstoßen - Alkohol gehört zum Alltag. Bis jetzt. 04.06.2020 | 30:00 min
Junge Menschen achten eher auf ihr Trinkverhalten
Das Feierabendbier im Pub ist ein fester Bestandteil britischer Kultur. In einer Umfrage des Gesundheitsdienstes NHS aus dem Jahr 2022 gaben 56 Prozent der Befragten an, in der vorherigen Woche Alkohol getrunken zu haben. Elf Prozent tranken in der Woche sogar fünfmal oder mehr.
Doch gerade bei den Jüngeren gibt es einen Trend zur Abstinenz. Jeder Fünfte 18- bis 34-Jährige trinkt gar nicht, bei den über 55-Jährigen dagegen ist es nur jeder Siebte. Außerdem sind bei jungen Menschen alkoholfreie Getränke, oder solche mit wenig Alkohol, beliebter als bei Älteren. Das ergibt eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2024, die von der gemeinnützigen Organisation "Drinkaware" in Auftrag gegeben wurde.
Andererseits fangen Jugendliche, und sogar Kinder, laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in England früher mit dem Trinken an als in anderen Ländern. So hat ein Drittel der Elfjährigen und über die Hälfte der 13-Jährigen schon Alkohol getrunken.
Eine Studie der WHO zeigt das Ausmaß des Alkoholkonsums bei Minderjährigen in Europa: demnach ist in Großbritannien der Alkoholkonsum bei Kindern einer der höchsten weltweit. 14.05.2024 | 2:09 min
60 Prozent trinken Monate später weniger Alkohol
"Der Dry January bietet den Menschen die Möglichkeit, eine komplette Pause vom Trinken einzulegen und das eigene Verhältnis zum Alkohol neu zu bewerten", sagt Joe Marley von Alcohol Change UK. Das bedeute aber nicht, dass man das ganze Jahr über auf Alkohol verzichten müsse. "Wie es nach dem Januar weitergeht, ist jedem selbst überlassen", findet Marley.
Laut einer Studie von der Universität von Sussex, bei der Teilnehmer des "Dry January" 2019 befragt wurden, haben es zwei Drittel geschafft, den ganzen Monat keinen Alkohol zu trinken. Von ihnen trinken knapp 60 Prozent auch sechs Monate später weniger Alkohol als zuvor.
Lucy Barrett jedenfalls freut sich schon auf ein Glas Rotwein im Februar. "Aber wenn ich wieder mit dem Trinken anfange", erzählt sie, "werde ich mehr darauf achten, wie viel ich trinke und warum."
Nach den Weihnachtsfeiern und dem Neujahrskater setzen viele auf diesen Trend: Den ersten Monat des Jahres komplett auf Alkohol zu verzichten. Wie der Körper davon profitiert.
von Laren Müller
mit Video
Quelle: ZDF
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