Wie Griechenland sich gegen Waldbrände wappnet

    Katastrophenschutz:Wie Griechenland sich gegen Waldbrände wappnet

    Screenshot aus Video: ZDF-Korrespondentin Annette Hilsenbeck
    von Annette Hilsenbeck
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    Griechenland erlebt erneut einen Sommer der extremen Feuer - eine großanlegte Strategie und viel Geld sollen dies künftig verhindern.

    Feuerroter Himmel über Akropolis
    Obwohl es im Kampf gegen die Waldbrände in Griechenland Fortschritte gibt, ist noch keine Entspannung in Sicht. Hilfe kommt mittlerweile aus mehreren EU-Ländern. 13.08.2024 | 1:21 min
    Nordöstlich von Athen brennen die Hügel: Großfeuer mit bis zu 25 Metern hohen Flammen rücken der Stadt immer näher, Siedlungen und Krankenhäuser am Stadtrand wurden bereits geräumt. Starke Winde fachten auch in anderen Landesteilen immer wieder Brände an, sodass Menschen ihre Häuser verlassen müssen.

    Flammenwand durchbrochen

    Zwar hat die griechische Feuerwehr in der Nacht Fortschritte erzielt. Inzwischen gebe es keine zusammenhängende Flammenwand mehr, sondern vielmehr eine Reihe kleinerer aktiver Brandherde, wurde ein Feuerwehrsprecher in der Nacht von der griechischen Nachrichtenagentur ANA zitiert. Der Großeinsatz gegen die Ausbreitung des riesigen Flammenmeers gehe derweil weiter.
    Bereits am späten Dienstagabend sagte ein Sprecher der Feuerwehr, dass es noch aktive Brandherde gebe, die jedoch vorerst unter Kontrolle seien. Entwarnung geben konnte er nicht: Es gebe immer wieder neue Ausbrüche, auch solle der Wind im Laufe des Tages erneut auffrischen. Das verschlimmere die Brände, sagt Theodore Giannaros, Forscher am Nationalen Observatorium von Athen laut der Tageszeitung Ekathimerini.
    Andreas Postel
    Regierung und Behörden werden in Griechenland wegen der schweren Waldbrände teilweise heftig kritisiert. ZDF-Korrespondent Andreas Postel zu den Hintergründen. 13.08.2024 | 1:23 min

    Mega-Programm zur Vorbeugung und Brandbekämpfung

    Solche Extrembrände hatte man befürchtet, nachdem der letzte Winter besonders warm war, es im Frühling in weiten Teilen Griechenlands nicht regnete. Bereits am Jahresanfang hatte daher der für Zivilschutz zuständige Minister Vassilis Kikilias gewarnt: "Selbst ein Funke kann Vernichtung und Zerstörung anrichten."
    Nach dem tödlichen Feuerinferno im Küstenort Mati im Jahr 2018 und den unkontrollierten Waldbränden in 2021 hat Griechenlands Regierung ein Frühwarnsystem eingerichtet, mit dem Bewohner per Textnachricht gewarnt werden. Inzwischen hat sie vor allem ein 2,1 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm verabschiedet - das größte, dass es jemals im Zivilschutz des Landes gab. Die EU hilft mit einem Darlehen von insgesamt 595 Millionen Euro.
    ZDF-Korrespondent Andreas Postel in Chalandri
    In der Nähe von Athen in Griechenland kämpft die Feuerwehr mit einem massiven Waldbrand. ZDF-Korrespondent Andreas Postel berichtet aus Chalandri, einem Vorort von Athen.13.08.2024 | 1:02 min

    Griechenland holt neue Löschflugzeuge

    Sieben leistungsfähige neue Löschflugzeuge werden zusätzlich angeschafft, Feuerwehr und Zivilschutz sollen die Brandbekämpfung künftig aus 13 mobilen Kommandozentralen koordinieren, die mit neuster Technologie und Beobachtungs-Drohnen ausgestattet sind.
    200 Millionen Euro fließen zudem in ein Programm zur Waldbewirtschaftung, um Brandschneisen anzulegen und brandgefährliches trockenes Unterholz in den Wäldern zu entfernen - vor allem denen, die nicht bewirtschaftet werden. Wer unbebaute Grundstücke in Orten besitzt, muss die von Gestrüpp, Unterholz oder vertrockneten Blättern säubern - oder muss zahlen, wenn Behörden das übernehmen.
    Seit Juni ist zudem ein Gesetz in Kraft getreten, das unter anderem die Strafen für Brandstiftung drastisch erhöht. Schwere Brandstiftung kann mit bis zu 20 Jahren Haft und einer Geldstrafe bis zu 200.000 Euro geahndet werden. Schon bei fahrlässiger Brandstiftung gibt es bis zu zehn Jahren Haft - also etwa, wenn eine weggeworfene Zigarette oder Funkenflug beim Schweißen in der Garage einen Brand auslöst.

    Klimawandel erhöht Brandgefahr in ganz Südeuropa

    Der Klimawandel trifft Griechenland besonders: Die Niederschlagsmenge ist insgesamt letzten Jahren um zwölf Prozent zurückgegangen, auf den Inseln regnet es zum Teil um ein Fünftel weniger. Im Sommer mehren sich dazu lange Perioden mit extrem hohen Temperaturen - eine Kombination, die die Waldbrandgefahr erhöht.
    ZDF-Korrespondent Andreas Postel aus Griechenland
    In Griechenland breiten sich mehrere Waldbrände rasant schnell aus. Wie die Feuerwehrleute sie bekämpfen können, berichtet ZDF-Korrespondent Andreas Postel aus der Nähe von Athen.12.08.2024 | 1:16 min
    Auch Italien leidet unter einer solchen Hitzewelle, verzeichnet unkontrollierte Waldbrände im Süden. Hier versuchen Forstbehörden seit Jahren, mit Brandschneisen und deutlich lockeren Neupflanzungen zu verhindern, dass Waldbrände außer Kontrolle geraten.
    Im Süden Frankreichs, wo ebenfalls in den letzten Jahren große Waldbrände gewütet haben, wird in einem Wald-Wetterbericht vor möglichen Bränden gewarnt, per Drohnen überwachen Forstbeamte gefährdete Gebiete, um Feuer schnell zu entdecken.

    Hitzewelle in Griechenland hält an

    Es sei die kritischste Woche Griechenlands, sagte der Zivilschutzminister am Montag. Denn auch für die nächsten Tage sagt der Wetterdienst Höchsttemperaturen voraus.

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    Quelle: ZDF

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