Nach Frankreich-Wahlen: Wo auf EU-Ebene Probleme lauern
Nach Frankreich-Wahlen:Gefahr, dass EU "von innen ausgehöhlt wird"
von Amelie Hamester
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Europa ist beruhigt nach den Ergebnissen der Parlamentswahl in Frankreich. Wo auf europäischer Ebene trotzdem Probleme lauern können.
Bei der Parlamentswahl in Frankreich hat keine Partei die absolute Mehrheit erhalten. Die anstehende Regierungsbildung könnte daher schwierig werden.08.07.2024 | 1:35 min
Aufatmen in Frankreich: Nach dem überraschenden Wahlsieg des Linksbündnisses feiern Wählerinnen und Wähler auf den Straßen. Es stellt sich nun die Frage, ob sich trotzdem die Rolle Frankreichs als treibender Motor innerhalb der EU verändert.
"Für die EU bleibt es noch abzuwarten"
Sophie Pornschlegel, Expertin für deutsch-französische Beziehungen des Europe Jaques Delors Centres, warnt vor übereilten Interpretationen. Obwohl in Frankreich die große Erschütterung erst einmal ausblieb:
Die nächsten Monate werden in Frankreich lange Koalitionsverhandlungen erwartet. Keine der drei großen Wahlsieger hat eine absolute Mehrheit. Schwierig ist auch, dass die Parteiprogramme der drei Wahlsieger weit auseinandergehen. Natürlich ist diese Unsicherheit, so Pornschlegel, "keine gute Sache für Europa".
ZDF-Korrespondent Thomas Walde aus Paris mit einer Einschätzung.08.07.2024 | 1:58 min
Aber auch Brüssel befindet sich im Umbruch. Auf Europa-Ebene werden in nächster Zeit wohl keine neuen Initiativen vorgeschlagen, bis sich die EU-Kommission im Dezember bildet. Dies verschafft Frankreich etwas Zeit, um sich zu sortieren.
Die republikanische Front hat gehalten: "Eine sehr gute Nachricht für Frankreich", findet Sophie Pornschlegel. Die Konsequenzen für die Europapolitik würden trotz einer schwierigen Verhandlungsperiode nicht allzu drastisch ausfallen.
Sitzverteilung in Frankreich
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Präsident Emmanuel Macron mache weiterhin etwa zwei Drittel der Europapolitik aus, der Premierminister mitsamt Regierung ein Drittel.
Die größte Gefahr für eine Blockade der rechtsextremen Kräfte geht ihrer Einschätzung nach vom Europäischen Rat aus, in dem die Staats- und Regierungschefs das Sagen haben. Denn im Rat müssen Gesetzgebungsinitiativen oftmals einstimmig beschlossen werden.
Vor allem können Blockaden im Europäischen Rat für eine politische Stagnation sorgen. Die Krisen der vergangenen Jahre und die kommenden Budgetverhandlungen im Jahr 2025 stellen die Europapolitik vor neue Herausforderungen.
Nach der zweiten Runde der Parlamentswahl feiern die Anhänger des Linksbündnisses in Paris. Der Rassemblement National gibt sich kämpferisch.08.07.2024 | 2:15 min
Keine Politik für Protestwähler?
Die Ergebnisse in Frankreich, aber auch in den Niederlanden, Österreich und Italien zeugen von einer starken Polarisierung, so die Expertin. Auch dies müsse Europapolitik berücksichtigen. Aber: "Die EU hat es natürlich viel schwerer als die nationalen Regierungen, Politik für Protestwähler zu machen", meint Sophie Pornschlegel.
Europapolitik müsse dennoch Lösungen für die meisten Bürgerinnen und Bürger anbieten, um dem Rechtsruck standzuhalten.
Kompromissbereitschaft von den Spitzenpositionen und lösungsorientierte Vorschläge seien nun wichtiger denn je.
Frankreich steht vor einer zähen Regierungsbildung. Das könne die Rolle des Landes in der EU schwächen. In Brüssel blicke man darauf mit Sorge, sagt ZDF-Korrespondent Ulf Röller.08.07.2024 | 3:09 min