USA und Aserbaidschan halten russischen Abschuss für möglich
Flugzeugabsturz in Kasachstan:Hinweise auf russischen Abschuss mehren sich
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Nach dem Flugzeugabsturz in Kasachstan geben die USA wie auch Aserbaidschan an, Hinweise auf eine Ursache zu haben. Sie halten einen russischen Abschuss der Maschine für möglich.
Experten vermuten, dass die aserbaidschanische Maschine von russischer Flugabwehr getroffen wurde. Bilder zeigen Schrapnell-Schäden. Die Ermittlungen dauern an.27.12.2024 | 2:00 min
Die USA schließen einen Fehlschuss der russischen Flugabwehr als Ursache für den Absturz einer aserbaidschanischen Passagiermaschine in Kasachstan nicht aus. Hinweise deuten laut einem US-Regierungsvertreter auf einen Abschuss hin. Unter anderem die Sender CNN und ABC News berichteten.
Sollten sich erste Anzeichen bestätigen, sei denkbar, dass schlecht ausgebildete russische Einheiten bei der Abwehr ukrainischer Drohnen das Ziel verwechselt hätten, sagte der Beamte demnach. Der Kreml warnte in einer ersten Reaktion vor voreiligen Spekulationen.
Auch Aserbaidschan geht von Beschuss aus
Auch die aserbaidschanische Regierung sprach öffentlich von einem Waffeneinsatz gegen das Passagierflugzeug. "Die Ermittlungen werden klären, mit welcher Art Waffe die Einwirkung von außen geschah", sagte Verkehrsminister Rashad Nabiyev nach Angaben der staatlichen aserbaidschanischen Nachrichtenagentur Azertag in Baku.
Dies sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland geschehen.
Die Trümmer des abgestürzten Flugzeuges könnten Hinweise auf die Ursache des Unglücks geben.
Quelle: dpa
Überlebende berichteten aserbaidschanischen Medien, sie hätten im Flugzeug laute Geräusche gehört, als es gerade über Grosny gekreist habe. Eine Flugbegleiterin sagte, nach einem Geräusch seien automatisch die Sauerstoffmasken im Flugzeug herabgelassen worden.
Sie habe sie dem Flugbegleiter Erste Hilfe geleistet, dann sei ein weiterer Knall zu vernehmen gewesen. Es habe sich so angehört, als ob etwas die Maschine von außen getroffen habe, berichtete dieser. Er wies kasachische Behördenangaben zurück, wonach eine Sauerstoffflasche an Bord des Flugzeugs explodiert sei.
Es gebe klare Hinweise auf eine russische Rakete als Absturzursache, so Sicherheitsexperte Hoffmann. Es sei aber schwierig, zivile von militärischen Flugkörpern zu unterscheiden.27.12.2024 | 9:50 min
Experte: Vorsatz für Abschuss unwahrscheinlich
Sicherheitsexperte Fabian Hoffmann hält Vorsatz für den Abschuss für unwahrscheinlich.
Man müsse sich bewusst machen, dass die Flugzonen über Russland in einem aktiven Kriegsgebiet lägen, so Hoffmann bei ZDFheute live. "Hier fliegen täglich oder fast täglich ukrainische Drohnen dringend in diesen Luftraum ein und müssen dann eben differenziert werden von zivilen Passagiermaschinen oder auch anderen Flugkörpern, Flugobjekten im russischen Luftraum, der ja immer noch an sich geöffnet ist für die zivile Luftfahrt."
38 Tote bei Absturz in Kasachstan
Bei dem Absturz nahe der kasachischen Stadt Aktau waren am Mittwoch 38 von 67 Menschen an Bord getötet worden. 29 Menschen überlebten, viele von ihnen schwer verletzt. Die Maschine hätte eigentlich von der Hauptstadt Baku nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien fliegen sollen. Nach ersten Erkenntnissen sei es "durch physische und technische Einwirkungen von außen" zu dem Absturz gekommen, teilte die Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines am Freitag mit.
Der Krieg in der Ukraine ist auch ein Krieg der Drohnen. auslandsjournal frontlines begleitet ukrainische IT-Experten, die der Armee Technologie liefern – und damit neue Hoffnung, ihr Land gegen Russland zu verteidigen.25.07.2024 | 29:00 min
In mehreren Regionen im Nordkaukasus war an dem Morgen die russische Flugabwehr im Einsatz wegen Drohnen aus der Ukraine. Auf die Möglichkeit einer Beschädigung der Maschine durch die russische Flugabwehr wiesen zunächst Militärblogger aus Russland, aber auch ukrainische Vertreter hin. Internet-Flugzeugtracker wie Flightradar24 berichteten, dass die GPS-Daten zur genauen Position des Flugzeugs über Russland gestört worden seien. Bilder vom Heck des Wracks zeigten kleine Löcher, die wie Einschläge der Splitter von Flugabwehrraketen aussehen.
Erbetene Notlandung auf russischen Flughäfen untersagt?
Besondere Empörung löste in Aserbaidschan aus, dass der Maschine angeblich auch noch eine Notlandung auf nahen russischen Flughäfen unter Verweis auf schlechtes Wetter versagt worden sei.
Die Piloten mussten die fast nicht zu steuernde Maschine über das Kaspische Meer nach Aktau manövrieren. Höhe und Geschwindigkeit schwankten dabei erheblich. Bei einem Landeversuch in Aktau stürzte das Flugzeug ab.
Das Flugzeug startete in Baku Richtung Grosny und stürzte vor Aktau ab.
Quelle: ZDF
Russische Staatsmedien verschweigen Vorfall
In russischen Staatsmedien wurde über die massiven Vorwürfe gegen das kriegführende Land nicht berichtet. Präsident Wladimir Putin gab zwar nach einem Gipfel der Eurasischen Wirtschaftsunion bei St. Petersburg eine kurze Pressekonferenz, sagte aber nichts zu dem Flugzeugabsturz.
Sollte sich die Version eines tödlichen Fehlschusses der russischen Flugabwehr bestätigen, wäre es der zweite Fall nach 2014. Damals kämpfte die ukrainische Armee im Osten des Landes gegen eine verdeckte russische Militäroperation. Am 17. Juli 2014 schoss ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ Buk versehentlich über der Ostukraine eine Boeing der Fluggesellschaft Malaysia Airlines auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur ab. 289 Menschen kamen ums Leben. Moskau bestreitet bis heute jede Verantwortung.
Quelle: ZDF
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