Charkiw-Offensive: Roth sieht "neue Phase" im Ukraine-Krieg

    Interview

    SPD-Politiker zu Kreml-Offensive:Roth: "Neue Phase" im Ukraine-Krieg läuft

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    Bei Charkiw läuft weiter eine russische Offensive, gegen die sich die Ukraine stemmt. SPD-Politiker Roth sieht eine "ganz schwierige" Lage und kritisiert westliches Zögern.

    Michael Roth
    Russland nutze die Engpässe der Ukraine aus: "Jetzt schießt man aus allen Rohren, um die Ukraine kleinzukriegen", so Außenpolitiker Michael Roth (SPD). 16.05.2024 | 5:06 min
    Durch die russische Offensive bei Charkiw steht die ukrainische Armee unter Druck - und leidet weiter an einem Mangel an Waffen und Munition. Im ZDF-Morgenmagazin spricht Außenpolitiker Michael Roth (SPD) über das militärische Vorgehen Moskaus, die westliche Unterstützung für Kiew und Putins Personalrochade im Verteidigungsministerium.
    Sehen Sie oben das ganze Gespräch im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Michael Roth ...

    ... zum aktuellen Vorgehen der russischen Armee in der Ukraine

    Die Lage der Ukraine im Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg ist laut Roth aktuell "ganz schwierig". Der Westen habe zu wenig getan, um die Ukraine zu unterstützen. Erst im Herbst und Winter werde es mit der militärischen Unterstützung des Westens "deutlich besser" für Kiew, sagt Roth.
    Das nutze die russische Armee "gnadenlos" aus. "Jetzt schießt man aus allen Rohren, um die Ukraine moralisch, psychologisch, vor allem aber auch auf dem Schlachtfeld kleinzukriegen."

    Wir haben jetzt eine neue Phase des Krieges.

    Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses

    Bislang habe Russland vom ukrainischen Staatsgebiet aus seine Angriffe gestartet, bei der Offensive um Charkiw attackiere Moskau nun ausgehend vom eigenen Staatsterritorium die Ukraine, sagt Roth.
    Die vereinbarte Beschränkung beim ukrainischen Einsatz westlicher Waffen auf Angriffe innerhalb der Ukraine sei vor diesem Hintergrund problematisch. "Wir brauchen jetzt sicherlich eine neue, pragmatische Lösung."
    ZDF-Reporter Luc Walpot in Kiew
    "Die Ukrainer kämpfen mit zwei großen Problemen: Das eine ist ein zu geringes Maß an Munition und Waffen und das andere ist, die Truppen sind sehr ausgedünnt", so ZDF-Reporter Luc Walpot in Kiew.14.05.2024 | 3:25 min

    ... zur westlichen Unterstützung für die Ukraine

    Trotz der von US-Seite nun erfolgten Freigabe für die Ukraine, über das Einsatzgebiet gelieferter Waffen selbst entscheiden zu können, komme die Ukraine-Hilfe "generell zu spät", sagt Michael Roth. Man habe sechs Monate auf das große US-Unterstützungspaket gewartet. "Und die Europäische Union bekommt es nicht hin, das zu kompensieren, was bislang nicht aus den USA gekommen ist."
    Das angegriffene Land brauche Luftverteidigung, Munition, Drohnen, geschützte Wagen und Panzer. "Und davon ist derzeit eben zu wenig da", sagt Roth. Die Ukraine bitte seit Monaten "händeringend um mehr Luftverteidigung" und Patriot-Flugabwehrsysteme. Von den erbetenen sieben Patriots seien nur vier in der Ukraine oder zugesagt, drei davon aus Deutschland und eines aus den USA. "Es gibt Länder in Europa, die haben dieses System zur Luftverteidigung, niemand stellt es zur Verfügung", sagt Roth.

    Wenn wir den russischen Imperialismus jetzt nicht stoppen in der Ukraine, dann droht irgendwann auch der russische Imperialismus auf uns überzugreifen.

    Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses

    ukrainische Rettungskräfte
    Russland ist in der Offensive, die Ukraine gerät in die Defensive. Besonders Ortschaften im Raum Charkiw werden bedroht, beschossen, und evakuiert.16.05.2024 | 1:13 min

    ... zu Putins Umstrukturierung im russischen Verteidigungsministerium

    Die Berufung des Ökonomen Andrej Beloussow zum neuen russischen Verteidigungsminister zeige, dass Präsident Wladimir Putin weniger "Ideologen" brauche, sondern vor allem "Technokraten", die ihm bei der Umstellung der russischen Wirtschaft "auf Kriegswirtschaft" helfen würden, sagt Michael Roth.
    "Wir dürfen ja nicht vergessen, allein 100 Milliarden Euro gibt Russland derzeit für die Aufrüstung aus, das sind sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 40 Prozent des Haushalts."
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Update
    Quelle: ZDF, luw

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