Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in Gaza sollen mindestens 93 Menschen ums Leben gekommen sein. Laut Israel war das Ziel eine Kommandozentrale der Hamas.10.08.2024 | 1:33 min
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza sind nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher des von der Terrororganisation
Hamas kontrollierten Zivilschutzes sprach von mindestens 93 Toten in dem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäude.
Israels Militär bestätigte den Angriff, der einer Kommandozentrale der Hamas galt, die sich in dem angegriffenen Objekt befunden habe. Die Luftwaffe habe kleinkalibrige Raketen verwendet, weshalb die Opferzahl gar nicht so hoch sein könne, teilte die Armee mit. Die Angaben keiner der Seiten ließen sich unabhängig bestätigen.
Angriff erfolgte während des Morgengebets
Der Angriff, so der Hamas-Sprecher weiter, sei in den frühen Morgenstunden erfolgt, als viele ihr Morgengebet verrichteten. Die Männer hätten sich im Erdgeschoss, die Frauen und Kinder im Obergeschoss der Al-Tabain-Schule im Zentrum der Stadt Gaza befunden.
Nächste Woche sollte eine Gesprächsrunde zwischen Israel und der Hamas stattfinden. Wie die Chancen stehen, dass diese stattfindet, berichtet ZDF-Korrespondentin Alica Jung.10.08.2024 | 1:24 min
Augenzeugen berichteten von schrecklichen Szenen. Der Geruch von verbranntem Fleisch habe die Luft erfüllt, Leichenteile seien weit verstreut gewesen, sagte ein Mann aus der Nachbarschaft, der nach der Detonation zum Schauplatz geeilt war. Ihm seien die Tränen gekommen, führte er weiter aus. Eine Frau, die den Angriff im Obergeschoss überlebte, gab an, zehn Verwandte verloren zu haben, unter ihnen den Vater, zwei Söhne und ihre Brüder.
Vermittler-Staaten verurteilten den Angriff
Der folgenschwere Angriff rief in der Region Empörung hervor.
Ägypten und
Katar - zwei arabische Länder, die bei den indirekten Waffenruhe-Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas vermitteln - verurteilten das "Massaker". Es handle sich um eine "Fortsetzung von Verbrechen in großem Maßstab", bei denen "gewaltige Zahlen unbewaffneter Zivilisten" getötet würden, teilte das Außenministerium in Kairo mit. Der Angriff sei ein "klarer Beweis" dafür, dass es auf israelischer Seite keinen Willen gebe, den brutalen Krieg im
Gazastreifen zu beenden.
Nach der Tötung des Hamas-Auslandchefs Hanija in Teheran hat der Iran Vergeltung angekündigt. In der grenznahen israelischen Hafenstadt Haifa herrscht seitdem Alarmbereitschaft. 09.08.2024 | 1:35 min
Das katarische Außenministerium sprach in einer Erklärung, die die staatliche Nachrichtenagentur QNA verbreitete, von einem "brutalen Verbrechen an schutzlosen Zivilisten". Katar fordere eine dringende internationale Untersuchung des Vorfalls.
Borrel: "Keine Rechtfertigung für diese Massaker"
Der
EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich entsetzt über den Angriff. "Mindestens zehn Schulen wurden in den vergangenen Wochen ins Visier genommen. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Massaker", schrieb Borrell auf der Plattform X. "Wir sind bestürzt über die schreckliche Gesamtzahl der Opfer." Ein Waffenstillstand sei der einzige Weg, das Töten von Zivilisten zu beenden und die Freilassung der Geiseln sicherzustellen, mahnte er.
Orte im Gazastreifen
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Der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, verurteilte den jüngsten israelischen Angriff. Schulen - ähnlich wie andere zivile Einrichtungen - dürften niemals ein Ziel für die Konfliktparteien sein und auch nicht für militärische Zwecke genutzt werden.
Israel: Hamas missbraucht Zivilisten als lebende Schutzschilde
In dem seit zehn Monaten tobenden
Krieg in dem abgeriegelten Küstengebiet des Gazastreifens kommen immer wieder viele Zivilisten bei israelischen Angriffen ums Leben. Israels Ziel in dem Krieg ist es, die Hamas zu zerstören. Dass auch immer wieder Zivilisten unter den Opfern sind, erklärt Israel damit, dass sich Terroristen der Hamas in Schulen und Krankenhäusern verschanzten und Zivilisten als lebende Schutzschilde missbrauchten.
Netanjahu sehe es als notwendig an, "Israel aus der Zange des Terrors zu befreien". "Ein Waffenstillstand würde einem solchen Ziel zuwiderlaufen", so Alexander Poel, ZDF-Reporter in Tel Aviv. 09.08.2024 | 3:42 min
Zivile Opfer seien bedauerliche "Kollateralschäden" legitimer militärischer Handlungen, so die Erklärung. Diese - sowie gegenteilige - Darstellungen lassen sich im Einzelfall kaum verifizieren.
Waffenruhe als Schlüssel
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen im vergangenen Oktober in Israel verübt hatten. Eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gilt als Schlüssel, um die Lage im Nahen Osten zu entschärfen. USA, Katar und Ägypten haben beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
Quelle: AFP, dpa