Gérard Depardieu schuldig - Missbrauchsprozess in Paris
Bewährung für Filmstar:Depardieu wegen sexueller Übergriffe verurteilt
von Luis Jachmann, Paris
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Im Pariser MeToo-Prozess ist der Schauspieler Gérard Depardieu zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Das gilt als Signalwirkung für die Filmbranche in Frankreich.
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Der Schauspielstar Gérard Depardieu ist in Frankreich wegen sexueller Gewalt schuldig gesprochen worden. Ein Gericht in Paris verurteilte den 76-Jährigen am Dienstag wegen sexueller Übergriffe in zwei Fällen bei Dreharbeiten zu 18 Monaten Haft auf Bewährung.
Der Darsteller soll zudem in das französische Register für Sexualtäter aufgenommen werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung Depardieus hatte die Vorwürfe bestritten und auf Freispruch gepocht. Depardieus Anwalt kündigte nun umgehend an, in Berufung zu gehen.
Das Pariser Gericht sah es als erwiesen an, dass der französische Schauspieler bei den Dreharbeiten 2021 zum Film "Les volets verts" (die grünen Fensterläden) eine Regieassistentin und eine Bühnenbildnerin sexuell belästigt hat. In der Urteilsbegründung gab die Richterin an, dass Depardieu seine Aussagen ständig geändert habe.
Depardieu bei Urteilsverkündung nicht anwesend
Zur Urteilsverkündung ist Depardieu selbst nicht gekommen. Eine Klägerin, die Bühnenbildnerin Amelie K., hörte gefasst im Saal zu, als die Richterin ihrer Argumentation Recht gab. Ihre Aussagen seien kohärent und glaubwürdig gewesen. Zudem hätten zwei Zeuginnen den sexuellen Übergriff durch Depardieu dem Gericht identisch geschildert. Die Klägerin reagierte sichtbar erleichtert auf das Urteil:
Ich bin sehr bewegt und sehr zufrieden mit dieser Entscheidung des Gerichts. Das ist ein Schritt nach vorne.
„
Amelie K., Klägerin
Ihre Anwältin Carine Durrieu-Diebolt sagte: "Das ist ein Sieg zweier Frauen, aber es ist auch ein Sieg für alle Frauen, die hinter diesem Prozess stehen. Wir dürfen nicht die anderen Opfer sexueller Übergriffe Depardieus vergessen."
Die Anwältin erinnerte an den Mut der beiden Klägerinnen, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Am Tag der Eröffnung der Filmfestspiele von Cannes müsse die ganze Kinobranche Konsequenzen aus der Verurteilung Depardieus ziehen: "Ich hoffe, dass es das Ende der Straflosigkeit eines Filmkünstlers ist", so Durrieu-Diebolt. Sie hoffe, dass andere Schauspielkolleg*innen jetzt damit aufhören, Depardieu als unschuldig zu bezeichnen.
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Depardieu bestreitet die Vorwürfe vehement
An vier langen Prozesstagen im März war das Gericht der Frage nachgegangen, ob die Vorwürfe gegen den 76-jährigen Schauspieler der Wahrheit entsprechen. Vor Gericht entwickelte sich ein heftiger Schlagabtausch.
Depardieu selbst bestritt auf der Anklagebank alle Vorwürfe. Er räumte lediglich ein, vulgäre Bemerkungen am Filmset gemacht zu haben, "um die Stimmung aufzulockern". Die Hüfte der Bühnenbildnerin habe er zwar berührt, aber es sei zu keinerlei sexuellen Übergriffen gekommen. Depardieu warf den französischen Medien vor, voreingenommen zu berichten und ihn vorzuverurteilen.
Rückendeckung bekam der französische Filmstar von einer langjährigen Vertrauten: Vor Gericht nahm ihn Schauspielerin Fanny Ardant in Schutz. Die enge Freundin stand in mehreren Filmen mit Depardieu vor der Kamera. Ardant habe "nie eine Geste gesehen", die sie als schockierend empfunden habe.
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Vorwurf der sexuellen Übergriffe am Filmset
Die mutmaßlichen Opfer vom Filmset widersprachen dieser Darstellung. Depardieu habe sich wie ein "wildes Tier" verhalten, so Bühnenbildnerin Amelie K. Er habe sie "wie eine Krabbe" zwischen seine Schenkel geklemmt und dann am ganzen Körper berührt.
Neben den beiden Klägerinnen sagten drei weitere Frauen vor Gericht aus. Auch sie warfen Depardieu sexuelle Belästigung am Filmset vor.
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Depardieu-Anwälte bezichtigten Klägerinnen der Lüge
Die Anwältin von Amelie K. sprach von einem "frauenfeindlichen Klima", das an den Verhandlungstagen im Gerichtssaal geherrscht habe. Die Klägerinnen seien von der Seite Depardieus als "verrückt und hysterisch" abgestempelt worden. Ihnen seien "psychiatrische Probleme" nachgesagt worden. Im Prozess hatte der Strafverteidiger von Depardieu den Klägerinnen immer wieder vorgeworfen, alle Vorwürfe frei erfunden zu haben:
Wir erwarten, dass Gérard Depardieu freigesprochen wird.
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Jérémie Assous, Anwalt von Depardieu
"Jeder muss verstehen, dass ein Freispruch nicht heißt, dass man damit sexuelle Übergriffe gutheißt. Im Gegenteil: Man kann nicht für sexuelle Übergriffe verurteilt werden, wenn die ganze Anklage auf einer Lügengeschichte beruht", so Jérémie Assous, Anwalt von Depardieu.
Der Fall Depardieu ist der prominenteste Fall in einer Reihe von Missbrauchsvorwürfen in der französischen Kinobranche. Eine parlamentarische Untersuchungskommission hat in ihrem Abschlussbericht erst kürzlich sexuelle Übergriffe angeprangert, die in der Filmindustrie ständig und überall vorkämen.
Spannend wird zu sehen sein, ob und wie bei den am Dienstag startenden Filmfestspielen von Cannes Filmschaffende das Thema MeToo aktiv ansprechen. In den letzten Jahren gab es auf dem roten Teppich Protestaktionen.
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Weitere Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vergewaltigung
Für Depardieu ist das nun verkündete Urteil nur der Anfang. Die französische Justiz ermittelt noch in einem anderen Fall gegen ihn. Eine französische Schauspielerin hat eine mutmaßliche Vergewaltigung von 2018 zur Anzeige gebracht. Und auch in Spanien ist die Staatsanwaltschaft wegen desselben Tatbestands an einer Journalistin aktiv geworden. Der 76-Jährige weist alle Vorwürfe zurück.
Ganz unabhängig vom Urteil plant Schauspielerin Fanny Ardant bereits wieder Projekte mit Gérard Depardieu. Sie hat ihn für einen neuen Film angefragt.
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