Gestern ist Premierministerin Borne auf Wunsch von Macron von ihrem Amt zurückgetreten. Der hat nun den 34 Jahre alten Gabriel Attal zum neuen Regierungschef ernannt.09.01.2024 | 2:11 min
Gabriel Attal ist Frankreichs neuer Premierminister und damit einer der jüngsten und erste offen homosexuelle Politiker in diesem Amt. Präsident
Emmanuel Macron ernannte den bisherigen Bildungsminister am Dienstag zum Regierungschef.
"Ich nehme die Anliegen der Schule mit in mein neues Amt", sagte Attal zum Amtsantritt. "Schulpolitik (...) wird eine meiner wichtigsten Aufgaben als Regierungschef sein", betonte er. Sein Ziel sei es, "das Potenzial Frankreichs auszuschöpfen".
Staatssekretär mit 29 Jahren
Attal hat eine ungewöhnlich rasante Karriere hinter sich: Nach einem Studium an der Elitehochschule Sciences Po hatte er sich zunächst in der sozialistischen Partei engagiert und war dann einer der frühesten Weggefährten Macrons, als dieser seinen Wahlkampf für die Präsidentschaft begann.
Mit 29 Jahren wurde er 2018 als Staatssekretär für die Jugend das jüngste Regierungsmitglied. Danach wurde der aus dem Pariser Umland stammende ehemalige Sozialist als eloquenter Regierungssprecher bekannt. Alle paar Monate stieg er weiter auf, wurde Regierungssprecher, beigeordneter Haushaltsminister und vor knapp einem halben Jahr Bildungsminister.
Anfeindungen wegen Homosexualität und jüdischer Herkunft
Pünktlich zum Schulanfang hat der neue Bildungsminister eine Entscheidung gefällt: Das Tragen der Abaya, einem langen Gewand aus der arabischen Welt, ist künftig untersagt.04.09.2023 | 2:03 min
Als Bildungsminister bekannte Attal auch freimütig, dass er in seiner Jugend Mobbing erlebt hatte und wegen seiner Homosexualität und jüdischen Herkunft angefeindet worden sei.
Attal lebte zeitweise in einer eingetragenen Partnerschaft mit Stéphane Séjourné, der heute Chef der liberalen Fraktion im
EU-Parlament ist. "Ein Paar im Herzen der Macht", titelte die Zeitung "Le Monde" 2021 ein Doppelporträt der beiden. Laut Attals jüngster Vermögenserklärung ist diese Partnerschaft inzwischen aufgelöst.
Macron geht mit Attal Risiko ein
Das Profil Attals gleicht dem des Präsidenten vor wenigen Jahren. Macron war nur fünf Jahre älter als Attal, als er 2017 erstmals die Präsidentschaftswahl gewann. Seine zupackende Art und die steile Karriere erinnern Beobachter an den Präsidenten. Dabei geht Macron aber auch das Risiko ein, einem Politiker Platz einzuräumen, der schon jetzt beliebter ist als er selbst.
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Schlagfertig und souverän vor den Kameras
Diese Situation hatte er bereits mit seinem ersten Premierminister Edouard Philippe erlebt, der bald darauf gegen den Technokraten Jean Castex ausgewechselt worden war. Doch mit Blick auf die
EU-Wahl in einem halben Jahr dürfte Attals Medienwirksamkeit den Ausschlag gegeben haben. Schon als Schüler zeigte der Sohn eines Filmproduzenten sich schlagfertig und souverän vor den Kameras.
Doch die Verantwortung, die nun auf Attal lastet, war ihm bei der Amtsübergabe anzusehen. Der sonst oft lockere Politiker wirkte zunächst angespannt. In seiner Rede wandte er sich neben der Opposition auch an die Bevölkerung und sicherte ihr jede Sekunde seiner Zeit zu. "Denn es gibt nichts Schöneres, nichts Stärkeres, nichts Größeres als Frankreich und den Franzosen zu dienen."
Attal auf X
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Wie an sich selbst gewandt schreibt der frischgebackene Premier auf X: "An die Arbeit mit Kraft, Demut und ohne Tabu im Dienste Frankreichs."
Neuer Premierminister, neues Kabinett. Macron sucht den Befreiungsschlag. Doch bringen die Neuen auch die erhoffte Wende?
von Luis Jachmann
Quelle: AFP, dpa