UNHCR-Bericht: Weltweite Flüchtlingszahl auf neuem Höchstwert

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    UNHCR-Bericht:Weltweite Flüchtlingszahl auf neuem Höchstwert

    von Annika Heffter
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    Weltweit sind rund 117 Millionen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Krieg und Gewalt. Ein neuer Bericht des UNHCR zeigt die Gründe auf - und warnt vor Untätigkeit.

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    Die Zahl der Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Krieg und Gewalt ist 2023 auf einen neuen Höchstwert gestiegen.
    Laut "Global Trend"-Bericht des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) wurden im vergangenen Jahr weltweit insgesamt 117,3 Millionen Menschen zwangsvertrieben. Im Jahr zuvor lag die Zahl noch bei 108,4 Millionen Menschen.
    Rekord bei Zahl der Vertriebenen
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    Gründe dafür sind dem Bericht zufolge Verfolgung, Konflikte, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und "Ereignisse, die die öffentliche Ordnung gravierend stören". Mehr als die Hälfte, nämlich 68 Millionen der 117 Millionen Vertriebenen, sind demnach Binnenflüchtlinge, bleiben also in ihrem Heimatland.
    Zahl der Zwangsvertriebenen weltweit
    ZDFheute Infografik
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    3,6 Millionen neue Asylanträge weltweit

    2023 wurden weltweit 3,6 Millionen neue Asylanträge gestellt - ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten davon entfielen mit 1,2 Millionen Anträgen auf die USA. In Deutschland wurden demnach im vergangenen Jahr die zweitmeisten neuen Asylanträge gestellt, nämlich 329.100.
    Zum Vergleich: 2022 waren es in den USA noch 730.400 neue Asylanträge und in Deutschland 217.800. Auf Platz 3 und 4 liegen 2023 Ägypten (183.100 neue Anträge) und Spanien (146.800 neue Anträge).
    Migranten in Zelten
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    Generell flieht die Mehrheit der Schutzsuchenden laut dem Bericht in die jeweiligen Nachbarländer. 69 Prozent der Flüchtlinge leben demzufolge in jeweils an ihr Herkunftsland angrenzenden Staaten.

    Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Ukraine

    Die meisten Flüchtlinge, die keine Binnenvertriebenen sind und somit international Schutz suchen, kommen laut dem UNHCR-Bericht aus Afghanistan. Von 2014 bis 2022 lag Syrien noch an der Spitze dieser Liste, 2023 stiegen die Flüchtlingszahlen aus Afghanistan knapp über das Niveau des vom Bürgerkrieg geplagten Landes.
    Auch die Zahl der Schutzbedürftigen aus Venezuela und der Ukraine liegen 2023 dem Bericht zufolge insgesamt bei rund sechs Millionen Menschen.
    Geflüchtete nach Herkunftsland
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    Das UNHCR nennt zudem den Sudan als großen Krisenherd. Ende 2023 seien demnach knapp elf Millionen Sudanesinnen und Sudanesen innerhalb oder außerhalb des Landes vertrieben worden. Auch Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar führten demnach zu großem Leid und Vertreibung.

    UNHCR: "Unzählige menschliche Tragödien"

    Dem UNHCR zufolge stiegen die Vertriebenen-Zahlen damit zum zwölften Mal in Folge - inzwischen entspreche die Menge der Betroffenen fast schon der Einwohnerzahl von Japan. Filippo Grandi, der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, sagt zum neuen "Global Trends"-Bericht:

    Hinter diesen deutlichen und steigenden Zahlen verbergen sich unzählige menschliche Tragödien. Dieses Leid muss die internationale Gemeinschaft dazu veranlassen, dringend zu handeln und die Ursachen der Vertreibung zu bekämpfen.

    Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge

    Bootsmigranten im Mittelmeer. Archivbild
    Sindou kommt aus der Elfenbeinküste - und will unbedingt nach Europa. Dafür will er sein Leben bei der riskanten Überfahrt aufs Spiel setzen.27.04.2023 | 6:09 min
    Grandi appelliert an die Parteien in den Konfliktherden der Welt, das Völkerrecht zu respektieren. Gleichzeitig fordert er die Weltgemeinschaft zu besserer Zusammenarbeit auf. Ohne "konzertierte Anstrengungen zur Bewältigung von Konflikten, Menschenrechtsverletzungen und der Klimakrise" werden die Vertreibungszahlen weiter steigen, ist sich Grandi sicher. Das wiederum würde "neues Elend und kostspielige humanitäre Maßnahmen" nach sich ziehen.
    Der UN-Hochkommissar betont, dass 2023 auch Millionen von Menschen in ihre Heimat zurückgekehrt seien. Dies zeige: "Es gibt Lösungen. Wir haben gesehen, dass Länder wie Kenia bei der Integration von Flüchtlingen eine Vorreiterrolle spielen - aber es braucht echtes Engagement."

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