Greta Thunberg: Was macht die Klimaaktivistin heute?
Umstrittene Umweltaktivistin:Greta Thunberg: Eine Ikone auf Abwegen
von Henner Hebestreit und Elena Dönhoff
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Greta Thunberg war das Gesicht von Klimaschutz und "Fridays for Future", ihrem Schulstreik schlossen sich Millionen an. Doch heute lässt ihre Wut gegen Israel viele auf Distanz gehen.
Greta Thunberg wurde mit Fridays For Future weltberühmt. Doch ihr Einsatz für den Klimaschutz wird mittlerweile von Auftritten bei Pro-Palästina-Demonstrationen und ihren Aussagen gegen Israel überschattet.
Quelle: dpa
Vor fünf Jahren wurde die damals knapp 17-jährige Greta Thunberg vom "Time Magazine" zur Person des Jahres gekürt - auch wegen ihrer legendären "How Dare You"-Wutrede auf dem Klimagipfel der UN. Jetzt, 2024, wurde dem frisch gewählten US-Präsidenten Trump die Würde als Person des Jahres zuteil - und Greta Thunberg?
Vor dem Parlament in Stockholm, wo sie im Sommer 2018 erstmals Platz genommen hatte und mit einem auf ein Stück Pappe gekritzelten Slogan "Schulstreik für das Klima" für einen sorgsameren Umgang mit dem Planeten Erde demonstrierte, sieht man sie heute nur noch selten.
Greta Thunberg war das Gesicht der globalen Klimabewegung - auch während der Corona-Pandemie. 09.10.2020 | 29:12 min
Thunbergs Schulstreik als Geburtsstunde von "Fridays for Future"
Ihr "sit in" damals war die Geburtsstunde für die weltweite Klimabewegung "Fridays for Future". Deren Ziel ist es, auf der Straße darauf aufmerksam zu machen, dass ihre und kommende Generationen vielleicht keine Zukunft mehr auf Erden haben, sollte sich in Sachen Klimaschutz nichts ändern. Ihrem Einsatz für die Globale Woche der Zukunft schlossen sich damals mehr als vier Millionen Protestierende an.
Greta hat die harten Steine vor dem schwedischen Parlament-Reichstag inzwischen getauscht mit den Stühlen der Stockholmer Uni. Seit 2023 studiert sie dort das Bachelor-Programm "Globale Entwicklung". Es geht um weltweite Zusammenhänge zwischen Kultur, Politik und Wirtschaft. Von ihrer Rolle als Ikone der Klimabewegung hat sie sich inzwischen deutlich entfernt.
"Fuck Germany, fuck Israel!"
Viel öfter erlebt man Greta Thunberg, die im Januar ihren 22. Geburtstag feiert, inzwischen auf pro-palästinensischen Demonstrationen, auf denen immer wieder israelkritische Parolen geäußert werden. Zuletzt Anfang Dezember trat sie dabei auch in Deutschland auf - in Mannheim auf einer Veranstaltung mit pro-palästinensischen und israelkritischen Aktivisten. Sie spricht zu den Anwesenden - und endet mit den Worten "Fuck Germany, fuck Israel", wie Reporter der "Welt" notiert haben.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, kritisierte Thunbergs Äußerungen bereits 2023 als "sehr, sehr naiv". "Antisemitismus zu unterstellen, ist immer ein schwerer Vorwurf. Aber das, was ich hier erlebe - da bin ich sehr nahe an diesem Vorwurf", sagte Schuster damals "Welt-TV".
"Greta Thunberg, die ja für die Klimabewegung wirklich viel bewegen konnte, bewegt hat, hat nun offensichtlich ein neues Thema gesucht und will das mit Klimaaktivisten in Verbindung bringen. Also, ich glaube, dieser Mischmasch, der jetzt hier plötzlich zutage tritt, ist absolut zu verurteilen", sagte Schuster weiter.
Auch in Schwedens Medien ist das Verhältnis zu Greta Thunberg abgekühlt. Sie findet schon noch Erwähnung, doch dann meist im Zusammenhang mit Pro-Palästina-Demonstrationen oder auch wenn sie fehlende Umweltmaßnahmen anprangert oder Umweltkonferenzen - wie kürzlich die COP29.
"Greta ist eine wichtige Person in der Klimafrage, aber sie repräsentiert uns nicht", so Luisa Neubauer von Fridays for Future. Der Schutz jüdischen Lebens sei ihr wichtig, sagt Neubauer.15.11.2023 | 4:11 min
Kritik an Greta Thunberg auch in Schweden
In Schweden selbst hält sich die Aufregung in Grenzen, wenn sie mal wieder im Zuge einer Aktion von der Polizei weggetragen wird. Zu Beginn ihrer Aktionen war die Begeisterung in Schweden sehr groß, ihre Bewegung wurde gefeiert. Inzwischen gehen die Menschen in Schweden aber auf Distanz, ihre Bewegung wird immer wieder als zu fanatisch kritisiert. Das öffentliche Interesse ist abgeebbt.
Fridays for Future schwächelt - trotz Sparkurs beim Klimaschutz
Greta Thunberg und "Fridays for Future" sind in Schweden keine großen Themen mehr - obwohl die schwedische konservativ-liberale Regierung, die von Rechtspopulisten mitgetragen wird, in Sachen Umwelt einen deutlich anderen Weg eingeschlagen hat als die vorherigen Regierungen.
Das Budget für Klima- und Umweltschutz wurde deutlich gekürzt, Steuern auf Benzin und Diesel deutlich gesenkt und für Flugtickets ganz abgeschafft - womit Schwedens Emissionsziele für 2030 in weite Ferne gerückt sind.
Weil sie vor dem schwedischen Parlament gegen Klimawandel protestiert und Eingänge blockiert hat, ist Greta Thunberg zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nicht zum ersten Mal.
Schwedens Grüne legen massiv zu - ohne Greta Thunberg
Das kam allerdings in Schweden, wo man sich lange als Klima-Musterschüler sah, nicht besonders gut an: Bei der Europawahl im Juni wurden die dortigen Grünen mit einem Rekordwert von 13,8 Prozent gegen den europäischen Trend drittstärkste Kraft, vor den rechtsnationalen Schwedendemokraten, die bei den Parlamentswahlen 2022 noch als stärkste politische Kraft geworden waren.
Die Öko-Partei schaffte das mit einer neuen Parteiführung und einer breiteren inhaltlichen Aufstellung - und ohne große Unterstützung von Greta Thunberg.
Henner Hebestreit ist Studioleiter des ZDF-Studios Kiel und berichtet als Korrespondent für Nordeuropa aus Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island und Grönland.
Elena Dönhoff berichtet als freie Journalistin für das ZDF aus Schweden.
Quelle: ZDF
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