Kämpfe bei Kursk: Russland intensiviert Gegenoffensive
Analyse
Lage in der Ukraine:Russland intensiviert Gegenoffensive bei Kursk
von Christian Mölling und András Rácz
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Russland stößt weiter in Kursk vor. Warum der Kreml Gebiete einnehmen oder rückerobern will, solange das Wetter günstig und Trump noch nicht im Amt ist. Ein Überblick zur Lage.
Russland versucht möglichst viele Gebietsgewinne zu machen, bevor Donald Trump sein Amt als US-Präsident antritt. (Archivbild)
Quelle: dpa
Seit Anfang der Woche hat Russland seine Offensivbemühungen gegen die von der Ukraine besetzten Teile der Region Kursk massiv intensiviert. Der Kreml will offenbar noch vor der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar die gesamte Region befreien.
Russland will verhindern, dass die Ukraine die Kursker Gebiete als Druckmittel einsetzt, falls es Trump tatsächlich gelingt, die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Die Sirenen schweigen, doch jeder Gang vor die Tür ist lebensgefährlich. Seit die Ukraine Cherson zurückerobert hat, steht die Stadt am Fluss Dnipro unter russischem Dauerbeschuss.10.11.2024 | 2:41 min
Russland erhöht Truppenkonzentration in Kursk
Russland hat seine Truppenkonzentration in der Region seit mindestens zwei Monaten erhöht. Derzeit befinden sich etwa 50.000 russische Soldaten in der Region Kursk, darunter etwa 8.000 bis 10.000 Nordkoreaner.
Karte von der Ukraine, auf der die Städte Toropez, Kursk und Pokrowsk zu sehen sind
Quelle: ZDF
Seit Anfang der Woche hat sich der Artillerie- und Luftbeschuss erheblich verstärkt. Die russischen Streitkräfte führen täglich drei bis vier mechanisierte Angriffe auf die ukrainischen Stellungen in der Region durch.
Nach dem vorliegenden Bildmaterial sind diese Angriffe nicht besonders raffiniert, sondern beruhen auf der schieren Anzahl der beteiligten Personen und gepanzerten Fahrzeuge. Sie versuchen oft, am helllichten Tag ohne Nebelwand vorzurücken, manchmal in ungewöhnlich engen Kolonnen.
Erste Kämpfe mit nordkoreanischen Soldaten
Nach Berichten der südkoreanischen Regierung befinden sich die zuvor nach Russland entsandten nordkoreanischen Streitkräfte bereits an der Frontlinie in der Region Kursk und haben mit ihrem Kampfeinsatz begonnen. Auch ukrainische Quellen berichten von ersten schweren Zusammenstößen mit nordkoreanischen Truppen.
Schon im Oktober warnte die Ukraine vor einem Einsatz von nordkoreanischen Soldaten auf russischer Seite.27.10.2024 | 1:29 min
Die ukrainischen Streitkräfte haben den angreifenden russischen Truppen bereits große Verluste zugefügt, indem sie sowohl Lenkmunition, Streumunition, FPV-Drohnen als auch Minen eingesetzt haben.
Ferngesteuerte Panzerabwehrminen haben sich als besonders erfolgreich erwiesen, da sie es der Ukraine ermöglichen, erneut Straßen und Gebiete zu verminen, die die Russen zuvor entmint hatten, sowie Gebiete etwas hinter der russischen Frontlinie zu verminen.
Die ukrainische Luftwaffe wies in der Nacht auf den Start russischer Kampfflugzeuge hin und warnte vor Drohnen. Im Süden des Landes kamen mindestens sechs Menschen ums Leben. 11.11.2024 | 0:17 min
Erneut extrem hohe Verlustzahlen
Russland hat in den letzten beiden Tagen extrem hohe Verluste erlitten. Am Montag wurden nach ukrainischen Angaben 1.950 russische Soldaten getötet, verwundet oder gefangen genommen. Dies ist der zweithöchste Tagesverlust seit Beginn der groß angelegten Invasion. Zusammen mit den 1.770 russischen Soldaten, die am Dienstag gefallen sind, ist dies bereits die verlustreichste Woche.
Ungeachtet der Verluste wird der russische Angriff höchstwahrscheinlich fortgesetzt, da der Kreml seine Gebietsgewinne maximieren will, solange das Wetter noch günstig und Donald Trump noch nicht im Amt ist.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Noch keine schlammigen Bodenverhältnisse erwartet
Entgegen den Erwartungen haben die schlammigen Bodenverhältnisse im Herbst - die so bezeichnete Rasputiza oder Bezdorizhzhya - die die Angriffe erschweren, noch nicht voll eingesetzt. Der Boden ist noch relativ trocken und selbst unbefestigte Straßen sind befahrbar.
Die Wetterberichte deuten darauf hin, dass die kommende Woche noch trocken und relativ warm sein wird, so dass noch nicht zu erwarten ist, dass die russischen Angriffe durch den Schlamm gebremst werden, zumindest nicht für eine Woche.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.