"Weißhelme" zu Assad-Terror:Verzweifelte Suche nach Geheim-Kerkern
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Eingekerkert, gefoltert, ermordet: Das Ausmaß des Assad-Terrors wird deutlicher. Die "Weißhelme" sprechen von 200.000 Vermissten - und suchen weiter nach versteckten Gefängnissen.
Die Hilfsorganisation "Weißhelme" sucht weiter nach. "Assad hat hunderttausende Menschen gefangen gehalten und gefoltert", so der stellvertretende Geschäftsführer syrischer Zivilschutz Weißhelme, Farouq Habib. Sehen Sie hier das ganze Interview.12.12.2024 | 7:00 min
Die Zivilschützer der Freiwilligenorganisation Weißhelme haben im berüchtigten syrischen Foltergefängnis Saidnaja versucht, unter der Oberfläche eingeschlossene Menschen zu finden. Ohne großen Erfolg, beklagt der Vize-Geschäftsführer der Organisation, Farouq Habib, im ZDF-Morgenmagazin.
Zehntausende entführt - Bisher 3.000 Menschen entdeckt
Tagelang hätten sie erfolglos mit Spürhunden nach unter der Erde Eingesperrten gesucht. Zehntausende Menschen seien unter der Assad-Herrschaft entführt und nach Saidnaja geschickt worden. Gefunden hätten sie jetzt aber nur etwa 3.000 Menschen.
Etwa 3.000 Menschen wurden nach dem Sturz von Assad im berüchtigten Foltergefängnis Saidnaja gefunden. Trotz umfangreicher Suche wurden viel weniger Gefangene als vermutet dort entdeckt.
Quelle: dpa
Die Horrorgeschichten, die sich in den Gefängnissen in Syrien über die Jahre abgespielt hätten, seien dokumentiert und der internationalen Gemeinschaft zugeleitet worden, betont Habib. "Es gibt tausende Bilder von Menschen, die dort gefoltert wurden unter Baschar al-Assad."
Nach dem Sturz von Diktator Assad bleibt die Lage in Syrien unklar. Viele Syrer fürchten neue Kämpfe - vor allem in den kurdischen Gebieten.12.12.2024 | 1:28 min
Druck auf Assad oder Russland bislang erfolglos
Appelle an Russland als Schutzmacht Assads, Standorte von weiteren Geheimgefängnissen bekannt zu geben, sind nach Angaben der Weißhelme bisher ungehört verhallt. Auch die Bitten an die internationale Gemeinschaft, Druck auf Assad selbst auszuüben, hätten bisher keinen Erfolg gebracht. Die Zahl der während der Regierungszeit von Diktator Assad in Syrien vermissten Personen ist hoch.
Die Helfer und Helfershelfer Assads sind naturgemäß nicht mit ihm geflohen. Nach dem Sturz des Regimes bedeutet das für die Menschen in Syrien auch, dass jetzt Täter und Opfer irgendwie miteinander leben müssen.
Nach dem Sturz Assads werden Tausende Gefangene freigelassen, die jahrelang im Saidnaja-Gefängnis in Syrien gefoltert wurden - darunter viele Frauen und Kinder. 09.12.2024 | 3:05 min
Appell: Syrer sollen nicht eigenmächtig Rache ausüben
"Es wird keinen nachhaltigen Frieden ohne Gerechtigkeit geben", sagt Habib. Jetzt gelte es, den Menschen in Syrien klarzumachen, dass sie keine Waffen mehr tragen müssten.
Auch hier ist Habib sicher: Ohne die Hilfe der internationalen Gemeinschaft sei das nicht zu erreichen. In seinen Augen ist das keine Einbahnstraße, von der nur Syrien profitiert.
Leben in den Straßen, die Märkte sind gut gefüllt: Syriens Bevölkerung feiert. Immer noch suchen Tausende nach ihren vermissten Verwandten – vermutlich ermordet von Assads Regime. 12.12.2024 | 1:53 min
Die syrische Zivilschutzorganisation "Weißhelme" ist eine private Organisation. Sie ist unabhängig von den staatlichen syrischen Zivilschutzkräften. Zu ihren wichtigsten Aufgaben nach dem Sturz des Diktators Baschar Al Assad zählen:
- die Entfernung von Schutt und nicht explodierter Munition - die Schaffung von Infrastruktur - der Zugang zu Wasser und Elektrizität für die Bevölkerung - der Wiederaufbau von Schulen und Unterricht
Hoffnung auf Abschreckung weltweit
Habib sieht eine Aufarbeitung der begangenen Verbrechen auch als eine Art Abschreckung weltweit. Eine Aufarbeitung der kriminellen Vorgänge in Syrien würde international Nachahmer abhalten, hofft er. Seine Hoffnung bezieht sich dabei auch auf Baschar al-Assad selbst:
Nach dem Sturz des Machthabers Assad ist er der starke Mann in Syrien: Abu Muhammad al-Dschulani, Chef der islamistischen HTS-Miliz. Auf dem Weg zur Macht gibt er sich moderat.10.12.2024 | 2:33 min
Das Interview führte Moma-Moderatorin Eva-Maria Lemke, zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteurin Julia Vonier.
In Syrien haben Rebellengruppen Machthaber Assad gestürzt. Angeblich wollen sie die Verfassung vorübergehend außer Kraft setzen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Liveblog
Quelle: ZDF
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