EM-Spiel Türkei - Niederlande:Erdogan in Berlin: Im Schatten des Wolfsgrußes
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Erdogan im Stadion, der Wolfsgruß auf der Tribüne? Der türkische Präsident kommt zum Viertelfinale gegen die Niederlande in Berlin. Ein heikler Besuch.
Recep Tayyip Erdogan kommt nach der Wolfsgruß-Affäre nach Berlin.
Quelle: AFP
Eine bessere Bühne als das EM-"Heimspiel" der Türken in Berlin hätte sich Recep Tayyip Erdogan für eine Machtdemonstration gar nicht wünschen können. Ein Olympiastadion getaucht in Rot und Weiß, der Wolfsgruß möglicherweise zehntausendfach auf der Tribüne: Schon vor Anpfiff des historischen Viertelfinals wird es im Lichte der neusten diplomatischen Spannungen einen Sieger geben: Erdogan.
Nach dem Wolfsgruß-Eklat um den türkischen Nationalspieler Merih Demiral entwickelte sich die Debatte rasend schnell zur politischen Affäre, die Erdogan für sich nutzte und den kurzfristigen Besuch der K.o.-Partie am Samstag (21 Uhr/RTL und MagentaTV) gegen die Niederlande ankündigte. Die diplomatische Sprengkraft ist enorm, das Olympiastadion ein Pulverfass, weshalb die Polizei das Viertelfinale umgehend als "Nonplusultra-Hochrisikospiel" einstufte.
Der türkische Torschütze Demiral zeigte beim Torjubel den sogenannten Wolfsgruß. Die UEFA ermittelt nun. Demiral verteidigt die Geste als Ausdruck seiner Freude.03.07.2024 | 2:03 min
Wolfsgruß Tausendfach während der türkischen Nationalhymne?
Ein geräuschloses Fußballspiel in der Hauptstadt, in der 200.000 türkischstämmige Menschen leben, darf nach den jüngsten Ereignissen kaum erwartet werden. Am Freitag forderten türkische Ultras dazu auf, während der Nationalhymne vor der Partie den sogenannten Wolfsgruß zu zeigen. Die Aktion solle symbolisieren, hieß es in dem Aufruf bei X, "dass das Zeichen der Grauen Wölfe kein Rassismus ist, sondern das nationale Symbol des Türkentums."
Derartige Bilder wären für Erdogan eine enorme Genugtuung. Denn die Reibungspunkte mit dem deutschen Gastgeber sind offenkundig. Nachdem Demiral, der von der Uefa zwei Spiele Sperre auferlegt worden ist, das Symbol der rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation Graue Wölfe, die als militanter Arm der rechtsextremen Partei MHP gilt, beim Achtelfinal-Erfolg (2:1) gegen Österreich als Torjubel gezeigt hatte, übte Bundesinnenministerin Nancy Faeser scharfe Kritik.
Autokorsos und Jubel bis tief in die Nacht: So haben tausende türkische Fußballfans in vielen deutschen Städten den Einzug ihrer Nationalmannschaft ins Viertelfinale der EM gefeiert.03.07.2024 | 2:23 min
Die Berliner Polizei bietet am Samstag einiges auf
In diesem Reizklima ist schwierig abzusehen, was tatsächlich am Samstag passieren wird, die Polizei sieht sich auf alles vorbereitet. 3.000 Einsatzkräfte, sagte Gewerkschaftssprecher Benjamin Jendro dem Nachrichtenportal "watson", werden im Einsatz sein.
Verboten ist die Geste in Deutschland offiziell nicht.
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Ausnahmezustand in Kreuzberg und Neukölln erwartet
Neben dem Bereich um das Stadion wird die Polizei vor allem auch die Fantreffen am Hammarskjöldplatz (Niederlande) und Breitscheidplatz (Türkei) absichern. Die Türken, die schon in den vorigen Runden die Siege ihrer Mannschaft mit Autokorsos auf dem Kurfürstendamm feierten, dürften jedoch klar in der Überzahl sein.
Gerade in den Bezirken Kreuzberg und Neukölln wird Ausnahmezustand herrschen, Fans drängen in die Cafes und Spätis, um am Bildschirm gemeinsam mitzufiebern.
Der türkische Kapitän Hakan Calhanoglu, einer von fünf Nationalspielern, die in Deutschland geboren wurden. Für ihre Landsleute wird der Samstag ein einmaliger Festtag, ihre Mannschaft steht seit 16 Jahren erstmals wieder unter den besten Acht Europas. Damals bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz war die Türkei erst im Halbfinale an Deutschland gescheitert.
Bereits in der ersten Minute kassiert Österreich gegen die Türkei das erste Tor. Zwar haben die Österreicher mehr Chancen, doch der türkische Keeper rettet sein Team ins Viertelfinale. 02.07.2024 | 7:12 min
Türken glauben an einen Sieg gegen die Niederlande
Mit Regisseur Calhanoglu, der gegen Österreich gelbgesperrt gefehlt hatte, halten die Türken einen solchen Sensations-Coup erneut für realistisch.
Und trotzdem richten sich erstmal alle Augen auf die Tribüne. Auf Recep Tayyip Erdogan.