Warum der Papst KI regulieren will

    Franziskus bei G7-Gipfel:Warum der Papst KI regulieren will

    Dominik Rzepka
    von Dominik Rzepka
    |

    Es klingt erst einmal ungewöhnlich: Papst Franziskus nimmt als erster Papst überhaupt an einem G7-Gipfel teil und setzt sich für die Regulierung von KI ein. Was dahinter steckt.

    Archiv: Papst Franziskus begrüßt die Gläubigen vor der katholischen Kathedrale St. Peter und Paul.
    Papst Franziskus
    Quelle: dpa

    Es ist rund ein Jahr her, da geht ein gefälschtes Bild von Papst Franziskus um die Welt. Es zeigt den Pontifex in hipper weißer Daunenjacke. Selbst Profis sehen nicht auf Anhieb, dass es sich in Wahrheit um ein Fake-Bild handelt. Erzeugt wurde es von Künstlicher Intelligenz, kurz KI.
    Seit Monaten besetzt Franziskus das Thema KI. Heute nun, ein gutes Jahr nach dem Fake-Bild, ist Franziskus auf dem G7-Gipfel zu Gast. Der Papst redet mit den Staats- und Regierungschefs der großen Industrienationen über die Risiken, die mit KI einhergehen. Als erster Papst überhaupt.

    Fake-Bild mit Daunenjacke
    :Warum das Papst-Foto nicht nur witzig ist

    Nein, Papst Franziskus hat nicht diese hippe Daunenjacke mit dem päpstlichen Kruzifix getragen. Das Foto hat eine Künstliche Intelligenz erstellt. Warum das nicht nur witzig ist.
    von Julia Klaus
    Papst Franziskus trägt eine weiße Daunenjacke und eine Kette mit einem silbernen großen Kruzifix: Dieses Foto wurde mit Künstlicher Intelligenz erstellt und ist nicht echt.

    Was der Papst an KI kritisiert

    Seit Monaten beschäftigt sich Papst Franziskus mit KI. Und er warnt. Es sei problematisch, wenn KI für Desinformationskampagnen eingesetzt werde und falsche Nachrichten verbreitet würden.
    In seiner Botschaft zum Jahreswechsel nennt der Papst weitere mögliche Gefahren von KI, etwa Diskriminierung, die Einmischung in Wahlprozesse oder das Aufkommen einer Überwachungsgesellschaft.
    Man könne nicht einfach so davon ausgehen, dass KI "einen positiven Beitrag zur Zukunft der Menschheit und zum Frieden zwischen den Völkern leisten wird", so Franziskus. Und weiter:

    Ein solches positives Ergebnis wird nur möglich sein, wenn wir uns als dazu fähig erweisen, (...) grundlegende menschliche Werte wie Inklusion, Transparenz, Sicherheit, Gerechtigkeit, Vertraulichkeit und Zuverlässigkeit zu respektieren.

    Papst Franziskus

    Thumbnail Die Spur: Kann KI Wahlen beeinflussen?
    Mithilfe künstlicher Intelligenz wird versucht, Wahlen zu beeinflussen. Im Wahljahr 2024 wächst die Gefahr für die Demokratie. Wer steckt hinter manipulierten Bildern und Stimmen?08.05.2024 | 29:14 min

    Das fordert der Papst

    Franziskus fordert, KI zu regulieren. Erwartet wird, dass er sich auf dem G7-Gipfel für ein internationales Abkommen einsetzt. KI müsse nach ethischen Gesichtspunkten eingesetzt werden, so der Papst. Gerade weil es der Technologie an menschlichen Werten wie Mitgefühl oder Barmherzigkeit fehle, dürfe sie nicht unkontrolliert entwickelt werden.
    Vor einigen Wochen hat die EU bereits das erste KI-Gesetz weltweit beschlossen. Welchen Einfluss der Papst auf nicht EU-Länder wie die USA Japan haben kann? Gipfel-Gastbegerin Giorgia Meloni sagt, der Papst werde "einen entscheidenden Beitrag zur Festlegung eines rechtlichen, ethischen und kulturellen Rahmens" für KI leisten.
    KI-Apps auf einem Handydisplay
    Mit großer Mehrheit stimmt das EU-Parlament für den AI Act. Das Gesetz ist das erste seiner Art und sieht etwa die Unterteilung von KI-Systemen in verschiedene Risikogruppen vor.13.03.2024 | 2:29 min

    Theologin kritisiert negatives KI-Bild des Papsts

    Von einem "sehr großen Signal" spricht auch Anna Puzio. Sie ist Theologin an der Universität Twente und hat das Netzwerk Theologie und KI gegründet. Mit der Teilnahme am G7-Gipfel sende der Papst die Botschaft, dass KI ein wichtiges Thema der Religion sei.
    Dennoch kritisiert sie das Narrativ, das Franziskus bedient. Er zeichne ein beinahe ausschließlich düsteres Bild von KI, sagt sie ZDFheute:

    Der Papst bezeichnet KI als Feindbild, als Gegner. Dabei kann KI auch Menschenleben retten, wir können KI in der Medizin einsetzen und KI kann zu Inklusion beitragen.

    Anna Puzio, Theologin

    Sie gehe auch nicht davon aus, dass Franziskus, ein 87-jähriger Mann, KI selbst nutze. Die bisherigen Schreiben und Überlegungen zum Thema KI seien von seinen Beratern geschrieben - wobei nicht immer transparent sei, wer genau die Schriften verfasst habe.
    G7 Gipfel Italien
    Am zweiten Tag des Gipfeltreffens reist Papst Franziskus nach Borgo Egnazia. Als erster Papst wird er an der Runde der G7 teilnehmen. 14.06.2024 | 2:19 min

    Kritik: Papst bleibt zu unkonkret

    Kritisch sieht sie auch, dass der Papst in der Debatte um die KI-Regulierung bisher vage geblieben sei. Die Schlagworte, die er nenne, müssten konkretisiert werden.

    Wir alle wollen Verantwortung, Inklusion, Gerechtigkeit und KI gegen Diskriminierung einsetzen. Aber wie buchstabiert man das aus?

    Anna Puzio, Theologin

    Das KI-Gesetz der EU verbietet zum Beispiel KI, die das Verhalten von Menschen beeinflusst. Mit KI erzeugte Bilder müssen außerdem als solche gekennzeichnet werden. "Konkrete Ideen, das ist etwas, was vom Papst sehr wenig kommen wird", sagt Puzio.
    Dabei wäre das Fake-Bild in Daunenjacke doch eigentlich ein Top-Beispiel für den Papst.

    Mehr zu KI und G7