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Analyse
Primär im Hinterland in Ukraine:Bisher nur wenige F-16-Kampfjets im Einsatz
von Christian Mölling, András Rácz
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Bisher sind nur wenige der F-16-Kampfjets in der Ukraine im Einsatz. Das operative Umfeld ist äußerst kompliziert und die Flugabwehr Russlands ist bereits sehr effizient.
Wegen des drohenden Beschusses durch die Flugabwehr operieren die ukrainischen F-16 bisher in den ungefährdeten Teilen des ukrainischen Luftraums.
Quelle: dpa
Die F-16 werden nur langsam ein militärischer Faktor werden: Ihre Zahl ist bisher sehr begrenzt. Bis Ende 2024 sollen nur etwa 20-24 Jets eintreffen, während die Ukraine den Rest der Flotte erst 2025 erhalten wird, einige möglicherweise sogar noch später, bis 2028. Dies hängt vor allem davon ab, wie schnell die Piloten und das Wartungspersonal ausgebildet werden können.
Man muss bedenken, dass es insgesamt etwa neun Monate dauerte, bis die ersten F-16 tatsächlich ausgeliefert werden konnten: Obwohl die ukrainischen Piloten mehr Kampferfahrung haben als die Kampfpiloten der meisten Nato-Länder, stellen die F-16 eine völlig andere Generation von Kampfjets dar als die sowjetischen Flugzeuge, die sie früher flogen.
Die Ausbildung wurde durch die Sprachbarriere weiter verlangsamt. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Ausbildung der neuen Piloten und des Bodenpersonals wesentlich schneller vonstatten gehen könnte als bei der ersten Staffel.
Militärexperte Lange ist sicher, dass die Ukraine die Kampfjets bereits einsetzt. Welchen Effekt sie haben, werde sich aber erst in Wochen oder Monaten zeigen.02.08.2024 | 22:44 min
Russische Luftverteidigung tief gestaffelt
Zweitens ist das operative Umfeld äußerst kompliziert. Russland verfügt über ein hochmodernes, vielschichtiges und gut ausgestattetes Luftverteidigungssystem. Schon die Sowjetunion war besorgt über die Luftüberlegenheit der Nato und hat ihr eigenes Luftverteidigungssystem entsprechend konzipiert. Russland hat sowohl die Denkweise als auch die Infrastruktur geerbt und keine Mittel gescheut, um es weiterzuentwickeln.
Wegen des drohenden Beschusses durch die Flugabwehr operieren die ukrainischen F-16 bisher in den ungefährdeten Teilen des ukrainischen Luftraums und fliegen nicht in die Nähe der Frontlinie. Sobald sie damit beginnen, werden sie unweigerlich einige Verluste durch Flugabwehrfeuer erleiden.
Mögliche russische Raketenangriffe auf die von den F-16 angeflogenen Flughäfen stellen eine weitere ernsthafte Gefahrenquelle dar.
Die F-16-Jets seien sehr kostengünstig und "effektiv in der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern", berichtet Anne Brühl, ZDF-Korrespondentin in Odessa.05.08.2024 | 2:45 min
Begrenzte Bewaffnung
Drittens ist die derzeit für die F-16 verfügbare Bewaffnung wahrscheinlich bisher recht begrenzt, sowohl was die Anzahl als auch die Variabilität angeht. Ausgehend von den kaum vorhandenen visuellen Belegen hat die Ukraine bereits die älteren Luft-Luft-Raketen AIM-120B AMRAAM und AIM-9M Sidewinder erhalten, möglicherweise auch deren modernere Variante AIM-9X.
Die F-16 können auch die Luft-Boden-Anti-Radar-Raketen AGM-88 HARM und die Joint Direct Attack Munition (JDAM) tragen. Diese Waffen sind zwar nützlich für die Luftverteidigung und die Herabstufung der russischen Luftstreitkräfte, bieten aber nicht die von der Ukraine seit langem geforderten Langstrecken- und Präzisionsangriffsfähigkeiten.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Operation aus dem sicheren Hinterland heraus
Daher werden die ukrainischen F-16 derzeit meist nur im Hinterland eingesetzt. Sie führen nicht nur Trainingsflüge, sondern bereits auch Kampfeinsätze durch und sichern den Luftraum des Landes gegen russische Marschflugkörper und Drohnen. Da beide relativ langsam fliegen, sind sie leichte Ziele für Kampfjets, die sie viel billiger ausschalten können, als wenn sie von teuren Flugabwehrraketen abgeschossen werden müssten.
An diesem Modus Operandi wird sich in naher Zukunft wohl nichts ändern, solange es der Ukraine nicht gelingt, die russische Luftverteidigung, insbesondere in den Frontgebieten, ausreichend zu schwächen.
Laut Experten mehren sich Anzeichen, dass ein F-16-Einsatz in der Ukraine bevorsteht. Der Jet sei verlässlich. Er fordere aber einen hohen Ressourcenaufwand, so Oberst Reisner. 13.06.2024 | 15:56 min
Kein Schutz gegen russische Bomber
Das bedeutet auch, dass die F-16 kurzfristig nicht in der Lage sein werden, die ukrainischen Bodentruppen ausreichend vor den verheerenden Schlägen der russischen Gleitbomben zu schützen.
Es wird wahrscheinlich zu riskant sein, nahe genug heranzufliegen, um die russischen Bomber in großem Umfang abzuschießen. Gelegentliche Siege könnten durchaus erzielt werden, insbesondere wenn russische Bomberpiloten unvorsichtig fliegen, aber das Gesamtbild lässt sich noch nicht ändern.
Russische Propaganda sucht Angriffspunkte
Dennoch ist es bezeichnend, dass die russische Propaganda seit der bestätigten Ankunft der ersten F-16 einen höheren Gang eingelegt hat, um die in den USA hergestellten Kampfflugzeuge zu diskreditieren und ihre Bedeutung in den Augen der russischen Öffentlichkeit zu verringern.
Es wurden bereits mehrere gefälschte Nachrichten über den angeblichen Abschuss von F-16 durch die russische Luftabwehr veröffentlicht: Für eine dieser "neuen" Nachrichten wurde ein altes Bild einer abgestürzten F-16 verwendet, das Jahre zuvor aufgenommen worden war.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Moskau seine Propagandabemühungen gegen die F-16 weiter verstärken wird. Sobald das erste Kampfflugzeug abgeschossen wird, dürfte die russische Propaganda wahrscheinlich zur Hochform auflaufen.
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