Steinmeier und Macron: Gedenken in Oradour-sur-Glane
Steinmeier und Macron in Oradour:Gedenken an die Opfer des SS-Massakers
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Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier sind zusammengekommen, um der Opfer des SS-Massakers in Oradour-sur-Glane zu gedenken. Beide betonten die Freundschaft ihrer Länder.
Bundespräsident Steinmeier und der französische Präsident Macron haben dem SS-Kriegsverbrechen in Oradour sur Glane gedacht.10.06.2024 | 1:26 min
643 ermordete Kinder, Frauen und Männer - Soldaten der SS haben am 10. Juni 1944 im französischen Oradour-sur-Glane das größte Kriegsverbrechen Nazi-Deutschlands in Westeuropa verübt.
Zum 80. Jahrestag des Massakers kamen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an diesem Montag dort zusammen, um der Opfer zu gedenken. Macron hob in seiner Rede die deutsch-französische Versöhnung als Grundlage des gemeinsamen Europas hervor. "In dieser Versöhnung steckt die Freundschaft von Deutschland und Frankreich und steckt unser Europa", so der Präsident.
Steinmeier hielt seine Rede auf Französisch, wofür ihm Macron dankte.
Der Bundespräsident entschuldigte sich für die mangelnde juristische Aufarbeitung des SS-Massakers von Oradour. "Ich möchte meine Beschämung darüber eingestehen, dass danach Mörder straflos geblieben sind, dass schwerste Verbrechen nicht gesühnt wurden", sagte Steinmeier. "Hier hat mein Land noch einmal eine zweite Schuld auf sich geladen", fügte er hinzu.
Steinmeier begrüßte es, dass der zentralfranzösische Ort einen "Freundschaftspakt" mit dem bayerischen Hersbruck besiegeln wolle. "Es sind mutige Menschen, die ein besonderes Versöhnungswerk begonnen haben", betonte er.
Am 10. Juni 1944 ermordeten Angehörige einer SS-Division im französischen Oradour-sur-Glane hunderte Zivilisten und zerstörten den Ort vollständig. Kaum ein Täter wurde zur Verantwortung gezogen.10.06.2024 | 2:40 min
Ganzer Ort von der SS ausgelöscht
Soldaten der SS-Division "Das Reich" hatten nur wenige Tage nach der Landung der Alliierten in der Normandie den ganzen Ort im Westen Frankreichs ausgelöscht. Die Männer wurden in Scheunen getrieben und erschossen, Frauen und Kinder in der Dorfkirche eingeschlossen.
06.06.2024 | 1:03 min
Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten an der Küste der Normandie. Der Auftrag: Westeuropa von den Nazis zu befreien, die damals auch die Normandie besetzt hatten. Der Tag war der Auftakt für blutige Schlachten im Zweiten Weltkrieg - und leitete die Befreiung Frankreichs sowie Westeuropas ein. Allein am D-Day kamen tausende Alliierte ums Leben.
Sie starben durch giftigen Phosphorrauch, Kugeln und Handgranaten oder verbrannten. Nur wenige Menschen überlebten das Massaker, das die SS als Vergeltungsaktion für Angriffe des stärker werdenden französischen Widerstands gegen die deutschen Besatzer ausgab.
Mit einer großen Gedenkveranstaltung in Nordfrankreich wird an den D-Day erinnert. US-Präsident Biden dankt den Soldaten, die vor 80 Jahren in der Normandie gelandet sind. 06.06.2024 | 1:52 min
Für Karin Eideloth war es "in erster Linie ein Schock", als sie erfuhr, dass ihr Großvater Adolf Heinrich einer der etwa 150 SS-Männer war, die in Oradour-sur-Glane gewütetet hatten. Seitdem setzt sie sich damit auseinander, steht seit einiger Zeit in Kontakt mit Agathe Hébras, der Enkelin eines der Überlebenden.
Treffen von Täter- und Opferenkelinnen
Steinmeier lud Eideloth ein, ihn nach Frankreich zu begleiten. Hébras erhielt eine Einladung von Macron. Beide Frauen trafen sich bereits im vergangenen April in Oradour-sur-Glane.
Dass ihr Großvater einer der Täter war, erfuhr Eideloth durch die Regisseurin Karen Breece, die die Hintergründe des grausamen Geschehens für ihr Theaterprojekt Oradour recherchiert hatte. Demnach legte der Großvater 1953 nach dem Militärtribunal von Bordeaux, das zu diesem Kriegsverbrechen stattfand, gegenüber amerikanischen Stellen ein Geständnis ab.
Es ist wahrscheinlich der letzte runde Jahrestag, an dem Zeitzeugen noch berichten können. Am 6. Juni 1944, landeten alliierte Truppen an der Küste der Normandie.06.06.2024 | 3:16 min
Bis dahin sei die Familie davon ausgegangen, dass er gegen Ende des Krieges in Ungarn im Einsatz gewesen sei, erzählt die Enkelin. Heute weiß sie: "Er war sowohl an der Erschießung der Männer in den Scheunen als auch an der Verbrennung der Frauen und Kinder in der Kirche beteiligt."
"Fassungslosigkeit und Wut": Aufarbeitung der Geschichte
Eine "Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut" habe dies bei ihr ausgelöst. Bis heute erfasse sie ein Entsetzen, wenn sie daran denke. Seitdem versteht sie, dass die Bandbreite des Menschseins sehr groß ist. "Dazu gehören eben auch Abgründe."
Fast fünf Jahre brauchte Eideloth, bis sie das erste Mal nach Oradour-sur-Glane fuhr.
Geholfen hat ihr, der Nachfahrin eines Täters, wie freundlich, offen und wohlwollend sie von den Nachfahren der Opfer empfangen wurde. "Ich habe da eine ganz große Herzlichkeit erfahren." Dafür sei sie den Menschen dort "unendlich dankbar".
Der Prozess des Verarbeitens dieses dunklen Teils ihrer Familiengeschichte ist für Karin Eideloth noch nicht abgeschlossen. Für sie steht aber fest:
Vor 80 Jahren sind die Alliierten in der Normandie gelandet: Ein Wendepunkt im Krieg gegen Nazi-Deutschland. Thomas Walde in Caen über ein D-Day-Gedenken in besonderen Zeiten. 06.06.2024 | 1:14 min