Franziskus bei G7-Gipfel:Warum der Papst KI regulieren will
von Dominik Rzepka
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Es klingt erst einmal ungewöhnlich: Papst Franziskus nimmt als erster Papst überhaupt an einem G7-Gipfel teil und setzt sich für die Regulierung von KI ein. Was dahinter steckt.
Seit Monaten besetzt Franziskus das Thema KI. Heute nun, ein gutes Jahr nach dem Fake-Bild, ist Franziskus auf dem G7-Gipfel zu Gast. Der Papst redet mit den Staats- und Regierungschefs der großen Industrienationen über die Risiken, die mit KI einhergehen. Als erster Papst überhaupt.
Nein, Papst Franziskus hat nicht diese hippe Daunenjacke mit dem päpstlichen Kruzifix getragen. Das Foto hat eine Künstliche Intelligenz erstellt. Warum das nicht nur witzig ist.
von Julia Klaus
Was der Papst an KI kritisiert
Seit Monaten beschäftigt sich Papst Franziskus mit KI. Und er warnt. Es sei problematisch, wenn KI für Desinformationskampagnen eingesetzt werde und falsche Nachrichten verbreitet würden.
In seiner Botschaft zum Jahreswechsel nennt der Papst weitere mögliche Gefahren von KI, etwa Diskriminierung, die Einmischung in Wahlprozesse oder das Aufkommen einer Überwachungsgesellschaft.
Man könne nicht einfach so davon ausgehen, dass KI "einen positiven Beitrag zur Zukunft der Menschheit und zum Frieden zwischen den Völkern leisten wird", so Franziskus. Und weiter:
Mithilfe künstlicher Intelligenz wird versucht, Wahlen zu beeinflussen. Im Wahljahr 2024 wächst die Gefahr für die Demokratie. Wer steckt hinter manipulierten Bildern und Stimmen?08.05.2024 | 29:14 min
Das fordert der Papst
Franziskus fordert, KI zu regulieren. Erwartet wird, dass er sich auf dem G7-Gipfel für ein internationales Abkommen einsetzt. KI müsse nach ethischen Gesichtspunkten eingesetzt werden, so der Papst. Gerade weil es der Technologie an menschlichen Werten wie Mitgefühl oder Barmherzigkeit fehle, dürfe sie nicht unkontrolliert entwickelt werden.
Vor einigen Wochen hat die EU bereits das erste KI-Gesetz weltweit beschlossen. Welchen Einfluss der Papst auf nicht EU-Länder wie die USA Japan haben kann? Gipfel-Gastbegerin Giorgia Meloni sagt, der Papst werde "einen entscheidenden Beitrag zur Festlegung eines rechtlichen, ethischen und kulturellen Rahmens" für KI leisten.
Mit großer Mehrheit stimmt das EU-Parlament für den AI Act. Das Gesetz ist das erste seiner Art und sieht etwa die Unterteilung von KI-Systemen in verschiedene Risikogruppen vor.13.03.2024 | 2:29 min
Theologin kritisiert negatives KI-Bild des Papsts
Von einem "sehr großen Signal" spricht auch Anna Puzio. Sie ist Theologin an der Universität Twente und hat das Netzwerk Theologie und KI gegründet. Mit der Teilnahme am G7-Gipfel sende der Papst die Botschaft, dass KI ein wichtiges Thema der Religion sei.
Dennoch kritisiert sie das Narrativ, das Franziskus bedient. Er zeichne ein beinahe ausschließlich düsteres Bild von KI, sagt sie ZDFheute:
Sie gehe auch nicht davon aus, dass Franziskus, ein 87-jähriger Mann, KI selbst nutze. Die bisherigen Schreiben und Überlegungen zum Thema KI seien von seinen Beratern geschrieben - wobei nicht immer transparent sei, wer genau die Schriften verfasst habe.
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Kritik: Papst bleibt zu unkonkret
Kritisch sieht sie auch, dass der Papst in der Debatte um die KI-Regulierung bisher vage geblieben sei. Die Schlagworte, die er nenne, müssten konkretisiert werden.
Das KI-Gesetz der EU verbietet zum Beispiel KI, die das Verhalten von Menschen beeinflusst. Mit KI erzeugte Bilder müssen außerdem als solche gekennzeichnet werden. "Konkrete Ideen, das ist etwas, was vom Papst sehr wenig kommen wird", sagt Puzio.
Dabei wäre das Fake-Bild in Daunenjacke doch eigentlich ein Top-Beispiel für den Papst.