Experte zu Trumps Absichten mit Grönland: Kauf "wäre Unsinn"
Interview
Trump will Kontrolle über Insel:Experte: Kauf von Grönland "wäre Unsinn"
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Donald Trump bekundet Interesse an Grönland. Warum ist die Insel für ihn so attraktiv und ist ein Kauf realistisch? Arktis-Sicherheitsexperte Michael Paul im Interview.
Donald Trump könne nicht über die Zukunft Grönlands entscheiden, sagt Politikwissenschaftler Michael Paul. Ein Kauf der Insel würde einem neuen Kolonialismus gleichkommen.07.01.2025 | 9:14 min
Donald Trump Junior, Sohn des künftigen US-Präsidenten, ist nach Grönland gereist. Nach eigenen Angaben handelt es sich zwar um eine reine Privatreise. Sein Vater bestärkte zuvor aber erneut sein Interesse an der größten Insel der Welt und sagte:
Schon während seiner ersten Amtszeit als Präsident äußerte Donald Trump den Vorschlag, Grönland zu kaufen. Im Interview mit ZDFheute live bezeichnet Politikwissenschaftler und Arktis-Sicherheitsexperte Michael Paul, Trumps Absichten als "Unsinn".
Sehen Sie oben das gesamte Interview oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Michael Paul ...
... dazu, ob Trump Grönland wirklich kaufen könnte
"Das wäre Unsinn", meint Paul. Man sei nicht mehr im 19. Jahrhundert. Um über die Zugehörigkeit eines Gebiets zu entscheiden, brauche es ein demokratisch abgesichertes, transparentes Verfahren. Man befände sich nicht in einer neokolonialistischen Zeit - aktuelle Beispiele wie die Bestrebungen Russlands in der Ukraine seien da eine Ausnahme, so Paul.
Nachdem Trump schon 2019 erstmals die "spektakuläre Idee" eines Grönland-Kaufs geäußert habe, sei die Reise seines Sohnes nun durchaus von politischer Bedeutung, so Paul. Aber: Entscheidungen über Grönland können laut dem Experten nur von der grönländischen Bevölkerung und dem Königreich Dänemark getroffen werden, nicht von den USA.
Quelle: ZDF
... zur Bedeutung Grönlands für Trump und die USA
Schon seit dem 19. Jahrhundert seien die Amerikaner an Grönland interessiert, sagt Paul. Der Wert der Insel liege zum einen in ihrer geostrategischen Lage, zum anderen seien vor allem auch Grönlands Bodenschätze bedeutend, unter anderem seltene Metalle.
Dabei seien die bisher bekannten Ressourcen nur ein Bruchteil dessen, was in Grönland tatsächlich vorliegen könnte. 80 Prozent der Insel seien unter Inland-Eis und deshalb noch nicht auf Rohstoffe sondiert, so Paul.
Quelle: ZDF
Es sei allerdings so, dass der Rohstoff-Abbau auf Grönland noch nicht im industriellen Maßstab stattfinde. Paul erklärt: "Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Fundstätten der seltenen Erden eng verbunden mit radioaktiven Material sind und die Bevölkerung sich zwar für die Unabhängigkeit ausgesprochen hat, aber ebenso dagegen plädiert hat, solche kontaminierten Stellen auszubeuten."
Und um überhaupt an die Ressourcen zu gelangen, bräuchte es große Investitionen in die lokale Infrastruktur. Man müsse beispielsweise Häfen und Straßen bauen, so der Experte.
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... zu den Unabhängigkeitsbestrebungen Grönlands
Die Bewohner Grönlands hätten sich in einem Referendum bereits mehrheitlich für eine Unabhängigkeit ausgesprochen. Am 6. April finden auf Grönland zudem Parlamentswahlen statt. Laut Paul seien diese Wahlen für den weiteren Verlauf der Unabhängigkeitsbestrebungen entscheidend. Man wolle sich von Dänemark abkapseln und lehne auch einen Einfluss der USA ab.
Denn mit der kleinen Bevölkerung Grönlands - auf der Insel leben rund 56.000 Menschen - sei es schwer einen eigenen Staat zu gestalten, so Paul. Es liege daher sowohl an Grönland als auch am Königreich Dänemark, die Unabhängigkeit der Insel zu realisieren.
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Das Interview führte Marc Burgemeister, zusammengefasst hat es Daniel Thoma.
Schon in seiner ersten Amtszeit war Donald Trump an einem Kauf von Grönland interessiert. Nun ist sein Sohn Donald Jr. auf die Insel gereist. Es sei ein "privater Besuch".