Zerstörung in Odessa und Charkiw: Russische "Bruderliebe"
Aufrüstung gegen Russland:"Peinlich": Experte kritisiert Europäer
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Wie ist die Lage in der Ukraine? Militärexperte Lange erklärt, wie Russland westliche Artillerie austrickst und warum er in den neuesten Angriffen Moskaus "Frustration" erkennt.
Putins Armee hat in kurzer Zeit mehrere ukrainische Orte unter ihre Kontrolle gebracht. Welche Strategie Moskau verfolgt, analysiert Militärexperte Nico Lange bei ZDFheute live. 02.05.2024 | 33:34 min
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs beschäftigt sich der Politikwissenschaftler und -berater Nico Lange mit der militärischen Lage in dem von Russland angegriffenen Land.
Sehen Sie oben das ganze Gespräch im Video und lesen Sie hier das Gespräch in Auszügen:
Im Interview mit ZDFheute live spricht Lange darüber...
...wie Russland die elektronische Kriegsführung nutzt und Präzisionswaffen austrickst:
Die Präzisionswaffen der Deutschen und der westlichen Partner funktionieren mithilfe von GPS und sind deshalb sehr genau. "Russland setzt genau da an mit der elektronischen Kriegsführung", sagt Experte Lange. Die Russen seien in der Lage, GPS-Signale zu "jammen", Munition also so zu stören, "dass sie nicht mehr weiß, wo das Ziel ist und deshalb woanders einschlägt".
Eine weitere Möglichkeit sei das sogenannte "spoofing". "Das heißt, die Munition glauben zu machen, das Ziel sei woanders und dann fliegt sie eben in die andere Richtung und trifft das Ziel nicht."
Quelle: Tobias Koch
... arbeitet für die Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Von 2004 bis 2006 forschte und lehrte er in St. Petersburg. Später leitete er die Auslandsbüros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der Ukraine und in den USA. Von 2019 bis 2022 war er Leiter des Leitungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung.
Die Russen, glaubt Lange, hätten "sehr leistungsstarke Systeme, was diese Techniken angeht". Das beeinträchtige die Effizienz der ukrainischen Artillerie. Möglicherweise könne man bestimmte Munitionsarten mithilfe von Software-Updates oder dem Wechseln von Frequenzen, während die Munition das Ziel suche, gegen diese Manipulationsversuche weniger empfänglich machen.
Man müsse alles dafür tun, die Luftverteidigung der Ukraine zu verbessern, sagt Militärexperte Nico Lange. Die nächste Zeit werde für die ukrainischen Streitkräfte sehr schwierig.03.05.2024 | 6:45 min
...warum Russland derzeit gehäuft die Stadt Odessa angreift:
Militärexperte Lange nennt das die die berühmte russische "Bruderliebe", über die es viele dunkle Witze gebe: "'Was ich nicht haben kann, das mach ich dann eben kaputt.'" Dass gerade Odessa und Charkiw - Städte von denen die Russen propagandistisch behaupten, dass die Menschen dort eigentlich Russen seien - so bombardiert würden, lasse aufhorchen.
Es zeige jedoch auch eine Frustration auf der russischen Seite, so Lange.
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Das spiegele sich in dieser "Zerstörungswut" wider.
Man müsse die Ukraine so ausstatten, dass sie die Russen unter Druck setzen könnte, sagt Lange. Die stärksten Industriestaaten in Europa seien in der Lage, mehr Rüstungsgüter als Russland zu produzieren.
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Das wäre ein wichtiges Signal: "Wladimir Putin, du kannst machen was du willst, du kannst nicht gewinnen, wir werden immer mehr produzieren und der Ukraine immer mehr helfen."' Das sei eine Chance, zu Frieden zu kommen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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Das Interview führte ZDFheute-live-Moderator Christopher Wehrmann, zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteurin Anna Grösch.