Russland: 16 Jahre Haft für US-Reporter Evan Gershkovich

    Spionagevorwurf:16 Jahre Haft für US-Reporter Gershkovich

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    Der wegen Spionage beschuldigte US-Journalist Evan Gershkovich ist zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Ein Gericht schickte ihn für 16 Jahre in ein Straflager.

    US-Journalist Evan Gershkovich im Gerichtssaal
    Der US-Journalist Evan Gershkovich ist in Russland wegen Beschuldigung der Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. 19.07.2024 | 0:24 min
    Der US-Reporter Evan Gershkovich ist in Russland in einem umstrittenen Spionageprozess zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Das meldeten russische Agenturen aus dem Gericht in der Stadt Jekaterinburg. Der Korrespondent des "Wall Street Journals" hat die Vorwürfe in dem Prozess zurückgewiesen.
    Der wegen Spionage angeklagte US-Journalist Evan Gershkovich gestikuliert vor einer Anhörung im Jekaterinburger Bezirksgericht Swerdlowsk am 26. Juni 2024 in einem gläsernen Angeklagtenkäfig.
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    Die Entscheidung vom Freitag fiel nach einem geheimen Schnellverfahren, zu dem Journalisten keinen Zugang hatten. Gershkovich war beschuldigt worden, im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA Informationen über einen russischen Panzer-Hersteller gesammelt zu haben.

    USA: Russland benutzt Gershkovich für politische Ziele

    Der 32-Jährige bestreitet die Vorwürfe. Das "Wall Street Journal" sieht in dem Verfahren einen Scheinprozess, dessen Ausgang feststehe. Gershkovich wurde im März 2023 verhaftet und sitzt seitdem in Haft. Die russische Regierung hatte erklärt, der Journalist sei auf frischer Tat ertappt worden, hat aber keine Beweise veröffentlicht.
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    Die US-Botschaft in Moskau hat mehrmals die sofortige Freilassung Gershkovichs gefordert. Sie warf der russischen Regierung vor, US-Bürger zu missbrauchen, um politische Ziele zu erreichen. Das Gerichtsverfahren war nicht öffentlich.

    Russland: Haben Gershkovich auf frischer Tat ertappt

    Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte den Reporter des "Wall Street Journals" am 29. März 2023 in Jekaterinburg festgenommen. Er soll nach Darstellung der Staatsanwaltschaft versucht haben, für die USA an geheime Informationen über eine russische Waffenfabrik zu gelangen. Die russische Regierung hatte erklärt, der Journalist sei auf frischer Tat ertappt worden, hat aber keine Beweise veröffentlicht.
    Westliche Beobachter sehen Gershkovich als Faustpfand Russlands. Außenminister Sergej Lawrow hatte am Mittwoch erklärt, es liefen vertrauliche Gespräche über einen möglichen Gefangenenaustausch, der den Journalisten einschließt, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtete.

    Putin möchte Gershkovich wahrscheinlich gegen Tiergartenmörder austauschen

    Mit dem Schuldspruch vom Freitag könnte der Weg für einen solchen Austausch freigemacht worden sein. Denn der Kreml hatte deutlich gemacht, dass es erst nach einem Urteil dazu kommen könnte. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wollte dazu am Freitag keinen Kommentar abgeben.
    Der russische Präsident Wladimir Putin hatte bereits angedeutet, dass er sich einen Austausch für den Tiergartenmörder Wadim K. vorstellen könnte. Dieser wurde wegen der Tötung eines tschetschenischstämmigen Georgiers in Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt. Es soll auch ein Austausch des Mannes gegen den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny im Gespräch gewesen sein, bevor dieser im Februar starb.

    Russlands Justizsystem ist politisch gesteuert

    Gershkovich musste bereits rund 15 Monate im berüchtigten Moskauer Gefängnis Lefortowo verbringen. Seine Untersuchungshaft wurde seit vergangenem Frühling mehrfach verlängert. Über welche Beweise die Behörden verfügen, haben sie nicht mitgeteilt.

    Fall Evan Gershkovich
    :US-Journalist: Moskau warnt vor Drohungen

    Er hatte aus Russland über Politik und den Ukraine-Konflikt berichtet. Nun sitzt Evan Gershkovic dort in U-Haft. Moskau macht klar: Drohungen aus Washington akzeptieren wir nicht.
    Der Reporter der US-Zeitung The Wall Street Journal Evan Gershkovich, der wegen Spionageverdachts festgenommen wurde, verlässt am 30. 3. 2023 ein Gerichtsgebäude in Moskau, Russland.
    Russland ist bekannt für sein politisch gesteuertes Justizsystem. Mehr als 99 Prozent der Angeklagten werden auch verurteilt. Die Staatsanwaltschaft kann auch Einspruch gegen Urteile erheben, die sie als zu milde ansieht. In Gershkovichs Fall hatte sie 18 Jahre Haft gefordert. Maximal waren 20 Jahre möglich.
    Quelle: ZDF, AP, dpa, Reuters,

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